Comeback wider Willen – HWK will Ex-Hauptgeschäftsführer Burger räumlich auslagern STADTGEPLAUDER | 04.11.2016

Ein Satz hat für eine gewisse Aufregung in Freiburg und dort besonders bei der Handwerkskammer gesorgt: „Nach einem gewonnenen Prozess gibt es keinen Grund, die Arbeit nicht wieder aufzunehmen“. Gesprochen hat ihn unlängst Johannes Burger, der ehemalige Hauptgeschäftsführer der Kammer, der mit seinem Arbeitgeber seit über einem Jahr im Clinch liegt. Und Burger macht nun offenbar Ernst: Am 14. November will er seinen Dienst wieder antreten.

Vor dem Arbeitsgericht Freiburg hatte Burger am 10. Mai einen klaren Punktsieg gegen die Kammer geholt. Die konnte nur das Recht, ihm die Funktion und Bezeichnung eines Hauptgeschäftsführers abzuerkennen sowie das Recht, ihm einen gleichwertigen anderen Aufgabenbereich zuzuteilen, auf der Habenseite buchen. Beobachter hatten nun erwartet, dass man sich hinter den Kulissen fast ein halbes Jahr später endlich auf einen Aufhebungsvertrag geeinigt hätte. Ein solcher ist wohl auch zwischen dem Kammeranwalt Christoph Fingerle und Burgers Rechtsvertreter, Wolfgang Meier-Rudolph, ausgehandelt worden. Allerdings stellte sich die Kammer dabei sehr störrisch an: Sie habe, so Meier-Rudolph „alles niederst gerechnet, was nur niederst zu rechnen ging“.

Will wieder an Bord: Johannes Burger. Foto: Kai Hockenjos

Will wieder an Bord: Johannes Burger. Foto: Kai Hockenjos

Trug dies schon nicht zur Entspannung bei, so war der „Maulkorb“ (Meier-Rudolph), den die Kammer Burger – strafbewehrt – verpassen wollte, der erneute Todesstoß: Der verärgerte Ex-Hauptgeschäftsführer verlangte, gleich behandelt zu werden wie seine Vorgänger, die ebenfalls im Streit geschieden waren – aber ohne strafbewehrte Schweigeklausel. Keine Einigung, kein Aufhebungsvertrag. Offiziell hält sich die Kammer bedeckt: HWK-Sprecher Martin Düpper will keine Stellung nehmen, ob Burger nun wieder kommt oder nicht. Es sei, so hört man aus der Bismarckallee, doch normal, dass ein Mitarbeiter, ein Geschäftsführer gar, nach Beendigung seines Krankenstandes die Arbeit wieder aufnehme.

Und die gerichtliche Auseinandersetzung? Man habe, so hört man, strittige Fragen geklärt – mithin gäbe es keinen Grund, nicht wieder zusammenzuarbeiten – unter der Prämisse, dass Burger nun den Geschäftsbereich 2 (Berufliche Bildung) übernehme. Den hatte bis vor kurzem Werner Gmeiner verantwortet, der unter nicht ganz durchsichtigen Umständen die Kammer verlassen hatte.

Diese Neuregelung sei, so hört man aus Kammerkreisen, dem Arbeitsgerichtsurteil gemäß: Man habe Burger damit einen gleichwertigen Posten übertragen. Sein Anwalt sieht das anders: Er fordert eine Begründung und den Nachweis der Gleichwertigkeit ein. Etwas, das die Kammer bis dato verweigert. Die Gleichwertigkeit, so Meier-Rudolph, sei allein deshalb sichtbar nicht gegeben, weil Burger damit in die Wirthstraße, in die Gewerbeakademie, „räumlich ausgelagert“ werde.

Aus dem Comeback Burgers dürften sich noch weitere Friktionen ergeben: Seine alten Aufgaben Wirtschaftspolitik/Handwerkspolitik hat inzwischen als Geschäftsführer  Wolfram Seitz-Schüle übernommen. Zudem und nach dem Freiburger Modell gleichberechtigt ist da Rainer Botsch, stellvertretender Hauptgeschäftsführer (!), zuständig für den Geschäftsbereich 3 (Finanzen, Controlling, EDV, Personal) und im Zuge des Gerichtsverfahrens eifrig, aber erfolglos bemüht, Burger nachzuweisen, dass der sich sein gut 9.000 Euro betragendes Monatsgehalt ergaunert habe. Es bedarf keiner großen Phantasie, sich vorzustellen, wie gedeihlich eine Zusammenarbeit dieser drei Geschäftsführer aussehen wird.

Deshalb glaubten viele nicht an den „Tag X“ der Rückkehr Burgers. Nun aber kommt er wohl am 14. November, drei Tage vor der nächsten Vollversammlung, an der man ihm eine Teilnahme als Geschäftsführer kaum verweigern kann. Seine Anhänger erwarten eine Abrechnung – herauskommen dürfte nur eine weitere bittere Auseinandersetzung, die keinem hilft. Am wenigsten der Kammer, deren Image durch die Causa Burger und durch das Bekanntwerden der großzügigen Vergütungen für Ehrenämtler ohnehin gelitten hat. Es ist Zeit, diesen sinnlosen Streit zu beenden.

Text: Stefan Pawellek