Freiburgerin erhält im Schloss Bellevue das Bundesverdienstkreuz STADTGEPLAUDER | 17.11.2017 | Erika Weisser

Alle Jahre wieder gibt es im Schloss Bellevue zu Berlin eine Ehrenrunde für Ehrenamtliche: Dann verleiht der Bundespräsident in seinem Amtssitz das Bundesverdienstkreuz an Menschen, die sich uneigennützig für andere engagieren. Mit Gabriele Michel (rechts), der Vorstandsvorsitzenden der Frauen-Hilfsorganisation AMICA e.V., war in diesem Jahr eine Freiburgerin unter den 30 Ausgezeichneten.

Seit mehr als 40 Jahren arbeitet die promovierte Sprachwissenschaftlerin neben ihrer Tätigkeit als Dozentin, Buchautorin und Journalistin in Menschenrechtsorganisationen mit. Zunächst bei Amnesty International, inzwischen bei den „Amicas“, die sich schon während der Balkankriege für traumatisierte Frauen einsetzten und dies bis heute tun – in vielen Krisen- und Kriegsgebieten der Welt.

„Ich bin manchmal erstaunt, was unser kleiner Verein in den knapp 25 Jahren seiner Existenz schon erreicht hat, welchen Weitblick die Gründerinnen und Gründer hatten, mit welcher Energie und welchem Mut sich meine Kolleginnen in die politischen Gegebenheiten der Regionen einarbeiten, in denen Frauenprojekte geplant sind. Wobei wir immer nach dem Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe arbeiten. Wir wollen unsere Partnerinnen, die wir in Tschetschenien, Libyen, Palästina, im Kosovo, in der Ukraine und anderen Ländern beim Aufbau von Frauenzentren mit psychosozialen, medizinischen, berufsqualifizierenden und friedenspädagogischen Angeboten unterstützen, nicht in Abhängigkeit zu AMICA bringen.

Wir wollen, dass Frauen die Möglichkeit haben, ein selbstbestimmtes Leben zu führen und gemäß der UN-Resolution 1325 aktiv zu Friedensprozessen und zur Versöhnung der Gesellschaft beizutragen. Das funktioniert gut, bei unseren Projektbesuchen vor Ort stellen wir fest, mit wie viel Einfallsreichtum die Frauen diese Ziele verfolgen, oft unter Bedingungen, die man sich hier gar nicht vorstellen kann.

Ich kam eher zufällig zu AMICA. 2005 sollte ich für die BZ über eine Foto-Ausstellung eines Versöhnungsprojekts im bosnischen Srebrenica berichten. Da stand ich und dachte plötzlich, Bingo, das ist genau das, was ich machen möchte. Dann ging es ganz schnell, und heute kann ich mir keine sinnvollere politische Arbeit vorstellen als die Mitarbeit bei AMICA, die für mich persönlich ein großer Gewinn, eine wirkliche Bereicherung ist.

Mit dem Bundesverdienstkreuz habe ich nicht gerechnet. Deshalb war ich zunächst auch ziemlich durcheinander. Doch dann freute ich mich, dass das ehrenamtliche Engagement auch auf Regierungsebene wahrgenommen wird und für einen kurzen Moment öffentliche Wertschätzung erfährt.

Diese Anerkennung, die uns auch schon mit anderen Preisen zuteil wurde, ist sehr ermutigend und wichtig für uns. Denn wir müssen immer auch um unsere Existenz kämpfen: Während die Finanzierung unserer Projekte von Geldgebern wie dem Auswärtigen Amt, dem BMZ oder Stiftungen mitgetragen wird, finanzieren wir uns als Organisation durch Spenden.“

Foto: © AMICA e.V.