Geldregen dank sonniger Bilanz: Erstmals über 1,5 Millionen Übernachtungen in Freiburg STADTGEPLAUDER | 17.03.2018 | Lars Bargmann

Die nächste Hürde ist übersprungen: 2017 wird in Freiburg als das Jahr in die Annalen eingehen, in dem erstmals mehr als 1,5 Millionen Übernachtungen in den 65 Beherbergungsbetrieben gezählt wurden. 1,55 waren es am Ende. Ein Plus von 7,9 Prozent. Das ist der Topwert im Land, in dem das Plus im Schnitt bei bloß 1,7 Prozent lag. Der Tourismus bringt von auswärts 200 Millionen Euro in die Stadt und sichert zehn Prozent der Arbeitsplätze.

Ein Urlaubstourist lässt in Freiburg im Schnitt pro Tag 89,50 Euro liegen, ein Geschäftsreisender oder Tagungsbesucher 177 Euro. Etwa 60 Prozent sind normale Touristen. Somit geben die Gäste fast 200 Millionen Euro in Freiburg aus. Für Hanna Böhme, Geschäftsführerin der Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe GmbH (FWTM), ist der Rekord ein Grund zur Freude: „Das ist eine Folge der steigenden Beliebtheit Freiburgs.“ Die FWTM schätzt, dass noch einmal 1,5 Millionen Gäste in nicht erfassten Unterkünften übernachten. Rechnet man diese mit im Schnitt 100 Euro dazu, liegen die Tourismus-Einnahmen bei 350 Millionen Euro. Das sichert direkt 3,5 und indirekt 10 Prozent der Arbeitsplätze in der Stadt.

Die Hotellerie verzeichnete 1,19 Millionen Übernachtungen, 100.000 mehr als im Vorjahr. Zeitgleich sank die Bettenauslastung von 57,1 auf 56,3 Prozent. Das ist kein Fehler in der Statistik, sondern den vier neuen, großen Hotels geschuldet. Nachdem die Ketten Motel One, Hampton by Hilton, Wyndham Super 8 und Holiday Inn Express in Freiburg bereits in Steine für Beine investiert und fast 1300 neue Betten bezogen haben, stehen mit dem Courtyard Hotel (Rheingold) an der Eisenbahnstraße, dem Adina Apartment Hotel auf dem Ganter-Areal (wir berichteten exklusiv), dem Adagio access Aparthotel auf dem Güterbahnhof und dem Premier Inn in Bahnhofsnähe schon die nächsten Ketten Schlange. Zudem soll es noch ein neues, privat geführtes Hotel auf dem Güterbahnhof geben. Zusammen sind das weitere 620 Zimmer oder Apartments.

Postkarten-Idylle: Die Konviktstraße lädt zum Entschleunigen ein.

„Die vier neuen Hotels in 2017 waren nötig, aber wenn die jetzt angekündigten auch gebaut sind, entstehen Überkapazitäten im Budgetbereich“, sagte Franziska Pankow, Tourismuschefin der FWTM. Was Freiburg indes künftig brauche, seien Spezialitäten wie ein Rad- oder ein Weinhotel. Oder ein Hostel für Youngster. Zudem dürfte die Bettenauslastung weiter zurückgehen. Und: Die Szene ändert sich dramatisch: Jahrzehnte war der Hotelmarkt in Freiburg durch inhabergeführte Häuser geprägt, nun gewinnen die Ketten peu à peu die Oberhand. Ein städtisches Hotelkonzept, das die Ansiedlung neuer Häuser steuert, brauche die Stadt nicht, sagte Böhme. Es müsse aber die Frage gestellt werden, wie nachhaltiger, qualitativ hochwertiger Tourismus geschaffen werden könne, „ohne dass die Stadt leidet“.

Bei den ausländischen Gästen liegt die Schweiz weiter klar vorne (131.000), dahinter sind Frankreich (40.000) und Spanien (39.000, plus 12,7 Prozent). Stark zurückgegangen sind die Golfstaaten (minus 11,4 Prozent) – wohl eine Folge der Katarkrise. Das stärkste Plus (16,7 Prozent) brachten die Österreicher, die sich 13.000 Mal in gemachte Betten legten.

Auch die Schwarzwald Tourismus GmbH meldete eine Rekordzahl: 21,68 Millionen Übernachtungen, fast 150.000 mehr als im bisherigen Rekordjahr 2016. Weil in der Statistik nur Betriebe mit mehr als neun Betten auftauchen (also nur bei 3000 von insgesamt fast 13.000 Gastgebern), gehen die Touristiker von insgesamt rund 40 Millionen Übernachtungen in 2017 aus. Damit baute der Schwarzwald seine Position als bedeutendste Ferienregion Baden-Württembergs weiter aus: 40,9 Prozent entfielen auf die Region zwischen Karlsruhe und Basel, Pforzheim und Waldshut-Tiengen.

Fotos: © FWTM-Cozort, FWTM-Escher