Abschiebung mit Hürden: „Alles unter Kontrolle" am 22. April im KoKi Kinonews | 17.04.2017

Ein kahl geschorener Mann mit langem Fusselbart geht an der schier endlosen Warteschlange vor einer Pariser Behörde entlang und versucht, ein tags zuvor gezogenes Nummernticket zu Geld zu machen. 25 Euro will er dafür haben; die Männer, die sich auf den windigen Deal nicht einlassen wollen, beschimpft er als „Kameltreiber“, die zurück sollen in ihr „Beduinenland“.

Dabei ahnt er noch nicht, dass er der Nächste ist, der in sein Herkunftsland abgeschoben werden soll. Während der Polizeikontrolle, in die er gleich nach dem Geld-Ticket-Tausch gerät, gibt er sich denn auch noch sehr selbstsicher. Seine Papiere, belehrt er die misstrau­ischen Beamten, seien „in Ordnung“, sowohl sein Pass, der ihn als Massoud Karzaoui aus Kabul ausweist, als auch die Aufenthaltsgenehmigung. Außerdem habe er sich noch nie etwas zuschulden kommen lassen. Die beiden Polizisten sehen dies anders: Nach der Feststellung, dass ein Mann dieses Namens wegen eines Handtaschenraubs an einer alten Dame gesucht wird, nehmen sie ihn kurzerhand fest.

Zwar behauptet der Bärtige, dass es sich nicht um seine Papiere handle, dass er in Wahrheit Akim Ait-Boulfouz aus Tizi Ouzou in Algerien sei und dass er die falschen Papiere einem Mann entrissen habe, der ihn überfallen wollte. Doch das hilft ihm nichts; die Gendarmen packen ihn unsanft in ihren Dienstwagen. Und setzen damit eine turbulente Geschichte in Gang: Bei der Gegenüberstellung wird der Mann nämlich von der geschädigten Dame wiedererkannt – und anschließend zu drei Monaten Gefängnis mit anschließender Abschiebung nach Afghanistan verurteilt. Mit der Rückführung werden zwei Grenz­polizisten betraut, die mit Ausländern nicht gerade zimperlich umgehen und vor Diskriminierungen nicht zurückschrecken – insofern passen sie gut zu dem renitenten Delinquenten, der aus seiner Menschenverachtung ja auch keinen Hehl macht.

Das illustre Trio sitzt indessen bald auf Malta fest: Nach einer Notlandung gerät die Mission dort zusehends außer Kon­­trolle; Karzoui schafft es, den beiden von einem gemeinsamen Sauf-, Drogen- und Sexgelage schwer angeschlagenen Ordnungshütern zu entkommen – natürlich mit einer weiteren falschen Identität. Die Flucht macht seinen neuen Bullenfreunden schwer zu schaffen, insbesondere José Fernandez: Die ihm vor der Reise versprochene Beförderung wurde nämlich vom Erfolg des Abschiebungsauftrags abhängig gemacht. Und so will er den Entflohenen um jeden Preis wieder dingfest machen.

Nach „Monsieur Claude und seine Töchter“ hat Philippe de Chauveron erneut einen Film gedreht, der mit Klischees spielt, die dieses Mal allerdings recht albern geraten sind.

Am Samstag, 22. April kommt er zur Premierenvorstellung mit Filmgespräch im Kino Friedrichsbau. ­Beginn ist um 19 Uhr.

Text: Erika Weisser / Fotos: © Neue Visionen

Alles unter Kontrolle
Frankreich 2016
Regie: Philippe de Chauveron
Mit: Ary Abittan, Medi Sadoun, Cyril Lecomte, Slimane Dazi u.a.
Verleih: Neue Visionen
Laufzeit: 87 Minuten
Start: 20. April 2017
Trailer: