Extreme Statistiken: Nie so viel Beschäftigte, nie so viel offene Stellen Stellenmarkt | 07.12.2017 | Lars Bargmann

Der anhaltende Konjunkturaufschwung sorgt für extreme Zahlen am Arbeitsmarkt: So hat die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland im Oktober mit 2,389 Millionen oder 5,4 Prozent ihren tiefsten Stand seit der Wiedervereinigung 1991 erreicht. Das meldet die Bundesagentur für Arbeit. Im Vorjahresmonat gab es noch 150.000 joblose Männer und Frauen mehr.

Eine Arbeitslosigkeit unter 2,4 Millionen sei „schon sehr bemerkenswert“, so Bundesagentur-Chef Detlef Scheele. Wer aber alle Jobsuchenden dazurechnet, die aktuell Aus- und Fortbildungen machen, kommt auf 3,367 Millionen Arbeitslose. Eine Million Menschen ist also verdeckt arbeitslos oder unterbeschäftigt.

Die Arbeitslosigkeit in Baden-Württemberg sank im Oktober auf 3,3 Prozent, in Freiburg liegt sie bei 5,1 Prozent (minus 0,2 Punkte), im Landkreis Emmendingen bei 2,5 (minus 0,2) und im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald bei 2,8 (minus 0,1). In diesen drei Bereichen sind derzeit 12.567 Menschen ohne Job, in Freiburg sind es 6192.

Auf der anderen Seite steigt die Zahl der Erwerbstätigen rasant: Ende September lag sie nach Angaben des Statistischen Bundesamts bei 44,65 Millionen. Im Vergleich zum September 2016 bedeutet das ein Plus von 655.000.

Die Zahl der offenen Stellen ist auch rekordverdächtig: Nach Angaben des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung gab es Ende September knapp 1,1 Millionen, mithin stolze 174.400 mehr als Ende Juni. Dasselbe gilt auch für den regionalen Ausbildungsmarkt, wo Ende September allein bei der Freiburger Arbeitsagentur noch 565 Ausbildungsstellen unbesetzt waren. „So viele waren es noch nie. Die Entwicklung wird für Unternehmen immer mehr zu einem ernsthaften Problem. Wir stehen vor einer großen Aufgabe“, sagte Agenturchef Christian Ramm.

Insgesamt hatten die Unternehmen 4161 Ausbildungsstellen gemeldet, 2,1 Prozent mehr als im Vorjahr. „Die Betriebe bilden auf hohem Niveau aus, teilweise sogar über Bedarf. Das ist auch eine Chance für schwächere Bewerber“, sagte Ramm. Die hohe Zahl an unbesetzten Ausbildungsstellen schwäche aber auf Dauer die Innovationskraft der Unternehmen und damit ihre Wettbewerbsfähigkeit. Es werde immer wichtiger werden, Jugendliche für eine duale Ausbildung zu interessieren und sie dafür fit zu machen: „Wir dürfen beim Übergang von der Schule in den Beruf keinen Jugendlichen verloren geben.“

Foto: © IHK Südlicher Oberrhein/Petra Enghauser