Freiburger Aktionstheater Pan.Optikum bringt Megaspektakel auf die Bühne STADTGEPLAUDER | 23.02.2017

Ein Zwei-Millionen-Euro-Budget, 5000 Premieren-Zuschauer, meterhohe Bühnenobjekte, Schauspieler aus acht europäischen Ländern – eine der größten Straßentheaterproduktionen Freiburgs steht in den Startlöchern: Ende Juli verwandelt das Aktionstheater Pan.Optikum den Stühlinger Kirchplatz in eine riesige Bühne. Wer nicht mehr so lange warten möchte: Einen Vorgeschmack auf das internationale Projekt „Power of Diversity“ gibt es bereits am 25. und 26. Februar im Theater Freiburg.

Ein Stück über den Klimawandel im norwegischen Kirkenes, ein Theaterparcours durch einen Park im rumänischen Sibiu, eine Performance über Lebensträume auf einem Friedhof in Görlitz – mehr als ein Jahr lang ist das Freiburger Straßentheater Pan.Optikum für sein Europa-Projekt durch Europa getourt. In jeder der sieben Partnerstädte vom britischen Folkestone bis Las Palmas de Gran Canaria haben die Theatermacher Inszenierungen mit jungen Menschen erarbeitet – nicht mit Profischauspielern, sondern Flüchtlingen und Jugendlichen mit Migrationshintergrund.

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Freiburg ist die letzte Station: Junge Menschen aus Afghanistan, Syrien, Irak und Iran proben hier seit Oktober das Stück „Hochwasserzukunft“. Das Thema dürfte den meisten von ihnen nicht fremd sein: Deutsche und ehemalige Migranten treffen sich, um über ihre Zukunft zu sprechen und zu überlegen, wie es ihnen wohl in 20 Jahren gehen wird.

Die Ideen und Erfahrungen all dieser lokalen Inszenierungen werden dann in das Megaspektakel einfließen, das auf dem Stühlinger Kirchplatz seine Premiere feiern soll. Mitte Juni reisen dafür je zwei bis drei Jugendliche aus den verschiedenen Ländern nach Freiburg. Sie alle werden auch ihre Sicht auf Europa in das Projekt einfließen lassen. „Es war interessant zu sehen, wie junge Menschen aus verschiedenen Ländern Europa sehen“, sagt Projektleiter Matthias Rettner. So seien viele junge Briten der Meinung, der Brexit würde ihnen die Zukunft verpfuschen, während sich Jugendliche in Polen von der EU enttäuscht zeigten.

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Doch trotz verschiedener Sichten, die Grundaussage des Projekts ist klar: „Wir sind für ein vielgestaltiges Europa“, so Rettner, „denn wenn man gemeinsam etwas auf die Beine stellt, wird das auf jeden Fall besser, als wenn jeder sein eigenes Süppchen kocht.“ Bei der Europäischen Union kommt das gut an: Als einziges Theaterprojekt Deutschlands hat „Power of Diversity“ 2015 eine EU-Förderung erhalten – über rund eine Million Euro. Im Oktober hat Rettner das Projekt dann nochmals in Brüssel vorgestellt, als „best practice“-Beispiel in der Sparte interkultureller Dialog und soziale Inklusion. Auch zur Premiere in Freiburg – an die sich eine zweimonatige Tour durch Europa anschließt – werden Vertreter der EU-Kommission erwartet. „Für die Kommission ist es ein Vorzeigeprojekt“, freut sich Rettner.

Ein Grund dafür ist auch, dass das Pan.Optikum bei seinen groß angelegten Inszenierungen eine Ausdruckssprache wählt, die auch ein junges und bildungsfernes Publikum anspricht: Hip-Hop. „Mit Rap und Breakdance erreicht man auch Menschen, die normalerweise nicht ins Theater gehen“, so der 53-Jährige. So bleibe sich das Straßentheater selbst bei einer Aufführung in den gediegenen Hallen des Stadttheaters treu: „Wir machen Inszenierungen für jeden.“


Info:

Hochwasserzukunft
25. und 26. Februar, 20/18 Uhr, Theater Freiburg, Kleines Haus

Power of Diversity – the Crossing Lines
28. und 29. Juli, Stühlinger Kirchplatz

www.power-of-diversity.eu

Text: Tanja Bruckert / Fotos: © Costin Chesnoiu, Soeren Damving