Ab heute im Kommunalen Kino: Gaza Surf Club Kinonews | 31.03.2017

Surfen bedeutet Freiheit. Auch für ein paar Jugendliche im kleinen Küstengebiet von Gaza-Stadt. Und auch wenn dieses Gefühl der Freiheit vielleicht nur für die Dauer von ein, zwei Wellen aufkommt. Vielleicht werden die den Film einleitenden Aufnahmen von den Wellen, die sich am Strand brechen, deshalb in Zeitlupe wiedergegeben? Um dem Gefühl der Freiheit ein wenig mehr Raum und Zeit zu verleihen?

Wobei die nach dem ersten Brecher donnernd einsetzende Tonspur sogleich daran erinnert, dass es sich lediglich um eine – oder auch mehrere – winzige Atempausen handelt: Der Sound entstammt nämlich nicht dem zunächst erwarteten Wellengetöse; es handelt sich vielmehr um Explosionen von Luftangriffen. Deren Resultate in der folgenden eindrücklichen Kamerafahrt über Gazas Ruinenlandschaft ins Bild kommen.

Vor der Kulisse, die für Zerstörung, Terror, Elend und Unfreiheit spricht, trafen die beiden Filmemacher Philip Gnadt und Mickey Yamine in diesem schmalen, zwischen Israel und Ägypten eingeklemmten und von der sunnitisch-islamistischen Hamas beherrschten Gazastreifen auf vorwiegend junge Menschen, die versuchen, dem krisengeschüttelten Alltag und dem ständigen Ausnahmezustand auf ihren (eigentlich untersagten) Brettern zu entgleiten – als Wellenreiter. Die Community um den 23-jährigen Ibrahim Arafat ist zwar überschaubar, wirkt aber irgendwie unaufhaltsam und hoffnungsvoll; die jungen Männer und die eine Frau, die sich wegen des generellen Wassersport-Verbots für Frauen nicht zu erkennen geben kann, wollen eigentlich nur “ein wenig Normalität erleben“, wie Ibrahim sagt.

Er hat vor, den titelgebenden Gaza Surf Club eröffnen – einen Shop für Surferbedarf, von dem er sich Motivation für viele andere Menschen erhofft: Interessierte könnten hier lernen, wie man die mit Importverbot belegten Surfbretter selbst anfertigt. Zu diesem Zweck, erzählt er, will er in einer Manufaktur auf Hawaii den Surfboard-Bau erlernen; im Film ist er gerade dabei, sich unter sehr komplizierten Bedingungen die nötigen Aus- und Einreisedokumente für die USA zu beschaffen. Ob es ihm gelingt, die Reise anzutreten, das lässt der Film offen.

Sein eigentliches Thema ist auch weniger der Surfsport als der Alltag in Gaza, – und die Tatsache, dass es dort nicht nur die aus Nachrichtenbildern bekannten einzelnen Steine werfenden Jugendlichen gibt, sondern auch – und in viel größerer Zahl, junge Menschen, die die gleichen friedlichen Träume und Wünsche haben wie ihre Altersgenossen in der ganzen Welt.

Text: Erika Weisser / Bilder: © Farbfilm Verleih

Gaza Surf Club
Deutschland, Palästina 2016
Regie: Philip Gnadt, Mickey Yamine
Dokumentarfilm
Verleih: Farbfilm
Laufzeit: 86 min.
Kinostart: 31. März 2017 im Kommunalen Kino
Trailer:

Am Samstag, 1. April 2017, 19.30 Uhr, gibt es eine Premierenveranstaltung, bei der Regisseur Philip Gnadt zu Gast im Kommunalen Kino ist. Weitere Vorstellungen: Sonntag, 2. April, 17.30 Uhr, und Mittwoch, 5. April, 21.30 Uhr