„Die Welt ist Streich und wir sind groß“ – Mark Forster über fliegende Kühe, Christian Streich und Justin Timberlake STADTGEPLAUDER | 20.10.2016

Spätestens nach der Fußball-EM in Frankreich sollte ihn jeder kennen: Mark Forster. Der gebürtige Hesse spielte sich mit seinem Hit „Wir sind groß“ in die Herzen der Fußballfans. Gestern noch in Griechenland und im November dann in Freiburg. Im Gespräch mit cultur.zeit-Redakteur Till Neumann und Volontärin Valérie Baumanns erzählt der 32-Jährige von einem stürmischen Jahr, warum der SC Freiburg nicht absteigt und warum er gerade tanzen übt.

cultur.Zeit: Bist du wieder in Berlin?

Forster: Ja, ich bin gestern gelandet (21.9.). Ich war in Griechenland, bin aufgetreten vor 400 deutschen Fans, das hat großen Spaß gemacht. Gestern noch schön am Mittelmeer, heute in Berlin. Aber hier scheint die Sonne zum Glück auch.

cultur.Zeit: Du hast mal gesagt, der Erfolg sei wie ein Wirbelsturm: Du stehst im Orkan und Kühe fliegen durch die Luft. Wie stürmisch ist es gerade bei dir und wie viele Tiere fliegen durch die Luft?

Forster: Ja, es war auf jeden Fall ein extrem stürmisches Jahr. Ich glaube, so viel unterwegs, wie in diesem Jahr, war ich noch nie. Die letzten Jahre waren allesamt echt krass und es sind sehr viele Dinge passiert, die einem normalerweise nicht passieren. Unrealistisch gute Sachen sind mir passiert und das hat sich dieses Jahr fortgesetzt. Der Höhepunkt für mich als Fußballfan war natürlich die Europameisterschaft im Sommer, wo ich auch wirklich mittendrin dabei sein durfte. Als Spieler hab ich’s leider nicht geschafft, aber als Sänger hab ich mich da irgendwie reingemogelt. Es war ein unglaublich tolles Jahr und ich bin gespannt, was jetzt noch kommt.

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cultur.Zeit: Cool, aber fliegende Tiere hast du keine gesehen?

Forster: Nein, bis jetzt noch nicht. In Griechenland gabs viele große Geckos, aber die sind nur an der Wand hochgekrabbelt.

cultur.Zeit: Du bist am 29. November wieder in der Stadt: Warum kommst du nach Freiburg und was verbindest du damit?

Forster: Na ja, Freiburg ist natürlich eine wunderschöne Stadt und wir haben auch schon öfters mal in der Gegend gespielt. Da sind immer coole Konzerte und ich hab auch ein paar Freunde bei euch um die Ecke. Natürlich den Kollegen Max Mutzke, der im Schwarzwald wohnt, gar nicht so weit weg von Freiburg.

Dann hab ich nen Kumpel von mir, mit dem ich angefangen hab, Musik zu machen, der lange in Berlin gewohnt hat. Der ist jetzt wieder zurück nach Freiburg gegangen, weil er es da so schön findet. Ich hab da nie gelebt, aber es gibt schon die ein oder andere Verbindung in die Ecke und wir freuen uns immer, da zu spielen.

cultur.Zeit: Du hast mit dem Song ‚Wir Sind Groß’ den Puls der Zeit getroffen. Was meinst du, wieso der Song so eingeschlagen hat?

Forster: Ach, das kann ich selber nie so richtig sagen. Ich habe das Glück gehabt, dass jetzt schon ein paar Lieder von mir ein paar Leuten gefallen haben und dass die sich irgendwie richtig angefühlt haben zu ner bestimmten Zeit. Ich hab da nie drüber nachgedacht, ob das so sein wird oder nicht, sondern hab versucht, immer so ehrlich wie möglich das aufzuschreiben, was gerade so bei mir los ist und was ich gerade so fühle. Ich habe gelernt, dass andere Leute ein Lied, was man schreibt, nur fühlen können, wenn man es auch selber wirklich fühlt.

Bei ‚Wir sind Groß’, war es so, da habe ich ein Lied über mich und meine Kumpels geschrieben. Damit hab ich meine Band gemeint, mit der ich jetzt seit drei Jahren nonstop unterwegs bin. Vielleicht fühlt man das auch. Keine Ahnung, ich bin da der schlechteste Ansprechpartner. (lacht)

cultur.Zeit: Es hat auf jeden Fall funktioniert. Du bist ja Fan vom 1. FC Kaiserslautern. (Mark: Jo!) Wie würde dein Song für den SC Freiburg heißen?

Forster: Der SC Freiburg ist ja ein total sympathischer Club, schon seit Volker Finke und so.

In einer vergleichsweise kleinen Stadt mit einem vergleichsweise kleinen Stadion mitten in der Stadt schaffen es die Jungs immer wieder in der Bundesliga zu sein und da auch ganz gut abzuliefern. Und ich mag ja euren Trainer, Christian Streich. Den mag ich ja total gerne, vielleicht würde man dann irgendwie… von wegen: Die Welt ist Streich und wir sind groß.

cultur.Zeit: Du bist ja ausgewiesener Fußballexperte, wie man so liest und hört. Wo steht der SC am Ende der Saison deiner Meinung nach?

Forster: Also, ich finde die Bundesliga ist obenrum immer ein bisschen langweilig. Da ist ja eigentlich relativ klar, was passiert. Bayern und Dortmund setzen sich da am Ende durch und dahinter gibt’s dann meistens irgendwie vier, fünf Clubs, so wie Gladbach oder Leverkusen, die dann da ein paar Plätze einnehmen. Und dann gibt’s da meistens noch irgendeine Überraschungsmannschaft. Ich glaube nicht, dass Freiburg dieses Jahr die Überraschungsmannschaft ist, aber ich kann mir eigentlich auch nicht vorstellen, dass sie absteigen. Da gibt’s zu viele gute Spieler und die Mannschaft war in der zweiten Liga letztes Jahr – da kenn ich mich ja aus, als Kaiserslautern-Fan – sehr sehr stark. Also, ich schätze mal so nen unteren Mittelfeldplatz. Aber ungefähr dieser Klassenerhalt.

cultur.Zeit: Okay. Wenn man sich mal deine Saison anschaut – die Mark-Forster-Saison für dieses Jahr: Wo willst du am Ende des Saisonjahres stehen? Championsleague?

Forster: (lacht) Ich finde, der Vergleich hinkt so’n bisschen. Musik mit einer sportlichen Meisterschaft gleichzusetzen. Ich glaube nicht, dass so ein Vergleich funktioniert. Am Ende kriegt man immer einen Pokal oder so. Ich finde auch Musikpreise ehrlich gesagt ein bisschen komisch. Weil man ja nicht sagen kann, das ist das beste Album, das ist der beste Künstler, das ist der beste Newcomer. Ich finde, das geht in der Musik gar nicht so richtig.

Also ich hoffe, dass ich verletzungsfrei durch die Saison komme und freue mich auf die Winterpause.

cultur.Zeit: Du warst ja bei der EM auch als TV-Experte in Sachen Fußball unterwegs.

Könntest du dir das als zweites Standbein vorstellen neben der Musik, oder falls es irgendwann nicht mehr so klappen sollte?

Forster: Das hat mir sehr großen Spaß gemacht, da mal rumzusitzen und mir das mal hinter den Kulissen anzuschauen, aber das war für mich eher so ne „Touri-Experience“. Ich habe mich jetzt nicht als Fußballexperte auf Augenhöhe mit Oli Kahn und Kehli (Sebastian Kehl) und so gesehen, sondern durch eine komische Konstellation im Kosmos durfte ich auf einmal kurz dort sitzen und das hat wirklich großen Spaß gemacht. Es war ne tolle Erfahrung, aber als richtiges zweites Standbein wird das eher nichts.

cultur.Zeit: Und der Job als Synchronsprecher wie für den Film „Trolls“, der jetzt ins Kino kommt?

Forster: Das könnte ich mir schon eher vorstellen. Das hat großen Spaß gemacht, ist ein ganz toller Film. Ich darf ja die Rolle sprechen, die im amerikanischen Original Justin Timberlake spricht und singt. Die spreche und singe ich dann auf Deutsch. Da hat sich Hollywood überlegt: „Wer ist denn der deutsche Justin Timberlake?“ Und dann kamen die halt auf Mark Forster. (lacht)

cultur.Zeit: An den Tanzskills musst du aber noch arbeiten.

Forster: Sind in Arbeit, aber die sind als Synchronsprecher auch nicht so wichtig.

cultur.Zeit: In ‚Wir sind Groß’ hast du dich als Fahrraddieb geoutet – zumindest als Fahrradausleiher. Du singst: „Fahrrad aus m Park erst morgen früh zurückbringen“

Wir Freiburger sind da etwas empfindlich. Wie viele Fahrräder hast du denn schon ausgeliehen?

Forster: (lacht) Da muss ich die Aussage verweigern, da das sonst natürlich rechtliche Konsequenzen nach sich zieht. Aber soviel kann ich sagen: Das Problem haben wir in Berlin auch und mir wurden selber eklatant mehr Fahrräder entliehen als ich selber geliehen hab!

cultur.Zeit: Also wenn wir wollen, dass du am 29. November ein bisschen mit unserem Rad rumfährst, stellen wir es am besten über Nacht in den Park.

Forster: (lacht) Genau! Dann könnt ihr es euch morgen früh wieder abholen.