Biergarten ohne Bier – geht das? STADTGEPLAUDER | 22.05.2016

So muss der Sommer sein: Ab in den nächsten Biergarten, ein kühles Pils frisch aus dem Zapfhahn in die Hand und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen. Doch was, wenn einem der Sinn mal nach ein bisschen Abwechslung steht? Funktioniert das Biergarten-Erlebnis auch ohne Bier? Das chilli zeigt, wo man auf Freiburgs Terrassen den Sommer auch ohne Weizen, Pils und Radler genießen kann.

 

 
Startpunkt: Acht Kilometer östlich der Freiburger Altstadt. Wer entlang gluckernder Bäche, grüner Wiesen und grasender Kühe nach Kirchzarten geradelt ist, hat sich den Durst schon antrainiert. Ab ins Fiesta mit seinem von Bäumen beschattetem Biergarten. Biermuffel dürfen hier die große Cocktailkarte durchblättern. Praktisch: Hier kann man beim Süffeln seine Hirnzellen abtöten – und gleich wieder nachzüchten. „Gehirn“ nennt sich die süffige Mischung aus Baileys und Apricot Brandy. Den Schlaumacher und alle weiteren Cocktails gibt es ab 22 Uhr für fünf Euro, donnerstags spart man bereits ab 19 Uhr. Die richtige Grundlage gibt’s vom Buffet: Dienstags Salat und Fingerfood (9,90 Euro), mittwochs Pasta und Salat (8,90), und im Sommer wird der Grill angeschmissen fürs Barbecue-Buffet (12,90).
 
Wie gut, dass man es auf dem Rückweg nach Freiburg einfach rollen lassen kann. Nur die letzten Meter hoch zum Waldsee (7) heißt es noch mal in die Pedale treten. Kühles Nass gibt es hier nicht nur in Seeform zum Füße abkühlen, sondern auch im Glas. Wer’s spritzig mag, ist mit Apérol oder Paloma Spritz (5,50) gut bedient, alkoholfreien Genuss verspricht die hausgemachte Ingwerlimonade (3,50 für 0,4 Liter). Genießen in malerischer Kulisse.
 
Vor der Innenstadt lohnt sich noch ein Abstecher in die Kartäuserstraße. Das Gasthaus zum Stahl (6) hat nicht nur einen der lauschigsten Biergärten Freiburgs, an schönen Sommerabenden wird hier auch gegrillt.
 
Es folgt die anstrengendste Etappe der Tour – und nein: Aufzug nehmen, gilt nicht! Wer den Schlossberg erklommen hat – also zumindest das kurze Stück bis zum Kastaniengarten (1) – wird mit einem Blick über Freiburgs Dächer belohnt. Nicht weniger interessant: der Blick ins Glas. Hier schäumt und spritzt der Weizensaft von der Urweiße bis zum Kristall. Aber auch auf dem Schlossberg kann das Bierfasten weitergehen: Vor allem mit Blick auf die Abfahrt sind Zitronen-Ingwer- oder Rhabarberlimonade (3,90) wärmstens zu empfehlen.
 
Auch für den Besuch von Freiburgs ältestem Biergarten muss man ein paar Strapazen hinnehmen: Gut durchgeschüttelt vom Kopfsteinpflaster kommt man mit gelockerten Muskeln und klappernden Zähnen beim Feierling (5) an. Hier ist der Bierverzicht eigentlich nur unter übermenschlichen Anstrengungen möglich: Naturtrüb, honigfarben und schön malzig präsentiert sich das selbst gebraute Inselhopf (3,80 für die Halbe). Hopf, Hopf, Hurra!
 
Also schnell weiter zur nächsten Terrasse. Freiburgs Innenstadt bietet da natürlich eine Fülle an Möglichkeiten. Wer gerne von oben auf andere herunterschaut, ist im Skajo mit seinen feinen Sektcocktails oder im Hermann mit seinen Ginspezialitäten richtig. Wer Urlaubsstimmung sucht, macht es sich zwischen den Touristen am Münsterplatz gemütlich – etwa beim Rappen (9) oder dem Ganter Brauereiausschank.
 
Und wer das Meeresrauschen sucht, na ja, der findet beim Café Extrablatt (8) mit dem Plätschern der Dreisam zumindest einen atmosphärischen Ersatz. Hier ist man auf Bierverweigerer bestens vorbereitet mit Secco auf Eis, Piña Colada, Sex on the beach oder auch Alkoholfreiem wie den Cocktails Passionata oder Tropic Special. Wer hier montags vorbeischaut, trifft ein wahres Traumpaar an: Dicke Burger – von der Veggie-Variante bis zum sonnigen Italiener – zusammen mit Cocktails in Jumbogröße für 13 Euro.
 
Wem die Dreisam nicht reicht, muss weiterstrampeln. Immer weiter Richtung Westen, bis das Land in Wasser übergeht und einem die frische Seeluft um die Nase weht. Sie riecht nach Enten, Pommes und Grillhähnchen – hier, im Biergarten des Seeparks (3). Zur einen Seite von Kastanien beschattete Biertische, die von einem Kiosk bewirtet werden, aus dem besagter Grillhähnchenduft strömt. Passend zur Location wird hier mit dem Seezüngle in der Geschmacksrichtung Birne gezüngelt. Zur anderen Seite das Lago (2), wo es statt Biergarten-Schlemmereien eine gut aufgestellte Restaurant-Karte gibt. Während der Bierfastenzeit darf man sich hier an süßem Nektar laben – von Maracuja- bis Rhabarbernektar –, ein Weinchen sürpfeln oder die Longdrinkkarte hoch und runter probieren.
 
So viel Frucht – ob nun vergoren oder nicht – gibt Kraft für die letzte Etappe. Durch den Mooswald und das Industriegebiet Hochdorf geht es an den Tunisee. S’Wirtschäftle (4) punktet mit allerhand Schweinereien – wie Rückensteak oder Cordon-Bleu –, einer Vesperkarte und badischen Schmankerln. Wer die Kalorien gleich wieder abtrainieren will, hat es nicht weit: Die Wasserskianlage ist gleich um die Ecke.
 
Text: Tanja Bruckert / Fotos: © Kastaniengarten, Lago, tbr, Camping Tunisee, Gasthaus zum Stahl, Café Extrablatt, Felix Groteloh, Rappen