chilli-car-check: ICH UND MEIN Jaguar F-Pace STADTGEPLAUDER | 29.05.2016

Den Startknopf drücken, anschnallen, abfahren – und jede Menge neugierige Blicke ernten. Ja, das ist ein Jaguar. Ja, das ist ein SUV. Beides zusammen geht nicht? Geht. Geht sogar gut. Womöglich ist der neue F-Pace bald ein Erfolgsmodell der Engländer. Mehr als 10.000 Exemplare des ersten Jaguars, der auch ins Gelände strebt, sind schon bestellt.

Ich schalte die Soundanlage an und fahre direkt vom Autohaus auf der Haid nach Kenzingen, um noch einen Mitspieler zu einem Auswärtsspiel in Altdorf abzuholen. Großer Wagen, große Augen: „Da gehen aber noch einige Sporttaschen rein“, sagt der Kollege. Durchaus. 650 Liter fasst der Kofferraum, bei umgelegter Rückbank (teilbar) sogar 1740. Der F-Pace ist für auch für hobbyreiche Urlauber bestens geeignet: Da passen neben dem Gleitschirm lässig noch ein paar Taschen – und die Taucherausrüstung rein. Aber wer will schon tauchen, wenn er auch mit dem Crossover ein bisschen die Küstenstraßen rocken kann?
 
Gelenkig ist der jüngste Spross der Jaguar-Familie – trotz seiner fast 2,90 Meter Radstand. Antriebsschnell auch. Und agil das Drei-Liter-Aggregat mit 300 PS. Komfortabel dazu. Und er hat bei insgesamt schön unaufgeregtem Interieur hinter einem 10,2-Zoll-Touchscreen ein Navi, das keine Wünsche offen lässt – sieht man einmal davon ab, dass die Software glaubt, dass auf der B31 in Freiburg auch tagsüber Tempo 30 herrschen, weswegen man die Strecke stets mit rotem Tempozeichen fährt. Aber immerhin schön in 3-D-Optik.
 

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Und der neue SUV sieht auch gut aus: Die maskuline Schnauze der 4,73 Meter langen Raubkatze hält die Nase aufrecht in den Wind, die Kotflügel auf dem Allradantrieb sind selbstbewusst ausgestellt, die Hüften dezent betont, das Heck bietet die durchbrochenen Schlitzaugen, die an den Sportler F Type erinnern. „Der wiegt sicher deutlich über zwei Tonnen“, sagt der Kollege. Nein, dank Alu-Karosserie keine 1,9. Sicher aber ist: Der schnittige F-Pace (ab 42.390 Euro) wird sich ein erkleckliches Stück aus dem Kuchen der nobleren SUVs mit Audi Q5, BMW X 5, Volvo XC 90, Mercedes GLC und Porsche Macan schneiden.
 
Die Aggregatspalette in den Ausstattungslinien Pure, Prestige, Portfolio, R-Sport und S reicht von 180 bis 380 PS – bei dieser Version drückt ein Kompressor die Katze in nur fünfeinhalb Sekunden auf 100 Sachen, bevor sie dann im achten Gang weiterschnurrt.
Beim Bordcomputer hat die flinke Katze einen Qualitätssprung hingelegt: Man kann wie beim Smartphone Karten mit den Fingern größer oder kleiner machen, mehr Funktionen entdecken, als bei einer Testfahrt überhaupt möglich oder auch acht Endgeräte im eigenen W-LAN vernetzen: Im F-Pace sitzen Sie in Sachen Elektronik in der ersten Reihe.
 
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Und er hat diesen eigenen Style, der nicht nur durch den langen Überstand am Heck betont wird. SUVs sind ja immer noch sehr streitbare Entwicklungen der Branche. Die meisten werden ja allenfalls mal am Gelände vorbeikutschiert, statt irgendwie auch mal ihre Nützlichkeit, ihr Können zu beweisen. Die rabiate Raubkatze könnte auch auf schwerem Geläuf ihre Krallen ausfahren. Passende Bodenfreiheit, Antrieb, Fahrwerk (optional sind die Stoßdämpfer auch verstellbar), eine beeindruckende Lenkung und – wenn erforderlich – elektronische Unterstützung sind vorhanden. Aber auch für die anderen, die einfach ein bisschen höher sitzen mögen, die Wert auf Individualismus legen – mit oder ohne Panoramadach –, ist der neue F-Pace eine attraktive Alternative. Das einzige, was fehlt: richtig fauchen müsste die Katze noch.
 
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Text: Lars Bargmann/Fotos: © bar, tln