In der Freiburger Stadtimkerei bei Roland Kälble gibt es Honigschließflächer STADTGEPLAUDER | 26.04.2018 | Isabel Barquero

Wenn im Frühling die Blumen blühen, fliegen Roland Kälbles Bienen los und schlürfen fleißig am Blütennektar. Um die 4,5 Millionen Tierchen hat der 42-Jährige zur Hochphase im Mai und Juni. Angefangen hat der Bienenspezialist mit drei Völkern.

Der Spaß daran war so groß, dass sich Kälble 2012 dazu entschied, Vollzeit-Imker zu werden und die Freiburger Stadtimkerei eröffnete. Eins haben Kälble und seine Bienen gemeinsam: Beide sind das gesamte Jahr über aktiv und halten keinen Winterschlaf.

„Im Winter machen wir keinen Winterschlaf, entgegen dem, was viele Leute vermuten. Zu dieser Zeit müssen alte Waben ausgeschmolzen und gereinigt werden. Im Frühjahr beginnt die Betreuung der Völker. Die Auffütterung der Tierchen startet im Juli und August. Im Spätjahr steht die Behandlung gegen die Varroamilbe, ein Bienenschädling, an. Über die Wintermonate haben wir Zeit, den Honig zu vermarkten.

Meine Bienen produzieren zwölf Honigsorten. Um die zu bekommen, gehen wir mit ihnen wandern. Lindenblütenhonig gibt es in der Stadt, wenn wir aber einen Fichten- oder Tannenhonig möchten, müssen wir in den Schwarzwald. Die erste Wanderung wird in die Kirschblüte sein.

Imker verbringen viel Zeit in der Natur. Dadurch sind es zwar lange, aber sehr schöne Tage, die auch einen hohen Freizeitwert haben. Allerdings werde ich regelmäßig gestochen. An einem schlechten Tag können es bis zu zehn Stiche sein. Weh tun sie alle, aber der Körper gewöhnt sich daran.

Stadthonige sind mit die besten Blütenhonige. Sie haben eine hohe Blütenpollenvarietät. Es ist egal, aus welcher Stadt der Honig ist. Freiburg hat gute Voraussetzungen, aber nicht bessere als Hamburg oder Berlin. In einer Stadtimkerei hat man auch deutlich weniger Völkerverlust. Lediglich ein Prozent unserer Bienen sind im Winter gestorben. Darauf bin ich richtig stolz. Letztes Jahr lag der Bundesschnitt bei rund 20 Prozent.

Das Insektensterben ist ein ­großes Thema. Erfolgreich imkern ist sicher ein guter Ansatz. Für unsere Imkerei ist der maßgebliche Faktor, möglichst viel Zeit in der Stadt zu verbringen. Denn hier geht es der Biene inzwischen besser als in der Landwirtschaft. Die Stadt hat keine Pestizide und Monokulturen.

Auf dem Hof kann unser Honig nicht gekauft werden, dafür aber in kleinen Einzelgeschäften. Seit dem letzten Sommer haben wir Honigschließfächer. Regionale Kunden bestellen über unseren Onlineshop, kriegen eine Nummern-Kombination zugeschickt und können die Gläser hier an einem Schließfach abholen, losgelöst von Öffnungszeiten. Das wird sehr gut angenommen. Außerdem sind wir am 28. und 29. April auf dem 4. Freiburger Frühlingsfest. Hier kann unser Honig probiert und gekauft werden.“

Infos: www.freiburger-stadtimkerei.de

Foto: © iba