„Bau am offenen Herzen“: Kestenholz investiert 25 Millionen Euro in Südbaden Politik & Wirtschaft | 02.12.2017 | Tanja Senn

Neue Modelle als lebensgroße 3D-Projektionen. Multi-Touch-Tische mit Lack- und Polstermustern zum Anfassen. Die Konfigurierung des Wunschwagens per Tablet. So soll bei Kestenholz die nächste Generation Autohaus aussehen.

Und das ist keine ferne Zukunftsmusik: Bis Ende 2020 will der Mercedes-Händler seinen Freiburger Sitz fit für die Zukunft machen. Neun bis zwölf Millionen Euro nimmt er dafür in die Hand. Insgesamt sollen bis 2025 rund 25 Millionen Euro in die vier deutschen Standorte fließen.

Die erste Veränderung ist schon sichtbar: Wo bis Ende Oktober der gläserne Turm des Smart Centers stand, klafft nun ein Bauloch. Es wird nicht der einzige Abriss bleiben: Ein Teil des Autohauses im Gewerbegebiet Haid soll einem Neubau weichen, die Bereiche PKW und Nutzfahrzeuge werden dadurch räumlich klar getrennt.

In Lörrach und Bad Säckingen geht der Basler Händler, der seit anderthalb Jahren in Deutschland aktiv ist, noch einen Schritt weiter: Hier will man sich bald ausschließlich auf PKW konzentrieren. Dafür entsteht in Weil am Rhein im kommenden Jahr ein neues Nutzfahrzeugzentrum. Der Standort in Lörrach wird bis 2025 komplett abgerissen und neu gebaut, in Bad Säckingen zieht die Niederlassung innerhalb der nächsten vier Jahre um.

„Der gesamte Betrieb wird ein neues Gesicht erhalten“, kündigt Geschäftsführer Volker Speck (rechts) an. In Freiburg sei dafür ein „Bau am offenen Herzen“ nötig. Wo momentan Gebrauchtwagen verkauft werden, soll eine Hightech-Verkaufsfläche entstehen. „Wir können nicht alle Modelle im Haus haben“, sagt Speck. „Stattdessen wird es 1:1-Bildschirme geben, an denen das Auto konfiguriert wird.“

Der Smarttower ist mittlerweile – wir berichteten exklusiv – abgerissen.

Auch auf die Veränderung der Mobilität will sich Kestenholz einstellen: Beim Umbau werden zusätzliche Elektro-Zapfsäulen installiert. Schließlich will Daimler neben seinen sieben Hybridfahrzeugen bis 2022 auch sieben reine Elektromodelle auf den Markt bringen, Anfang 2018 soll zudem der erste Wasserstoff-Hybrid auf die Straße. „In fünf Jahren werden wir zehn bis zwanzig Prozent E-Fahrzeuge verkaufen“, prognostiziert Thomas Kestenholz, der das Familienunternehmen in der dritten Generation leitet. Dass Elektromobilität gefragt ist, sobald sich der Preis dem Benziner anpasst, beweist momentan der Smart: Von den Kleinstwagen, die bei Kestenholz vom Hof rollen, haben stolze 60 Prozent einen Elektroantrieb. Kestenholz investiert übrigens auch selbst in den Klimaschutz: Auf den Neubau am Freiburger Stammsitz kommen Solarmodule.

Zahlen & Fakten: Kestenholz Deutschland

Verkaufte Neufahrzeuge: 2478 (2016) / 2620 (Erwartung 2017)

Verkaufte Gebrauchtfahrzeuge: 2388 (2016) / 2450 (Erwartung 2017)

Umsatz 2017: 190 Mio. Euro (Vergleich zu 2016 wegen Übergang von Daimler nicht möglich)

Marktanteile PKW: 18,9 % (2016) / 22,9 % (08/2017)

Marktanteile Transporter: 19,0 % (2016) / 17,6 % (08/2017)

Marktanteile LKW: 37,6 % (2016) / 33,5 % (08/2017)

Fotos: © tas, bar