Freiburgs Superrechner Nemo stellt sich vor STADTGEPLAUDER | 02.09.2016

Freiburg hat einen Superrechner. Seit Juli ist Nemo in Betrieb. Das drei Millionen Euro teure Gerät zählt zu den 500 leistungsstärksten Computern der Welt. Forscher aus dem ganzen Land können auf ihn zugreifen. Nemo ackert rund um die Uhr, kommt aber trotzdem nicht ins Schwitzen.

Arbeitswütig: Nemo, der Superrechner

Gestatten, ich bin’s, Nemo, der Freiburger Superrechner. Ich bin auf Platz 214 der Computer-Weltrangliste. Und ich könnte noch weiter vorne stehen, wenn diese saudoofe Liste nicht vor allem die Zahl der Prozessoren bewerten würde. In Sachen Arbeitsspeicher bin ich vielen anderen Rechnern haushoch überlegen. Für meine Anwender ist das viel wichtiger.

Meine Kabel sind säuberlich verlegt, trotzdem bin ich ein knotiger Typ: 750 Rechenknoten sind in mir, jeder einzelne hat 20 Recheneinheiten. Das hört sich kompliziert an. Einfacher gesagt: Ich bin 15.000 Mal schneller als ein normaler Rechner. Was andere zum Abstürzen bringt, ist für mich nicht mal ein Warmup.

Wissenschaftler aus ganz Baden-Württemberg können mit mir arbeiten. Ich stehe Mikrosystemtechnikern, Neurowissenschaftlern und Elementarteilchenphysikern zur Verfügung. Sie können mit mir zum Beispiel Abläufe im Gehirn berechnen. Was in meinem Gehirn vorgeht, sehen sie aber nicht. Ich stehe ja im Keller des Rechenzentrums. Die Forscher können mir ihre Daten bequem zuschicken. Ich berechne sie und dann kriegen sie das Ergebnis. Das klingt einfach, ist es aber nicht: Ich habe so viele Prozessoren, die alle zusammenarbeiten, das muss man richtig programmieren. Wer das drauf hat, kann viel Zeit sparen. Mit der richtigen Programmierung laufe ich zu Höchstform auf.

Da ich so viel arbeite, bin ich ein richtiger Schrank. Mehr sogar, ich bin zehn Schränke, vollgepackt mit Technik. Und kein schlanker Schrank, denn ich wiege zwölf Tonnen. Und ich bin längst noch nicht ausgewachsen. Ich kann doppelt so groß werden wie jetzt. Schon in Kürze bekomme ich vielleicht für 500.000 Euro noch einen weiteren Schrank.

Erinnert an Cappucinobar: Nemo in voller Größe

Erinnert an Cappucinobar: Nemo in voller Größe

Zugegebenermaßen, ich bin ein Work-aholic. Es gibt nix Schöneres, als nonstop zu ackern. Pausen machen können andere. Meine Lebenserwartung liegt auch nur bei etwa fünf Jahren. Dann werde ich ausgetauscht.

Da ich so viel arbeite, habe ich mächtig Hunger. Am besten schmeckt mir Strom. Unter Volllast schlucke ich 200 Kilowatt. Damit könnte man im Winter etwa 200 Studentenzimmer mit einem Heizlüfter warmmachen. Schwitzen muss ich trotzdem nicht: Ein Kühlwasserkreislauf hält mich auf Temperatur.

Gezeugt wurde ich in den USA. Geboren bin ich in der Schweiz, jetzt lebe ich im schönen Freiburg. Meine Superrechner-Geschwister sind in Ulm, Heidelberg, Mannheim und Tübingen. Nur, um das klarzustellen: Aktuell bin ich der Beste.

Diskofieber: Nemo lässt es gerne blinken

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Aufgezeichnet von Till Neumann / Foto: © Till Neumann