Brettern bis zur Olympiade: Zwei Skater fahren zur Deutschen Meisterschaft STADTGEPLAUDER | 27.10.2017

Die Skate-Elite des Landes trifft sich am 4. und 5. November in Rust. Bei der Deutschen Meisterschaft ist auch ein Freiburger dabei: der 18-jährige Chrissy Hellstern. Wichtiger als zu gewinnen ist ihm der Ausbau des Freiburger Skateparks. Dafür wurde gerade ein Verein gegründet. In größeren Dimensionen denkt der erfolgreichste deutsche Skater der vergangenen Jahre: Alex Mizurov. Der Gaggenauer will 2020 zu Olympia.

Hoch hinaus: Chrissy Hellstern ist Freiburgs bester Nachwuchs-Skater.

Mühelos gleitet Chrissy Hellstern mit seinem Brett durch den Skatepark am Dietenbachsee. Zwischen seinen Sprüngen gibt er anderen Tipps, quatscht mit Freunden. Fast jeden Tag ist der Schüler auf dem Board. „Ich habe voll Bock, seit Tag eins“, sagt Hellstern. Dass er aktuell der beste Nachwuchs-Skater ist, hat er im Sommer bewiesen: Da qualifizierte er sich für die Deutschen Meisterschaften im Europa-Park in Rust. Zum vierten Mal ist er Anfang November dabei. 2016 war er in der Amateurklasse unter den Top 10. „Am ersten Tag war ich Dritter, dann habe ich mich aber am Rücken verletzt“, erinnert er sich. „Wenn es gut läuft, kann ich es unter die Top 5 schaffen“, sagt er.

Chrissy sagt: Gewinnen ist gar nicht so wichtig.

Doch gewinnen ist gar nicht so wichtig. Spaß zu haben, steht im Vordergrund. Allgemein seien Contests nicht so beliebt in Skaterkreisen, berichtet Hellstern. Wichtiger ist ihm aktuell die Zukunft des im Mai 2015 eröffneten Skateparks am Dietenbach. Dafür hat er mit Kollegen gerade einen Verein gegründet: Skateboarding Freiburg. „So können wir unsere Interessen besser vertreten“, sagt der Skater. Er ist Beisitzer im Verein und hofft auf den Ausbau der Anlage am Dietenbach.

200.000 Euro sind dafür im städtischen Doppelhaushalt veranschlagt. Der Handlungsbedarf ist für Hellstern groß: „Der Park ist zu klein“, sagt er. Der Beweis folgt prompt. Nur mit einem Sturz kann er einem Kind ausweichen, das über die Anlage radelt.

Im Sommer macht Hellstern Abitur. Danach Profi zu werden, ist ein Traum. Aber: „Das ist ein anderes Level, das können nur zwei, drei Fahrer in Deutschland.“ Einen regulären Job zu haben und nebenher zu skaten, scheint ihm realistischer.

Einer, der es geschafft hat, ist Alex Mizurov. Und wie: Der 28-Jährige lebt seit zehn Jahren vom Skaten. 2006 wurde er fulminant Europameister und ist in den vergangenen Jahren vier Mal Deutscher Meister geworden. Quasi der FC Bayern der Deutschen Skater, wie er lachend zugibt. Doch das Jahr ist schlecht gelaufen. Er wurde am Knöchel operiert, musste pausieren. Nun versucht er, wieder in Form zu kommen. Die Deutsche Meisterschaft in Rust ist dabei eine Etappe. „Ich komme gerne, das ist wie ein Klassentreffen“, sagt Mizurov. Man sehe Skaterfreunde, habe Spaß. Den Titel zu verteidigen, ist ihm nicht so wichtig.

Kämpft für Olymppia: Alex Mizurov.

Der Blick des gebürtigen Kasachen geht weiter: 2020 ist Skateboarden erstmals olympisch. Bei den Sommerspielen in Tokio will der Gaggenauer deswegen unbedingt dabei sein: „Das ist mein großes Ziel.“ Gerade war er mit einem olympischen Kader in Italien, der Kampf um die Startplätze ist hart. Nur vier Europäer können in Tokio als Skater an den Start gehen. Wie seine Chancen stehen? „Ich weiß es nicht“, sagt Mizurov. Sicher ist für ihn nur so viel. Wenn der Körper mitmacht, wird er alles dafür tun, dabei zu sein. 32 Jahre alt ist er dann. Zu alt? „Manche skaten noch mit 60“, sagt Mizurov und lacht.

Deutsche Skatemeisterschaft in Rust

Text: Till Neumann / Fotos: © tln, privat