Disch übergibt souverän: Bauverein mit einer der besten Bilanzen SPECIALS | 15.07.2017

Wohnen für schlanke 6,26 Euro bei einem Eigentümer, der 120 Lohntüten füllt, im vergangenen Jahr 25 Millionen Euro in Immobilen investiert hat und trotzdem 4,7 Millionen Euro Gewinn im Jahr macht und noch vier Prozent Dividende zahlt? Das geht beim Bauverein Breisgau, Freiburgs ältester und größter Baugenossenschaft. Der scheidende Vorstandschef Reinhard Disch übergibt ein sehr gut bestelltes Haus an seine Nachfolger Marc Ullrich und dessen neuen Vize Jörg Straub.

Starker Schlussspurt: Reinhard Disch übergibt auch das Projekt auf den Gutleutmatten (unten) an seine Nachfolger.

Es ist eines der besten Ergebnisse in der Geschichte des Bauvereins (siehe Infobox), das Disch unlängst präsentierte. „Wir sind wirtschaftlich sehr gut aufgestellt“, sagte er, der nach 22 Jahren und aufgrund von Vorstandsquerelen (wir berichteten mehrfach exklusiv) mit leichter Verspätung nun am 1. Juli in den Ruhestand gegangen ist. Im letzten Jahr unter seiner Regie nahm der BVB 38,4 Millionen Euro ein und das Genossenschaftsvermögen wuchs um fast 11 auf 270,5 Millionen Euro – vor allem wegen der kräftigen Investitionen in den Wohnungsbau. Vor zehn Jahren waren es 100 Millionen weniger.

„Mit 6,26 Euro liegen wir weit unter dem aktuellen Freiburger Mietspiegel von 8,25 Euro“, betonte Disch. Aus der Miete (2015: 6,10 Euro) steckte er 3,43 Euro in die Modernisierung, 1,67 in die Verwaltung und 1,16 in Zins und Tilgung. Weitere Mieterhöhungspotenziale schöpfe man bewusst nicht aus, „um unserem genossenschaftlichen Grundsatz der Mitgliederförderung gerecht zu werden“. Das quittieren die Mitglieder mit einem ungebrochenen Ansturm: Unterm Strich 1400 neue Genossen schrieben sich 2016 ein. 1700 sind aktuell als wohnungssuchend gemeldet.

Die eigene Spareinrichtung legte um 5,3 Millionen Euro auf 105 Millionen Euro zu. Das sei ein deutliches Signal, weiter in den Neubau bezahlbarer Mietwohnungen, in klimafreundliche Energiekonzepte und die Bestandswohnungen zu investieren, so Sabine Pusch, die Leiterin der Spareinrichtung. 14,6 Millionen Euro investierte der BVB in den Bau neuer Gebäude, 8,4 in die Sanierung alter und 2,6 ins Bauträgergeschäft.

Das Investitionsprogramm ist durchaus ambitioniert: In den nächsten fünf Jahren will der Bauverein 82 Millionen Euro für 320 neue Miet- und Eigentumswohnungen ausgeben, zudem 43 Millionen für Modernisierungen im rund 5000 Wohnungen fassenden Bestand. „Die erzielten Geschäftsergebnisse und die gute Liquidität unserer Genossenschaft bilden dafür eine gesunde finanzielle Grundlage“, sagt Disch. Um bezahlbare Mietwohnungen für Familien und Personen mit geringem oder mittlerem Einkommen errichten zu können, mischt die Genossenschaft auch künftig im Umland kräftig mit. „Wir sind ein verlässlicher Partner für viele Kommunen“, so Disch.

Aber auch in Freiburg geht aktuell einiges: Im Uni Carré entstehen 141 Mietwohnungen, am Carl-Sieder-Weg 34 sowie fünf Reihenhäuser und auf den Gutleutmatten 12 Einheiten. Und bald tummelt sich der BVB auch auf dem Güterbahnhof-Areal.

Der nebenamtliche Vorstand Gerhard Kiechle erzählte, dass Landes-Sozialminister Manne Lucha unlängst die Quartiersarbeit der Genossen als „Modellprojekt“ fürs Ländle bezeichnet hat: „Darauf sind wir stolz.“

Mit einem gewissen Stolz kann nun auch Disch die Kommandobrücke verlassen. „Der Erfolg ist immer eine Teamleistung, ich werde sicherlich weiter an den Bauverein denken.“ Aber er habe auch Hobbys. Diesen kann er sich nun widmen.

Text: Lars Bargmann

Die Bilanz in Zahlen (Veränderung zu 2015)

Bilanzsumme: 270,5 Mio. € (+ 10,8 Mio. €)
Umsatzerlöse: 38,4 Mio. € (- 2,4 Mio. €)
Investitionen: 25,6 Mio. € (+1,4 Mio. €)
Eigenkapital: 89,9 Mio. € (+ 4,1 Mio. €)
Überschuss: 4,7 Mio. € (+1,2 Mio. €)
Mitglieder: 21.088 (+ 1400)
Spareinrichtung: 105,2 Mio. € (+ 5,4 Mio. €)