Bauernmarkt 2.0: Marktschwärmer kommen nach Freiburg STADTGEPLAUDER | 26.04.2017

Im Internet Lebensmittel bestellen und trotzdem direkten Kontakt zum Bauer haben: Das ist die Idee hinter der „Marktschwärmerei“. In einer Art Internet-Hofladen bestellen die Kunden Obst, Gemüse, Wein, Brot & Co. bei Erzeugern aus der Region. Die brauchen sich nicht mehr auf dem Markt die Füße platt stehen und auch nicht – wie bei anderen Online-Shops – die Waren bis vor die Haustür liefern. Stattdessen treffen sich Landwirte und Käufer einmal die Woche nach Feierabend in der Marktschwärmerei. Auch Freiburg bekommt nun seinen ersten Online-Bauernmarkt. Los geht’s am 11. Mai.

Jeden Donnerstagabend von 17 bis 19 Uhr soll sich dann der Skateshop „Layback“ in der Schopfheimer Straße in einen Marktplatz verwandeln. Honig von der Freiburger Stadtimkerei, Marmelade aus Staufen, Käse aus Buchenbach, Öl aus Waldkirch oder Brot aus Vogtsburg im Kaiserstuhl – rund zehn Erzeuger haben sich bisher der Freiburger Marktschwärmerei angeschlossen.

Zusammengebracht haben sie Barbara Schneider und Lisa Magdalena Soravia. Die beiden organisieren als sogenannte „Gastgeberinnen“ die erste Schwärmerei in Freiburg. Die Idee dafür stammt aus Frankreich. Vor sechs Jahren gründete hier das Start-Up „La Ruche qui dit Oui!“ den ersten Marktplatz. Seitdem gibt es in Frankreich rund 800 davon, in Deutschland sind es etwa 30 – die meisten davon in Berlin.

Für die Online-Plattform, das Marketing und die Buchhaltung sorgt das Netzwerk, den Aufbau vor Ort übernehmen die Gastgeber. Dafür fließen je 8,35 Prozent der Einnahmen an die Organisation und die Gastgeber. Für die Landwirte rechnet sich die Schwärmerei dennoch: Durch die Bestellungen wissen sie genau, wie viel Ware sie produzieren und anliefern müssen. Keiner fährt mit halbvollen Kisten wieder nach Hause und auch die Standgebühr entfällt. Zudem müssen die Erzeuger nicht stundenlang an ihrem Stand auf Kunden warten – die Kunden holen die Waren innerhalb von zwei Stunden ab.

Diese zwei Stunden sind bewusst so gewählt, dass hier auch Berufstätige einkaufen können, die es sonst nicht auf den Markt oder in den Hofladen schaffen. „Wir holen die Hofläden in die Stadt“, sagt Schneider. Besonders wichtig ist ihr der Austausch zwischen den Stadtbewohnern und den Landwirten. Sich eine Lebensmittelbox nach Hause zu bestellen, wie es andere Online-Shops anbieten, mag bequemer sein – den Hersteller lernt man dabei aber nicht kennen. „Bei uns trifft man gleich mehrere Erzeuger, kann sich informieren, woher die Waren kommen, wie sie hergestellt werden und kann natürlich auch probieren“, erläutert die 42-Jährige das Konzept. Zusätzlich ist ein kleines Programm geplant: Ein Foodtruck, der zeigt, was man aus den Waren kochen kann, Vorträge von Landwirten oder auch mal ein Grillfest.

Marktschwaermer

Die beiden Gastgeberinnen Barbara Schneider (links) und Lisa Soravia (rechts) auf Hofbesuch.

Schneider wird bald nicht nur Gastgeberin sein, seit kurzem ist sie auch Mitarbeiterin der Marktschwärmerei Deutschland und dafür zuständig, die Schwärmereien nach Baden-Württemberg zu bringen. In Freiburg wäre noch Platz für ein, zwei weitere Marktplätze, ist sie sich sicher, und auch im Umland sieht sie Bedarf. Gastgeber kann jeder werden, der ein paar Stunden Zeit pro Woche mitbringt. Unterschätzen sollte man den Zeitaufwand allerdings nicht: „Wir sind jetzt in der Eröffnungsphase mindestens zwei Stunden am Tag mit der Organisation beschäftigt“, sagt Soravia, die den Aufbau der Freiburger Schwärmerei neben ihrer Arbeit als Werbetexterin betreibt.

Allein die Auswahl der Landwirte nehme viel Zeit in Anspruch. „Wir sind da sehr anspruchsvoll“, sagt die 33-Jährige. Eine Bio-Zertifizierung brauchen die Bauern nicht – „die können sich kleine Betriebe manchmal gar nicht leisten“ –, trotzdem müssen sie nachhaltig und ökologisch arbeiten. So arbeiten Schneider und Soravia etwa mit dem Melcherhof in Buchenbach zusammen, der alte, vom Aussterben bedrohte Nutztierrassen züchtet, oder mit der Weinerei Feser, die Reben anbaut, die nahezu ohne Pflanzenschutz auskommen.

„Es ist so faszinierend, wenn die Erzeuger anfangen, von ihren Produkten zu erzählen – man merkt, dass sie da voll und ganz dahinter stehen“, schwärmt Schneider. „Wir haben dadurch so viel gelernt und so viele Erfahrungen gemacht – und wollen, dass das die Freiburger durch die Marktschwärmerei nun auch können.“

Lust, auch Marktschwärmer zu werden?

Hier könnt ihr euch kostenlos registrieren und ab morgen eure Lebensmittel bestellen. Unter den ersten 100 Anmeldungen verlosen die Gastgeberinnen einen 30-Euro-Gutschein auf den ersten Einkauf. Alle aktuellen Infos gibt’s auf facebook.