Bauverein löst Führungsproblem: Marc Ullrich übernimmt den Vorstandsvorsitz STADTGEPLAUDER | 02.02.2017

Die Auseinandersetzung mit dem geschassten Vorstandsvorsitzenden Markus Schwamm geht weiter, aber bei der Suche nach einem Nachfolger und einem neuen Stellvertreter ist der Bauverein Breisgau (BVB) jetzt fündig geworden. Marc Ullrich wird den Chefposten spätestens zum 1. August übernehmen. „Mit Ullrich bekommen wir einen neuen Vorsitzenden, der urgenossenschaftliche Gene hat“, sagt BVB-Aufsichtsratschef Martin Behrens auf Anfrage des Freiburger Stadtmagazins chilli. Auch mit dem neuen Vize sei man sich einig, den Namen könne er indes noch nicht nennen. Beide Personalien wurden einstimmig beschlossen.

Die Akte Schwamm kann an der Zähringer Straße noch nicht geschlossen werden. Es geht um einen Auflösungsvertrag mit dem Kurzzeit-Vorstandschef, es geht nach chilli-Informationen um mehrere hunderttausend Euro. „Es gibt keine Einigung und es sieht so aus, als ob das auch noch eine Weile gehen wird“, sagt Behrens. Schwamms Anwalt Christoph Fingerle bestätigt das: „Die Gespräche haben noch nicht zu einem Ergebnis geführt.“ Wie weit die Vorstellungen auseinander gehen, wollte Behrens nicht sagen. Es war der 14. Oktober, als er Schwamm mitteilte, dass das elfköpfige Aufsichtsgremium ihn als Chef widerruft. Eine außerordentliche Vertreterversammlung am 22. November hatte den Akt formal bestätigt. Seither wird verhandelt.

Geklärt ist nun aber der vakante Vorsitz. Der 39-jährige Ullrich war von 2001 bis 2009 Leiter des Gebäudemanagements bei der Baugenossenschaft Familienheim-Rhein-Neckar, von 2007 bis 2010 Geschäftsführer von deren Tochter EBG Entwicklungs- und Bauträger GmbH und ist seit 2009 Vorstandsvorsitzender des Bau- und Sparvereins Ravensburg, die rund 1000 eigene und 2600 Wohnungen in der Verwaltung hat. Der ehemalige Bundesliga-Baseballspieler verantwortete in 2015 eine Bilanzsumme von rund 30 Millionen Euro. Zum Vergleich: Der Bauverein hatte im gleichen Jahr knapp 260 Millionen Euro. „Freiburg ist eine spannende Lage und eine tolle Stadt und es wird unsere Aufgabe sein, Lösungswege zu finden, die preiswerten Wohnraum weiter möglich machen“, sagt Ullrich.

Auch der designierte Vize hat genossenschaftlichen Stallgeruch, dem Vernehmen nach soll er aus der Region stammen. Geplant ist, dass das neue Führungsduo noch vor der Sommerpause seine Arbeit aufnimmt. Dann kann der langjährige Denker und Lenker des Bauvereins, Reinhard Disch, verspätet in den Ruhestand gehen. Auf beide Posten hatte es rund 60 Bewerbungen aus der ganzen Republik gegeben. Die jüngsten Turbulenzen haben der Anziehungskraft der Genossenschaft offenbar keinen Wind aus den Segeln genommen. „Der Bauverein hat weiter Strahlkraft“, sagt Behrens.

Bis Juni wird Disch das Schiff weiter steuern, und es stehen wichtige Entscheidungen an. Voraussichtlich im März wird der Grundstein fürs 30-Millionen-Projekt Uni-Carré mit 140 Wohnungen (wir berichteten) gelegt. Hier wird übrigens wohl die bisher eher als Bauträger bekannte Freiburger Treubau AG die Aufgabe des Generalunternehmers annehmen.

Über Bord gefallen ist indes der Plan, dass der Bauverein auf den östlichen Gutleutmatten das Haus „Laubenpieper“ mit 16 preisgebundenen Mietwohnungen von der Wohnbau Baden AG kauft. WOBAG-Vorstand Klaus Ruppenthal hat dieses Projekt nunmehr an einen privaten Investor verkauft, der mehr Geld auf den Tisch gelegt hat, als mit dem BVB vertraglich vereinbart worden war. „Wir sind dem Wunsch der WOBAG hier nachgekommen, der Aufsichtsrat trägt die Entscheidung mit“, sagt Disch. Die Rückabwicklung sei für den Bauverein kostenneutral. Ganz anders also als der Fall Markus Schwamm.

Text: Lars Bargmann / Foto: © Privat