Dokumentarfilm über den Menschenrechtler Jean Ziegler startet heute in Freiburg Kinonews | 23.03.2017

Che Guevara kennt (fast) jeder. Weltweit ziert bis heute das Porträt des bärtigen argentinischen Revolutionärs mit der Baskenmütze und dem optimistischen Blick unzählige Zimmerwände, T-Shirts und andere alltägliche Gebrauchgegenstände. 50 Jahre nach seinem gewaltsamen Tod im Oktober 1967 in Bolivien scheint der damals gerade 39-jährige Arzt, Guerillakämpfer und einstige Industrieminister Cubas auch für junge und eigentlich sogar unpolitische Menschen immer noch ein Idol zu sein. Zumindest eine Ikone.

Einer, der den charismatischen Guerillero noch persönlich kennen lernte, ist Jean Ziegler. Um die 30 war der heute 83-jährige weltweit bekannte Schweizer Globalisierungskritiker und Menschenrechtler, als er Guevara bei der ersten Welt-Zucker-Konferenz in Genf begegnete – und voller Begeisterung über die kubanische Revolution mit ihm nach Havanna aufbrechen wollte. Guevara, erinnert sich Ziegler im Film, habe ihn „überzeugt“, in Europa zu bleiben und „hier gegen den Kopf des kapitalistischen Monsters zu kämpfen.“

Ziegler hat sich dieses „Vermächtnis“ zu Herzen genommen: Seither kennt der Schriftsteller, emeritierte Hochschullehrer, frühere Politiker und immer noch aktive UNO-Mitarbeiter keine Ruhe, keine Unterbrechung mehr im Kampf gegen die „kannibalische Weltordnung“, in der nach seiner Erkenntnis und Auffassung die imperialen „Beutejäger des globalisierten Finanzkapitals“ verantwortlich sind für massenhafte Unterernährung, Hunger, Krankheit und Tod. Seither setzt er sich mit aller Kraft und unversöhnlich für die ein, die der karibische Entkolonialisierungs-Theoretiker Frantz Fanon die „Verdammten dieser Erde“ nannte: die Verlierer der mörderischen Spiele der Mächtigen dieser Welt.

Regisseur Nicholas Wadimoff, einst Jean Zieglers Student, nähert sich dem alten Mann in seiner Dokumentation zunächst beinahe ehrfürchtig. Doch allmählich verändert sich die anfängliche hierarchische Beziehung, inhaltlich und filmisch. Mit „kritischer Empathie“ erarbeitet sich Wadimoff ein neues, sehr persönliches Bild von dem nicht unumstrittenen, äußerst redegewandten und öffentlichkeitswirksamen Mann, der in seinem antikapitalistischen Kampf gegen Hunger und Krieg und für seine Vision von einer gerechten Welt zwar nie nachgelassen hat, der aber auch eine mangelnde Reflexion gegenüber seinen Irrtümern aufweist. Allerdings macht ihn sein Starrsinn auch wieder sympathisch. Denn es gibt nicht mehr viele von der Sorte Jean Zieglers.

Text: Erika Weisser / Bilder: © w-film

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Der Optimismus des Willens
Jean Ziegler
Schweiz 2016
Regie: Nicolas Wadimoff
Dokumentarfilm
Verleih: w-film
Laufzeit: 92 min.
Kinostart: 23. März 2017, 19 Uhr, im Kino Friedrichsbau; am Sonntag, 26. März, auch beim FilmFrühStück um 13 Uhr
Trailer: