"Ein Mammutwerk": Rathaus und Rasensportler bringen Bebauungsplan auf den Weg STADTGEPLAUDER | 14.05.2017

Nun ist tatsächlich Tempo im Spiel: Das Freiburger Baudezernat hat zusammen mit dem Bundesligisten SC Freiburg den Bebauungsplan für eine neue Arena am Flugplatz erarbeitet. Am 23. Mai soll der Gemeinderat für das 700 Seiten fassende Werk die Offenlage beschließen. Ab Mitte Juni bis Ende Juli können Betroffene dann Einwände vorbringen. Bis dahin soll auch der Totalunternehmer für den Stadionbau beauftragt werden. In dessen Vertrag wird die Bauzeit verbindlich festgelegt werden, die irgendwo zwischen 18 und 24 Monaten liegen soll. Die vorbereitenden Arbeiten – etwa Rodungen und der Zaunbau zum Flugplatz hin – sollen noch in diesem Jahr angepfiffen werden. Aktuell ist das neue Rund auf 73 Millionen Euro taxiert.

„Wir sind, obwohl der Bebauungsplan sehr komplex ist, voll im Zeitplan“, sagte Baubürgermeister Martin Haag unlängst vor Journalisten. „Die Unterlagen empfehlen sich nicht unbedingt als Bettlektüre“, meinte SC-Finanzvorstand Oliver Leki und dankte Haag für die intensive Zusammenarbeit. Der Plan sei „ein Mammutwerk“, so Oberbürgermeister Dieter Salomon: „Wir haben es hier mit einem der umfangreichsten Verfahren der jüngeren Stadtgeschichte zu tun.“

Der Entwurf des Bebauungsplans basiert auf den Ergebnissen von zahlreichen Gutachten zu Natur und Landschaft, Klima, Schallschutz, Flugsicherheit, Verkehr und Energie. Da man mit den 70 Millionen Euro, die im Bürgerentscheid im Februar 2015 verbindlich als Höchstgrenze beschlossen wurden, nun doch nicht hinkommt, wird der SC Freiburg noch einmal drei Millionen Euro aus der gut gefüllten Vereinsschatulle drauflegen. Das Stadion selbst wird derzeit auf 64 Millionen taxiert, die Inneneinrichtung auf neun Millionen. Die Erschließung verschlingt nach Abzug von Zuschüssen 38 Millionen Euro – netto. Die müssen aus der Stadtkasse bezahlt werden.

Es soll ein sogenanntes klimaneutrales Stadion werden, das die Stadion Freiburg Objektträger GmbH & Co. KG (SFG) als Bauherrin finanziell stemmt und managt. Jochen Tuschter, der Technische Geschäftsführer der SFG, erklärte, dass das ein Spagat sei, weil das Stadion an Spieltagen den fünffachen Stromhunger haben wird. Im Normalbetrieb müssten 200 Kilowatt peak gebracht werden. Das entspräche etwa einer Fläche von 2000 Quadratmetern mit Solarmodulen. Die Heizenergie soll komplett von der Solvay/Rhodia kommen, die ihre Abwärme durch unterirdische Leitungen ans Stadion bringt, was im Vergleich zu einer herkömmlichen Heizungsanlage den Ausstoß von 550 Tonnen CO2 verhindern würde.

Die nötigen ökologischen Ausgleichsflächen werden am Gewerbepark Breisgau, auf der Mülldeponie Eichelbuck, im nördlichen Teil des Flugplatzes sowie auf den Gemarkungen Vogtsburg und March gestellt. Negative klimatologische Auswirkungen im Mooswald würde es durch den Stadionkörper nicht geben, hätten Gutachten ergeben. Auch der erwartbare Lärm sei für umliegende Gebiete verträglich. Den größten Aufwand machten Fachgutachten der Gesellschaft für Luftverkehrsforschung (GfL): Nach denen sei durch das neue Fußballstadion außerhalb von Spielzeiten gar kein Einfluss auf den Flugverkehr gegeben. An Spieltagen jedoch müsse der Flugbetrieb für sechseinhalb Stunden unterbrochen werden. Und: Um Blendungen zu verhindern, soll die Flutlichtanlage unterhalb der Dachkonstruktion installiert werden.

Sehr wohl betroffen sind die Fallschirmspringer, die, so heißt es, nach Lahr ausweichen werden. Für die Segelflieger „bemühen“ sich Stadt und die Flugplatz Freiburg-Breisgau GmbH, östlich der Motorfluglandebahn neue Segelflugbahnen anzulegen (siehe dazu Link unten).

Die Planer rechnen damit, dass zwei Drittel der Stadionbesucher – also bei ausverkauftem Haus 23.000 Fans – öffentliche Verkehrsmittel nutzen. Die Verlängerung der Messelinie an die neue Endhaltestelle Hermann-Mitsch-Straße soll an der Madisonallee eine Haltestelle „Stadion“ mit drei Bahnsteigen bekommen. Wie nebenbei bestätigte Haag die Information, dass fürs Stadion auch der geltende Flächennutzungsplan geändert werden muss. Und das im selben Tempo.

Text: Lars Bargmann / Visualisierung: AS&P/Stadt Freiburg

Bisher nur zweidimensional: Die eingereichten Entwürfe für die neue Arena des SC Freiburg sind noch streng geheim. Genau anders verhält es sich mit der Grundlage: Der Bebauungsplan soll Mitte Juni in die Offenlage gehen.

Mehr Infos: www.chilli-freiburg.de/stadion