Dog-Sharing: Warum sich zwei Freiburgerinnen einen Hund teilen STADTGEPLAUDER | 04.12.2017 | Isabel Barquero

Glück ist das Einzige, das sich verdoppelt, wenn man es teilt“, sagte einst Albert Schweitzer. Und genau das ist die Idee hinter dem neuen Trend Dog-Sharing: Hundebesitzer werden mit Menschen zusammengebracht, die einen Vierbeiner wollen, aber keinen haben können.

Zwei Hundefreunde teilen sich also einen Bello. Das machen auch zwei Freiburgerinnen – obwohl sie von Dog-Sharing noch nie etwas gehört haben.

Mit wedelndem Schwanz, hüpfend und bellend wartet Dackel Lemmi an der Tür. Er spürt, wer da ist: seine Teilzeit-Betreuung Claudia Stratz (links). Sie wollte schon immer einen eigenen Hund haben, ihr Mann allerdings nicht. Seit zwei Jahren kümmert sich die Hundeliebhaberin nun um den kleinen Vierbeiner. Drei Mal die Woche holt sie ihn bei seiner Besitzerin Waltraud Schubnell in Reute bei Freiburg ab. Diese kann aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr mit Lemmi spazieren gehen. „Er war für mich zu wild, hat mich an der Leine davongezogen. Er ist ein zackiger Hund, der viel Auslauf braucht“, sagt die Rentnerin. Zusätzlich übernimmt ihre Familie die Pflege von Lemmi.

Für den regelmäßigen Auslauf ist Stratz zuständig: Immer nachmittags geht sie lange mit dem braunen Dackel spazieren. Bisher funktioniert das Hunde-Teilen problemlos. „Lemmi hat gar keine Probleme, sich an andere zu gewöhnen. Er hat Claudia schnell ins Herz geschlossen“, erzählt Schubnell.

Was Stratz und Schubnell schon lange machen, ist derzeit im Trend: Dieses Jahr sind kostenlose Plattformen wie teilzeithund oder dogsharing-deutschland online gegangen, die bei der Vernetzung von Hundebesitzer und Betreuer helfen. „Die Dog-Sharing-Seiten sind nicht nur eine Erleichterung für Menschen, sondern sorgen auch für ein glückliches Hundeleben“, sagt Marc Langenstein, der Gründer von teilzeithund.

In Freiburg ist Dog-Sharing aber längst nicht so verbreitet wie in den Ballungsräumen Berlin, Hamburg, Köln oder München. Auf der Seite dogsharing-deutschland, die rund 600 Mitglieder zählt, gab es bis zum Redaktionsschluss nur ein Gesuch aus der südbadischen Hauptstadt. Bei teilzeithund gibt es bisher gar keine Angebote aus dem Breisgau.

Stratz hat von diesen Plattformen noch nie etwas gehört. Sie fragte einfach im Familien- und Freundeskreis nach. Durch ihre Schwägerin kam sie schließlich zu den Schubnells. „Mit Fremden würde ich das nicht machen. Ich bin mit Lemmi sowieso schon völlig zufrieden und ausgelastet“, sagt die 54-Jährige.

Auch Marc Langenstein ist von „Dog-Sharing“ überzeugt.

Damit das Dog-Sharing funktioniert, müssen im Vorfeld Regeln für den Umgang mit dem Hund geklärt werden. Gleiche Kommandos, strukturierte Abläufe und die rechtliche Lage sollten zwischen Halter und Betreuer abgestimmt werden, rät Langenstein.

Doch was ist, wenn dem Hund etwas passiert? Langenstein empfiehlt eine Hundehalter-Haftpflichtversicherung. Sie schütze vor den finanziellen Folgen eines Schadens. Der 43-Jährige aus Issum am Niederrhein hat selbst drei Hunde und kümmerte sich auch schon um einen Teilzeithund: „Der spielte dann tagsüber mit unseren eigenen.“ Das habe dem Tier, das sonst allein war, besser gefallen, es sei ausgeglichener gewesen.

Auch Lemmi geht es dadurch ­besser, er hat nun den Ausgang, den er braucht. Und auch Stratz ist mit dem Hunde-­Teilen glücklich: „Es ist eine Vier-­gewinnt-­Situation – für mich, für den Hund, für Waltraud Schubnell und ihre Familie.“

Fotos: © iba; privat