Chaostheater Oropax gewinnt Kleinkunstpreis STADTGEPLAUDER | 02.02.2018 | Tanja Senn

Sie hängen an der Nadel, sind recht einfach gestrickt und verlieren nie den roten Faden: Wer wissen möchte, wie viele Wortspiele das Thema „Stricken“ hergibt, darf sich die neue Show „Faden & Beigeschmack“ des Komiker-Duos Oropax nicht entgehen lassen. Mit ihrem Chaostheater haben die beiden brüderlichen Wollpfosten Volker und Thomas jetzt sogar den baden-württembergischen Kleinkunstpreis gewonnen. chilli-Redakteurin Tanja Senn hat gratuliert. chilli: Herzlichen Glückwunsch zum Kleinkunstpreis!  

Volker: Dankeschön, dankeschön! Wir haben auf der Kulturbörse in Freiburg schon viele Glückwünsche von ehemaligen Preisträgern entgegengenommen. Von Matthias Deutschmann, Gogol und Mäx, Günter Fortmeier … Es ist ja schon eine illustre Ahnenreihe aus Freiburg mit diesem Preis ausgezeichnet worden.  

chilli: Da reiht ihr euch jetzt mit eurem schrägen „Nonsens-Humor“ ein. Hättet ihr jemals gedacht, dass man damit einen Preis bekommen kann?  

Volker: Wir machen uns jetzt ein bisschen Sorgen, weil es der erste Preis ist, den wir in unserer doch schon recht langen Geschichte entgegennehmen dürfen.  

chilli: Vielleicht haben sich einfach nicht genügend Künstler beworben …  

Volker: Das mag so sein. Auch Korruption kann da eine Rolle gespielt haben. Aber mein Bruder hat halt doch nicht alles verhindern können. Meine Mutter freut sich übrigens auch wahnsinnig darüber. Die ist jetzt zum ersten Mal seit fast 45 Jahren stolz auf ihre Söhne.    

chilli: Der Kleinkunstpreis soll ja eigentlich junge Nachwuchskünstler fördern. Ihr steht seit 1983 auf der Bühne. So jung seid ihr jetzt nicht mehr.  

Volker: Im Verhältnis zum Universum schon. Ich glaube, diese Relation strebt auch die Jury an. Tatsächlich war es ursprünglich mal ein Nachwuchspreis. Aber so viel kann ja gar nicht nachwachsen, wenn jedes Jahr ein Preisträger gekürt werden soll.   chilli: Der Preis ist mit 5000 Euro dotiert.   Volker: Psst, mein Bruder darf da nichts von wissen!  

chilli: Oh, okay. Das heißt, du willst das Geld ganz allein auf den Kopf hauen?  

Volker: Nein, aber mit dem Preis sind ja auch Kosten verbunden. Zum Beispiel Interviews mit Freiburger Stadtmagazinen – die müssen irgendwie finanziert werden. Es ist ja schon bezeichnend, dass ich nicht darauf warte, dass du mich anrufst, sondern dass ich anrufe. Das ist die neue Großzügigkeit, die jetzt bei uns eingezogen ist.  

chilli: Ihr beide kommt ja aus Freiburg …  

Volker: Leider nicht direkt Freiburg. Ich bin in Müllheim zur Schule gegangen. Aber wie Zugezogene die Schönheit, Buntheit und die kreative Fülle der Stadt genießen, so ging es uns auch. Mein Bruder wohnt jetzt in Freiburg, was heißt, dass ich leider nicht dort wohnen kann. Obwohl Freiburg eine Großstadt ist, ist sie doch zu klein für uns beide.  

chilli: Wieviel Comedy-Potenzial hat die Bächlestadt denn?  

Volker: Freiburg hat sich schon mächtig verändert. Als wir damals angefangen haben, waren wir mit unserer Art der Unterhaltung „Enfants terribles“. Es war zwar durchaus legitim, die Leute zu unterhalten, aber es musste doch immer die Initiative zur Weltveränderung mitschwingen. Und wir haben uns auf die Fahnen geschrieben, die Welt eher durch ein befreiendes Lachen zum Besseren zu machen. Mittlerweile sind die Grenzen zwischen Kabarett und Comedy nicht mehr so starr. Man kann schließlich auch mit einem guten Scherz zum Nachdenken anregen.  

chilli: Bei euren Shows pickt ihr euch immer jemanden aus dem Publikum heraus.  

Volker: Die Leute sind auch so aufdringlich, wenn die sich da immer hinsetzen.  

chilli: Kann das bei Freiburg-Auftritten auch mal unangenehm werden? Schließlich kann es sein, dass dein Bruder diese Leute nächste Woche beim Einkaufen trifft …  

Volker: Ich glaube, es gibt nichts Schöneres für ihn, als erkannt zu werden. Es geht ihm nur leider immer so, dass die Leute rätseln, wer er ist. Ganz oft bekommt er zu hören: Das ist doch der Dings, der Dings, der Bruder von dem mit der Glatze.  

chilli: Sitzt bei euren Auftritten in der Region die ganze Familie im Publikum?  

Volker: Jetzt wo wir den Preis gewonnen haben, wird meine Mutter immer aufstehen und jubeln und sagen: Das sind meine Söhne! Meine Eltern sind sowieso froh, dass wir als Brüder miteinander arbeiten können. Es war immer schon unser Traum, gemeinsam durchs Leben zu gehen, und das mit so einem Job zu koppeln ist natürlich ein Jackpot. 

chilli: Jetzt macht ihr auch noch was zusammen, das Brüder sonst eher selten gemeinsam machen: Ihr strickt. Wie seid ihr denn darauf gekommen?  

Volker: Das ist auch Mamas Verantwortung. Mama hat früher sehr viel für uns gestrickt. Wir haben in unseren Psychen nachgesehen, welches Thema wir noch verarbeiten müssen und da hat sich das Thema Stricken einfach aufgedrängt.  

Wer sich selbst von den Strick-Künsten der Brüder überzeugen will: Am 3. März, 20 Uhr, tritt Oropax im Freiburger E-Werk auf.  

Foto: Christian Charisius