Freiburger JobRad boomt bundesweit STADTGEPLAUDER | 03.08.2016

Rund 200 Deutsche steigen täglich auf ein JobRad um. Die Freiburger Firma hat ein gefragtes Leasingkonzept entwickelt und gerade zum dritten Mal in Folge den Jobmotor-Preis der Badischen Zeitung gewonnen. Arbeitgeber und Arbeitnehmer sparen damit Geld. Der Freiburger Jobradler Sebastian Koch kennt weitere Vorteile.

Jobradler der ASF

Begeistert: Jobradler Sebastian Koch mit seinem Geschäftsrad

Seit zwei Jahren ist Sebastian Koch Jobradler. Mit Begeisterung. Der 26-jährige Projektmanager der Abfallwirtschaft und Stadtreinigung Freiburg (ASF) nutzt sein JobRad vor allem in der Freizeit. Sein Arbeitgeber kofinanziert das Luxusmountainbike.

Ein neues Rad wollte sich der sportliche ASF-Mitarbeiter schon länger kaufen. „Alles auf einmal zu bezahlen wäre heftig gewesen“, sagt Koch. Das Leasingmodell kam gerade recht: Bei einem Online-Händler stellte er sich sein Traumrad zusammen und legte das Angebot JobRad und seinem Arbeitgeber vor.

Drei Jahre lang zahlt er es monatlich ab. Die Leasingraten werden vom Bruttolohn einbehalten. Er spart Steuern, der Arbeitgeber Sozialabgaben. Insgesamt 27
Prozent des Neupreises spart Koch, mehr als 500 Euro. Auch sein Chef profitiert. „Ich mache mehr Sport, bin wacher und ausgeglichener“, sagt Koch.

Die ASF sieht das gerne. Sie bezuschusst jede Monatsrate mit zehn Euro. „Es ist super, dass man sich auch ein Rad für private Zwecke aussuchen kann“, schwärmt Koch.

57 ASF-Mitarbeiter haben ein JobRad. Tendenz steigend. „Das ist eine der erfolgreichsten Maßnahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements“, sagt Geschäftsführer Michael Broglin. Weitere Vorteile für ihn: „Mit Diensträdern wird der Co2-Ausstoß reduziert und die Verkehrssituation entlastet.“

Leichte Schwächen hat das System für Broglin noch: Der Radhändler um die Ecke ist kein Vertriebspartner. Und es gebe einen gewissen administrativen Aufwand. Alles in allem ist er vom JobRad aber richtig begeistert.

JobRad-Chefs Holger Tumat und Ulrich Prediger

Mobil: Die JobRad-Chefs Holger Tumat und Ulrich Prediger

Das hört JobRad-Erfinder Ulrich Prediger gerne. Im Juni ist er mit seinem rasant wachsenden Team an den Augustinerplatz gezogen. Mit rund 70 Mitarbeitern versorgt er bundesweit Arbeitgeber und Arbeitnehmer mit Leasingmodellen. „Wir haben etwa 200 neue Jobradler am Tag“, sagt Prediger. Es gebe mittlerweile zehn Nachahmer, man sei aber Marktführer.

In den neuen Räumlichkeiten geht’s geschäftig-locker zu. Manche arbeiten barfuß, an den Wänden hängen schicke Räder der Mitarbeiter, auf einer freien Fläche stehen Hockeytore für die Mittagspause. Bewegung ist das Zauberwort: „Das Potential ist riesig, die Hälfte aller Wege, die in Deutschland zurückgelegt werden, ist kürzer als sechs Kilometer“, sagt Prediger.

Der 44-Jährige hat JobRad 2007 gegründet. Jahrelang kämpfte er um die Gleichstellung mit dem Dienstwagen. Seit 2012 gilt das steuerliche Dienstwagenprivileg auch für Diensträder. Seitdem boomt das Geschäft. Mehr als 2000 Arbeitgeber machen mit. JobRad übernimmt die Abwicklung des Leasings.

„Im Schnitt wählen Kunden ein JobRad für 2000 Euro. Mehr als 40 Prozent davon sind E-Bikes“, berichtet Prediger. Einzige Hürde: Das JobRad muss mindestens 749 Euro kosten. Sonst lohne sich der Aufwand nicht, sagt Prediger.

Sebastian Koch hätte am liebsten gleich zwei Räder geleast. Das ist bei der ASF nicht möglich. Jetzt wartet er sehnsüchtig auf 2017, wenn der erste Vertrag ausläuft. Zehn Prozent des Kaufpreises muss er dann hinlegen. Danach wird das nächste Bike geleast: ein Rennrad.

Text: Till Neumann / Fotos: Till Neumann & JobRad

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