Bekommt Freiburgs Westen ein Naturbad? STADTGEPLAUDER | 25.03.2016

Mehr als zehn Jahre ist es her, dass der letzte Badegast im Außenbecken des Freiburger Westbads seine Runden gezogen hat. Und fast schon ebenso lange fordert der Freundeskreis Westbad die Wiedereröffnung. Jetzt könnte der Wunsch wahr werden: Dieser Tage hat Regio-Bäder-Chef Oliver Heinz eine Machbarkeitsstudie für ein Naturfreibad vorgestellt. Doch noch sind viele Fragen offen.
 
So könnte der neue Außenbereich des Westbads aussehen: ein Naturfreibad für rund 2,6 Millionen Euro.
 
Ein von grob behauenen Steinen umfasstes Becken, das Wasser leicht grünlich, daneben ein mit Schilf bewachsener Tümpel für die Wasseraufbereitung – so ähnlich wie im Naturerlebnisbad in Murg am Rhein könnte es bald auch am Westbad aussehen.
 
Auf Vorschlag des Freundeskreises Westbad hat der Gemeinderat prüfen lassen, ob sich ein Naturbad realisieren lasse. Die Vorteile liegen auf der Hand: Während ein konventionelles Bad mit geschätzten 4,5 Millionen Euro zu Buche schlage, belaufen sich die Kosten für ein Naturbad laut Gutachten der Firma Eko-Plant auf 2,6 Millionen. Auch der Betrieb eines Naturbads sei mit rund 210.000 Euro jährlich nicht einmal halb so teuer wie der eines Schwimmbads mit Chemie.
 
Für den Freundeskreis ist das nicht das einzige Argument. „Chlorbäder haben wir genug in Freiburg“, meint der Vorsitzende Nicolai Bischler, der auch Vorsitzender des Bürgervereins Betzenhausen-Bischofslinde ist. „Ein Naturfreibad wäre ein Alleinstellungsmerkmal, mit dem wir uns von den anderen Bädern abheben.“
 
Doch es gibt auch Kritik an den Plänen: An besonders heißen Tagen mit vielen Besuchern könne es sein, dass die biologische Reinigung nicht mehr hinterherkommt – eine tageweise Schließung oder Begrenzung der Besucherzahl wäre die Folge. Zu diesem Schluss kommt die Regio-Bäder-Leitung aufgrund einer Stellungnahme des Beratungsbüros Rohlfing. Etwas prekär: Inhaberin Inés Maria Rohlfing hat ihre Doktorarbeit über eines der Eko-Plant-Bäder geschrieben – ein Bad, das seit seiner Eröffnung nicht einmal wegen schlechter Wasserqualität schließen musste.
 
Auch bei den anderen von ihnen geplanten Bädern habe es nie Probleme gegeben, so Eko-Plant-Bioingenieur Carsten Lorf. Die Vorgabe der Regio Bäder sei ein Bad für jährlich rund 50.000 Besucher gewesen, einige Tage hintereinander mit Besucherrekorden von viereinhalb- bis fünftausend Besuchern wie es sie vergangenes Jahr etwa im St. Georgener Freibad gegeben hat, seien kein Problem. Schwierig werde es, wenn die Besucherzahlen kontinuierlich überschritten werden. Dann müsste man ein größeres Bad konzipieren.
 

 
Auch in Murg, das dem Freundeskreis als Vorbild dient, musste das Bad bisher keinen Tag schließen. Hier sorgt ein eigener Tiefbrunnen für genügend kühles Frischwasser. Hohe Besucherzahlen seien auch deshalb kein Problem, weil sich die Menschen nicht so lange im rund 23 Grad kühlen Wasser aufhielten, erzählt Murgs Bademeister Wolfgang Büttner. Stören würde das die wenigsten. Im Gegenteil: Einige Gäste würden eine Anfahrt von bis zu 50 Kilometern in Kauf nehmen, weil sie das natürliche Wasser schätzten.
 
Die kühlen Wassertemperaturen zu erreichen, sei auch ohne Tiefbrunnen kein Problem, ist sich Lorf sicher. Der Wasserverbrauch sei immer noch geringer als bei einem konventionellen Bad, allerdings könnten sich die Betriebskosten in besonders heißen Sommern dadurch erhöhen.
 
Für die Mitglieder des Sportausschusses, dem das Gutachten Ende Februar vorgestellt wurde, sind noch zu viele Fragen offen. Heintz kündigt daher an, dass man noch weiter in die Tiefe gehen und mit weiteren Experten sowie Betreibern von Naturbädern sprechen werde. Und hernach auch mit den Fraktionen im Rathaus.
 
Denn obwohl viele Stadträte Bedarf für ein Freibad in Freiburg-West sehen – die Finanzierung ist noch unklar und auch die Idee des Naturbads überzeugt nicht jeden. „Ich finde, ein Naturbad in unmittelbarer Nähe eines Sees macht wenig Sinn“, äußert sich etwa Hermann Aichele, sportpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion. Ein Argument, das Bischler nicht nachvollziehen kann: „Ich würde nicht im Flückiger See baden – erst recht nicht mit Kleinkindern.“ Scherben am Ufer, die Unsicherheit über die Wasserqualität oder die Nacktbader würden viele Leute abschrecken. Ein Freibad im stark wachsenden Westen, wo immer mehr Grünflächen und Freizeitmöglichkeiten verschwinden würden, habe eine wichtige soziale Funktion: „Wir brauchen das Freibad dringend. Natürlich würden wir auch ein konventionelles Bad nehmen, aber unsere Liebe gehört dem Naturbad.“
 
Text: Tanja Bruckert / Foto: © Eko-Plant, Gemeinde Murg