Abseits des Mainstreams: USA ist Länder-schwerpunkt des Freiburger Filmforums Kinonews | 16.05.2017

Es begann vor 32 Jahren: Da tat sich eine Handvoll engagierter Medienschaffender aus dem „Arbeitskreis Entwicklungspolitik“ des Kommunalen Kinos und der Informationszentrale Dritte Welt (iz3w) zusammen und organisierte im Mai 1985 eine „Woche des afrikanischen Films“. Dabei nahmen sie sich die Kritik des senegalesischen Filmemachers Ousmane Sembène zu Herzen, der seinen europäischen und nordamerikanischen Kollegen vorgeworfen hatte, dass sie afrikanische Menschen „anschauen wie Ameisen“: Ihr Anliegen war es, ein von exotischer Buntheit, kolonialen Bildern und allwissenden Kommentaren freies Bild dieses Kontinents, seiner Gesellschaften und Kulturen zu zeichnen.

Das ist ihnen gelungen – die „Woche des afrikanischen Films“ stieß auf große Resonanz: Es etablierte sich das Freiburger Filmforum, ein alle zwei Jahre stattfindendes Festival mit Filmen abseits des Mainstream-Kinos. Denn der Perspektivenwechsel ist bis heute unverändert geblieben: Die Vorbereitungsteams der jeweiligen Festivals legen großen Wert auf Filme, in denen die Men­schen aus den Ländern des globalen Südens selbst zu Wort kommen, in denen ihre eigene Sicht auf sich und ihre Lebensumstände relevant ist.

Dabei geht es längst nicht mehr nur um Afrika. Mittlerweile gehören auch Filme aus Asien, (Latein-)Amerika und ­Ozeanien zu dem umfangreichen Programm, das die Veranstalter jedes Mal sorgsam zusammenstellen. Ein Festival, das nach Aus­kunft seines diesjährigen Leiters Mike Schlömer „in Deutschland einzigartig und für Filmschaffende aus aller Welt ein Begriff und von großer Bedeutung“ ist. Weswegen sie auch gerne persönlich zur Präsentation ihrer Filme nach Freiburg kommen.

Mike Schlömer koordiniert das Freiburger Filmforum 2017.

Auch 2017 werden wieder einige Gäste erwartet, unter anderem aus dem diesjährigen Schwerpunktland USA. Die Programmreihe „America the Beautiful“ umfasst historische und aktuelle, dokumentarische und experimentelle Filme sowohl namhafter als auch junger unabhängiger Filmemacher. Diese Produktionen eröffnen einen Blick auf das Leben in multiethnischen Vierteln in New York, auf unterschiedliche Formen von Diskriminierung von Afro-Amerikanern, auf Arbeitskämpfe und die Situation der First Nation People. Darunter: „In Jackson Heights“ von Frederick Wiseman und „I am not your Negro“ von Raoul Peck.

Außer dem Länderschwerpunkt USA gibt es wie immer auch Themenschwerpunkte. Zu denen gehören nach wie vor Krieg, Vertreibung und Flucht. Einen ungeschönten Zugang zu diesem Thema bietet der Eröffnungsfilm „Callshop Istanbul“, eine Beschreibung der trostlosen Lebenssituation der zahlreichen Geflüchteten, die in der Türkei fest­sitzen.

Text: Erika Weisser / Fotos: © Turtle Films

„America the Beautiful“
Freiburger Filmforum
Filme aus Afrika, Amerika, Asien, Ozeanien
22.–28. Mai 2017
Kommunales Kino im Alten Wiehrebahnhof
Urachstr. 40, 79102 Freiburg

Infos: 07 61/45 98 00 22
www.freiburger-filmforum.de