Betreuung und Bildung: Das wollen die OB-Kandidaten für Freiburgs Familien 4family | 06.04.2018 | fifu

Am 22. April wählen die Freiburger ihren neuen Oberbürgermeister. Die Themen „Betreuung“ und „Bildung“ stehen bei den meisten ganz oben auf der Agenda. Schließlich leidet die wachsende Stadt unter zu wenig Kita-Plätzen und maroden Schulen. Doch wie wollen die Kandidaten diese Probleme konkret angehen? B. Zettis findefuchs hat bei den sechs Anwärtern auf den OB-Posten nachgefragt.*

Anton Behringer
Derzeitiger Beruf: selbst­ständig im ­IT-Bereich u.a.
Familienstand: geschieden
Tritt an für: parteilos

Sollten die Gebühren für Kitas gesenkt werden? Wenn ja, wie kann die Stadt den Gebührenausfall kompensieren?
Für bedürftige Familien sollen die Gebühren gesenkt werden.

In Freiburg fehlen Kita-Plätze und Erzieher. Wie wollen Sie das ändern?
Die Baubehörden müssen den Kitas eine höhere Priorität einräumen. Die Suche nach Erzieherinnen seitens der Stadt muss intensiviert werden. Mehr Ausbildung in diesem Bereich.

Investiert die Stadt aktuell genug in die Sanierung der Schulen?
Nein, viele Schulen sind in einem schlechten Zustand. Mit Hochdruck müssen zum Beispiel alle Schul-WCs auf mitteleuropäischen Standard gebracht werden. Teilweise gibt es da inakzeptable Zustände. Auch an Cafeterien fehlt es.

Martin Horn
Derzeitiger Beruf: Städtischer ­Europa- und Entwicklungs­koordinator in Sindelfingen
Familienstand: verheiratet, ein Sohn
Tritt an für: überparteilicher Kandidat

Sollten die Gebühren für Kitas gesenkt werden? Wenn ja, wie kann die Stadt den Gebührenausfall kompensieren?
OB Salomon wollte im Dezember 2017 die Kitagebühren um 20 Prozent erhöhen. Ich finde, Familien müssen ent- und nicht weiter belastet werden! Mit mir wird es daher keine Erhöhungen geben. Perspektivisch setze ich mich für eine Abschaffung der Beiträge ein.

In Freiburg fehlen Kita-Plätze und Erzieher. Wie wollen Sie das ändern?
Konkret werde ich mich dafür einsetzen, dass das Projekt PiA (Praxisintegrierte Ausbildung) finanziell mehr von der Stadt unterstützt wird. Außerdem muss der Ausbau von Plätzen vorangetrieben werden, ohne dass die Qualität auf der Strecke bleibt!

Investiert die Stadt aktuell genug in die Sanierung der Schulen?
Der Sanierungsstau an Schulen und Turnhallen ist enorm. Der Zustand von Toiletten und Sanitäranlagen ist vielerorts untragbar. Hier stehe ich für mehr Geschwindigkeit sowie Transparenz und setze klare Prioritäten.

Manfred Kröber
Derzeitiger Beruf: Lehrer mit Erstem Staatsexamen (momentan anstellungslos)
Familienstand: ledig
Tritt an für: unabhängiger ­Kandidat (Mitglied bei Bündnis 90/Die Grünen)

Sollten die Gebühren für Kitas gesenkt werden? Wenn ja, wie kann die Stadt den Gebührenausfall kompensieren?
Die Kitagebühren möchte ich grundsätzlich gerne stabil halten; eine Erhöhung, die einer besseren Bezahlung der ErzieherInnen dienen würde, könnte man aus meiner Sicht in Betracht ziehen.

In Freiburg fehlen Kita-Plätze und Erzieher. Wie wollen Sie das ändern?
Unsere Stadt kümmert sich intensiv um den Ausbau der Kitabetreuung, dieser Weg muss konsequent weiter beschritten werden! Kurzfristig wird es aber dennoch voraussichtlich zu Engpässen kommen, daran dürfte auch kein Versprechen etwas ändern …

Investiert die Stadt aktuell genug in die Sanierung der Schulen?
Die finanziellen Aufwendungen halte ich für ausreichend; wichtiger wäre mir, mehr auf die Kosten zu achten: Eine Schulsanierung für 85 Millionen Euro (Staudingerschule) ist zu teuer! Auf eine Toilettensanierung kann nicht jahrelang gewartet werden.

Dieter Salomon
Derzeitiger Beruf: Oberbürger­meister der Stadt Freiburg
Familienstand: verheiratet
Tritt an für: Bündnis 90/­Die Grünen

Sollten die Gebühren für Kitas gesenkt werden? Wenn ja, wie kann die Stadt den Gebührenausfall kompensieren?
Solange sich strukturell nichts vom Gesetzgeber her ändert, müssen wir Kita-Gebühren erheben und wollen dabei die bestmögliche Qualität. Unsere soziale Gebühren-Staffelung bewirkt, dass 25 Prozent der Eltern keine Gebühren bezahlen und 20 Prozent reduzierte Gebühren.

In Freiburg fehlen Kita-Plätze und Erzieher. Wie wollen Sie das ändern?
Der Ausbau der Kitaplätze hat seit Längerem absolute Priorität. Momentan erweitern wir bestehende Kitaeinrichtungen der Stadt und planen bei allen Neubauvorhaben Kitas von Anfang an mit ein. Durch verschiedene Kampagnen suchen wir offensiv Personal gerade für die Kitas.

Investiert die Stadt aktuell genug in die Sanierung der Schulen?
Das Schulsanierungsprogramm war und ist ein absoluter Investitionsschwerpunkt in unserem Haushalt. In den letzten 12 Jahren haben wir die Hälfte der Schulen für 300 Millionen saniert und werden jetzt noch einmal so viel dafür in die Hand nehmen. Der Neubau der Staudinger-Schule ist das nächste Großprojekt mit 85 Millionen Euro.

Monika Stein
Derzeitiger Beruf: seit 22 Jahren Werkrealschullehrerin
Familienstand: verheiratet
Tritt an für: breites Unterstützer*innen­bündnis

Sollten die Gebühren für Kitas gesenkt werden? Wenn ja, wie kann die Stadt den Gebührenausfall kompensieren?
Die Gebühren dürfen keinesfalls erhöht werden. Langfristig setze ich mich für kostenfreie Kitas ein, dies wird die Stadt aber nicht allein finanzieren können – deshalb müssen Bund und Land da mit in die Pflicht genommen werden.

In Freiburg fehlen Kita-Plätze und Erzieher. Wie wollen Sie das ändern?
Die freien Träger brauchen die Zuschüsse für die PIA, die im letzten DHH für die städtischen Kitas beschlossen wurden. Damit könnten deutlich mehr Erzieher*innen ausgebildet werden. Wir brauchen viele neue Kitas – und ich will, dass die meisten davon in städtischer Trägerschaft entstehen.

Investiert die Stadt aktuell genug in die Sanierung der Schulen?
Nein. Die drängendsten Probleme sind die Toiletten in vielen Schulen. Ich finde es beschämend, dass es in Freiburg Schulen gibt, an denen die Kinder lieber den gesamten Schultag lang nichts trinken als auf Toilette gehen zu müssen. Dies ist ein unhaltbarer Zustand!


Stephan Wermter
Derzeitiger Beruf: Unternehmer
Familienstand: verheiratet
Tritt an für: parteilos

Sollten die Gebühren für Kitas gesenkt werden? Wenn ja, wie kann die Stadt den Gebührenausfall kompensieren?
Ich bin für kostenlose Kitas für Alleinerziehende und Familien mit geringeren Einkommen. Der Gebührenausfall kann z. B. über „Mehrgenerationenprojekte“ kompensiert werden. Die Alten passen auf die Kinder auf, die Jungen kompensieren dies mit Boten-/Behördengängen, kleineren Reparaturen etc.

In Freiburg fehlen Kita-Plätze und Erzieher. Wie wollen Sie das ändern?
Private Initiativen sollten von der Stadt finanziell gefördert werden. Es müssen nicht immer ausgebildete Pädagogen oder Erzieher zur Kinderbetreuung herangezogen werden. Letztendlich entscheiden Kind und Eltern, ob die „Kita“ den gestellten Ansprüchen genügt.

Investiert die Stadt aktuell genug in die Sanierung der Schulen?
Nein, tut sie nicht. Gehen Sie mal offenen Auges durch unsere Schulen. Klassenzimmer, Turnhallen, Umkleideräume sehen noch so aus, wie zu der Zeit, als ich die Schule verlassen habe. Das war im Jahr 1976!

*Bei Redaktionsschluss waren die ­Kandidaten noch nicht offiziell bestätigt – ­Änderungen sind daher möglich.

Foto: © iStock.com/FatCamera
Fotos der Kandidaten: © Anton Behringer, Felix Groteloh, privat, Fionn Große, Carsten Böhnke, SKUB Fotostudio