Freiburger Krimi "Reue" richtet den Blick nach innen 4Literatur & Kolumnen | 09.04.2018 | Tanja Senn

Sabine duftet nach Zitrone und Mai. Thomas ist der hübscheste Junggeselle im Dorf. Eigentlich würden die junge, karriereversessene Bank­angestell­te und ihr Untermieter gut zu­sam­men­­passen. Wenn da nicht noch Sabines Ehemann wäre. Ein alkoholabhängiger Soldat, der immer wieder jähzornige Ausbrüche hat. Als dieser Wind von der Affäre bekommt, nimmt die Tragödie ihren Lauf. Es folgen eine verscharrte Leiche, eine Verhaftung und ein Zusammenbruch.

Eigentlich alles Zutaten für einen klassischen Regiokrimi. Doch Berst-Frediani, der mit seinem Erstling „Fehlurteil“ den Freiburger Krimipreis gewonnen hat, legt auch mit seinem zweiten Werk einen Roman vor, der sich deutlich abhebt. Denn hier stehen weniger die Ereignisse selbst im Vordergrund, als das Gefühlsleben der Protagonisten und Gegenspieler. In nüchterner, klarer Sprache zeichnet der Freiburger Autor und Rechtsanwalt Charaktere, von denen keiner nur Opfer oder Täter ist.

Diese Innenschau nimmt leider stellenweise etwas Schwung aus der Erzählung. Und doch schafft sie es, plausibel auf ein Ende hinzuleiten, das eigentlich absurd daherkommen müsste. Denn tatsächlich gibt es nur ein Gefühl, das in diesem Krimi trotz seines Titels kaum eine Rolle spielt: die Reue.

Reue von Sascha Berst-Frediani
Verlag: Gmeiner, 2018 247 Seiten, gebunden
Preis: 18 Euro