Badenova goes Handy-Branche STADTGEPLAUDER | 03.11.2016

Die Badenova AG erschließt neue Geschäftsfelder: Der südbadische Energieversorger hat mit der Kölner SH Telekommunikation Deutschland GmbH die Sparstrom GmbH gegründet, die im Internet unter Sparstrom.de bundesweit Strom, Gas und Handys vertreibt.

„Die digitale Energiewende wird den Markt mehr verändern als die Frage nach der Stromproduktion“, ist Badenova-Vorstandschef Thorsten Radensleben überzeugt. Das Smartphone sei dabei das zentrale Thema. Die Kunden, alte oder neue, können bei Sparstrom.de für zwei Jahre reinen Ökostrom oder Erdgas ordern und bekommen noch ein Galaxy S 7, ein iPhone 6S oder auch ein iPad Air 2 – ohne Vertragsbindung. Die Energiepreise sind für 24 Monate festgeschrieben.

„Bei der Kombination von attraktiven Energie- mit hochwertigen Telekommunikationsangeboten sehen wir uns bundesweit als Vorreiter“, sagt Marcel-André Friedrich, der bei der Badenova das Geschäftsfeld Markt und Energiedienstleistungen verantwortet und auch Geschäftsführer der neuen Gesellschaft ist. Wie viele Sparstrom-Verträge bisher verkauft wurden, war bis zum Redaktionsschluss nicht zu erfahren.

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Kerngeschäft: Trotz der Mobilfunkoffensive produziert Badenova auch weiter Strom. 22 Millionen Euro hat das Unternehmen in vier neue Windräder am Kambacher Eck gesteckt. Sie sollen ab Frühjahr 28 Millionen Kilowattstunden Strom jährlich liefern und rund 10 .000 Haushalte versorgen.

Die Energieversorger stehen vor allem wegen der Energiewende unter starkem Druck. Bislang hat es die Badenova – anders als etwa Eon, RWE oder die EnBW – zuverlässig geschafft, sicher in der Gewinnzone zu landen. Rund 50 Millionen Euro waren es zuletzt, die nahezu komplett an die kommunalen Anteilseigner ausgeschüttet werden. Das gelinge aber nur wegen des rigiden Sparkurses, der im Vergleich zu 2007 jährlich rund 27 Millionen Euro gebracht habe, wie Vorstand Maik Wassmer erzählt. Denn im gleichen Zeitfenster hat das Unternehmen 30 Millionen Euro Gewinn verloren.

Jetzt macht die Digitalisierung den Versorgern – ebenso wie Banken oder Tageszeitungsverlagen – stark zu schaffen: Online-Portale verdienen heute beim Vertrieb von Waren und Dienstleistungen mehr als die, die diese Waren erzeugen oder diese Dienstleistungen anbieten. Und einige verkaufen über solche Portale auch Energie, obwohl sie mit der Erzeugung gar nichts am Hut haben. Fohlenstrom.de etwa, eine Info-Seite, die das Image der Gladbacher Borussia nutzt, hinter der aber ein lokaler Energieversorger steht. Oder Lifestrom: Eine Seite der Pro7/Sat1-Gruppe, die Strom und Gas für Eon vertreibt. „Durch die Vernetzung kommen viele neue Player hinzu, das bisschen Energie wird bei denen nebenher mitgemacht“, sagt Radensleben.
Er will nicht tatenlos zusehen: Sieben Mobilfunk-Geschäfte im Badenova-Gebiet verkaufen mittlerweile nicht nur Handys, sondern auch Strom- und Gaslieferverträge. Wichtig sei, den Kontakt zu den Kunden zu halten, neue auf sich aufmerksam zu machen. Ein iPhone macht da schon mehr Eindruck als eine saubere Kilowattstunde Wasserstrom.

Dem Vorstandssprecher geht es aber auch um den Zugewinn von Know-how. Die Strombranche ist im Vergleich zur Mobilfunkbranche eine lahme Ente. Die Handybranche schnürt montags einen neuen Tarif, dienstags steht die Kampagne, ab mittwochs wird verkauft und sonntags werden die neuen Verträge gezählt. Bis ein Versorger das auf die Reihe kriegt, vergehen Monate.

Badenova hat zudem eine neue App entwickelt (www.wunder-fitz.de), die viele Informationen über die Region bietet – und nebenher auch Badenova bewirbt –, hat spezielle Mobilfunktarife für SC-Fans erarbeitet, berät Businesskunden bei Mobilfunkverträgen und verkauft solche auch selbst. „Wir werden kein Telefonladen“, so Radensleben, „aber wir werden von dieser Branche lernen.“

Text: Lars Bargmann / Foto: © Badenova