Auf den Trichter gekommen: Peter Unmüßig managt derzeit eine Milliarde Euro Politik & Wirtschaft | 08.12.2017 | Lars Bargmann

Peter Unmüßig (PU) sitzt in seinem Büro an der Elsässer Straße und zeichnet einen Trichter auf ein Blatt Papier. Über dem Trichterrand steht eine 100, an der Trichterwand steht eine 6 und unterm Trichter wieder eine 100.

Dieser Trichter ist sein Geschäftsmodell: Jedes Jahr müssen 100 Millionen Euro neues Projektvolumen in den Trichter rein, sechs Jahre dauert im Schnitt eine Entwicklung von der Idee bis zur Schlüsselübergabe, 100 Millionen gehen jedes Jahr raus an den Markt. Zumeist an institutionelle Anleger. „Unsere Produkte sind Investments für Pensionskassen oder Lebensversicherer“, sagt der Freiburger.

Rund 30 Mitarbeiter befassen sich in der Unmüssig-Gruppe mit dem Trichter, dazu kommen noch einmal 50 in den Tochterunternehmen Unmüssig Immobilien Management GmbH, Hausverwaltung und Wärme Kontor Freiburg GmbH. Das Bauen für Anleger hat Tradition bei Unmüssig. Schon 1988 wurde ein Wohn- und Geschäftshaus am Platz der Zähringer in Freiburg für zehn Millionen Euro an die Vorsorge Lebensversicherung verkauft.

Die Firma wurde von Unmüßigs Vater Adolf vor 70 Jahren gegründet, allein in den vergangenen 40 Jahren baute sie etwa 1,5 Millionen Quadratmeter Nutzfläche mit einem Investitionsvolumen von mehr als 2,5 Milliarden Euro. „Wir sind nach der Schörghuber-Gruppe der älteste Projektentwickler in Deutschland“, sagt Peter Unmüßig. Der Mann denkt heute nicht mehr so sehr an einzelne Häuser, er denkt in Konzepten: Was ist wo warum zu welcher Zeit am Immobilienmarkt nötig? Was ist wie und an wen vermarktbar?

Nur zwei der aktuellen Projekte: Das Bauvorhaben Medicus (o.) baut Peter Unmüßig am Freiburger Güterbahnhof, den Neuen Markt in Emmendingen.

Eine Antwort geben die Westarkaden. Während sich das 120 Millionen-Euro-Projekt in Freiburg immer wieder auch gegen Kritiker behaupten muss, entsteht das Konzept in Heidelberg schon wieder. Es mischt Wohnen mit Einzelhandel, Gastronomie mit Büros, Parkflächen mit Freiflächen, Wohnen mit Dienstleistungen. Auch wenn der Slogan „Städtle in der Stadt“ in Freiburg ob seiner Größe immer ein bisschen schmunzelnd quittiert wird, zum Konzept passt er: Menschen wohnen, gehen nebenan einkaufen, zur Apotheke, zum Friseur, arbeiten vielleicht sogar im Nebengebäude. In Heidelberg sind es 35.000 Quadratmeter, mithin fünf Fußballfelder, auf denen das Konzept funktionieren kann.

Relativ neu im Portfolio sind Hotelbauten wie das Motel One, das PU am Siegesdenkmal gebaut hat. Mit Hotelketten-Chef Dieter Müller, der aktuell 30 neue Hotels in der Pipeline hat, hat Unmüßig einen schlagkräftigen Abnehmer gefunden. Ein zweites Motel One – nebst Wohnungen und Büroflächen – baut er in Karlsruhe. Es wird wohl nicht das letzte bleiben. In Frankfurt ist zudem ein 25 Millionen Euro schweres Holiday Inn im Bau, dort baut die Gruppe mit dem Blue Horizon (80 Millionen) derzeit das höchste Haus der Firmengeschichte. 65 Meter reckt sich der Wohnturm in die Höhe. Verkauft ist er bereits an die Patrizia Deutschland GmbH.

In Emmendingen entsteht für 45 Millionen Euro der Neue Markt, in Stuttgart auf 40.000 Quadratmetern das Wohn- und Büroprojekt Compass, am Güterbahnhof in Freiburg wird bald der Spaten für Medicus gestochen: 17.000 Quadratmeter mit Boardinghouse, Büros, Einzelhandel, Gastronomie, einem Fitness-Center der Freiburger Rückgrat-Gruppe und einer Kita. Investition: 75 Millionen Euro. In Landwasser soll Mitte 2019 mit dem 95 Millionen Euro schweren Neubau des neuen Einkaufszentrums und rund 200 Mietwohnungen auf 23.000 Quadratmetern begonnen werden. „Wir bauen in Freiburg nur noch Mietwohnungen, das braucht die Stadt mehr als Eigentumswohnungen“, sagt Unmüßig.

Im Moment liegt das Volumen geplanter oder im Bau befindlicher Projekte bei einer Milliarde, die normale Kapazität liegt bei 600 Millionen. Unmüßig ist Kaufmann, ein kreativer Kopf. Neben den Westarkaden hat das Freiburger DRK seinen Sitz. Das Rote Kreuz stand vor der Sanierung seiner Tiefgarage. Voraussichtliche Kosten: eine Million Euro. Unmüßig übernahm die Sanierung und bekam dafür das Recht, auf der Tiefgarage fast 3000 Quadratmeter Apartments zu bauen. Und auch die kommen wieder in den Trichter.

Foto und Visualisierungen: © Unmüssig