Eine Wasserratte in ihrem Element STADTGEPLAUDER | 17.06.2017

Das Lorettobad erfreut sich im 175. Jahr seines Bestehens zunehmender Beliebtheit – nicht nur wegen des in Deutschland einmaligen Damenbads, das immer mehr Frauen anzieht. In diesem Sommer gibt es für die Besucher allerdings weniger Zeit zum Baden und Sonnenbaden: Die Öffnungszeiten wurden verkürzt, denn in Freiburg sind – wie überall in Deutschland – Bademeister rar geworden. Das „Lollo“ ist besonders betroffen: Die bisherige Leiterin Claudia Held ist verstorben, ihr Stellvertreter Günter Maier unlängst in Rente gegangen. Deshalb sprang jetzt Christina Schmidt als kommissarische Leiterin ein. Die gelernte Schwimmmeistergehilfin ist seit 1992 in Freiburgs Hallenbädern tätig.

„Seit meiner Ausbildung im Insel-Bad in Stuttgart-Untertürkheim habe ich immer als Schwimmmeistergehilfin gearbeitet. Obwohl der Beruf zunächst nur die zweite Wahl war. Nach dem Realschulabschluss 1988 wollte ich eigentlich Fotolaborantin werden, wegen fehlender Berufsaussichten infolge der Digitalfotografie verwarf ich den Plan aber wieder. Weil ich schon als Kind eine richtige Wasserratte war und während der ganzen Schulzeit regelmäßig zum Schwimmtraining ging, entschied ich mich eben fürs Wasser. Und merkte bald, dass das mein Element ist.

Die manchmal zwar anstrengende, aber sehr abwechslungsreiche Arbeit hat mir von Anfang an viel Spaß gemacht. Das ist bis heute so geblieben. Sonst hätte ich längst einen anderen Job gesucht. Ich kann sogar jetzt, nach 30 Jahren, sagen, dass ich diesen Beruf wieder wählen würde. Und kann ihn jungen Menschen, die durchsetzungs- und trotzdem teamfähig sind, die unvorhergesehene Situationen schnell einschätzen und gut reagieren und zupacken können, nur empfehlen. Abgesehen davon, dass wir viel mit Menschen arbeiten und ständig in Bewegung sind, haben wir inzwischen ja auch gute Perspektiven: Bademeister werden derzeit händeringend gesucht. Es herrscht ein riesiger Personalmangel, nicht nur für diese Saison, in der so manche öffentlichen Freibäder geschlossen blieben.

In Freiburg haben wir es gerade noch einmal hingekriegt, wenn auch mit Abstrichen, etwa im Damenbad: Da wir trotz aller Bemühungen nicht genug Schwimmmeisterinnen haben und diese auch nicht rund um die Uhr arbeiten können, werden dort notgedrungen manchmal eben Männer mit der Beckenaufsicht betraut. Schließlich muss die Sicherheit der Badegäste gewährleistet sein. Rund um die Uhr. Es tut mir natürlich leid für die Frauen, die sich dadurch beeinträchtigt fühlen, doch im Moment haben wir keine Alternative.

Alles in allem ist die Arbeit in einem Freibad eine neue Herausforderung für mich. Und ich nehme sie gerne an. Aber ich freue mich auch auf den Herbst, wenn es zurückgeht ins Westbad. Denn eigentlich bin ich eine Hallenbädlerin.“

Aufgezeichnet von Erika Weisser / Foto: © Erika Weisser