Geschmackspolizei: Der Sounddreck zum Handy 4Literatur & Kolumnen | 06.08.2017 | Benno Burgey

Wie jedes Jahr bei der Geschmackspolizei: Hochkonjunktur im Juli. Abibälle. Dass Abibälle sich in den letzten Jahren zu einer Abiballindustrie entwickelt haben mit Eintrittspreisen bis nahe am dreistelligen Euro-Bereich geht uns nichts an.

Leider ist jegliche Form ritualisierten und determinierten Feierns anfällig für kulturelle Verbrechen, die sich bewusst in diese Strukturen einzecken. Titel wie „Es gibt nur ein Gas – Vollgas“ oder „Pack ihn ein“ sind hier noch die harmloseren Vergehen.

Leider wurde dieses und auch letztes Jahr versucht, ein Handylied über Abisong Mixtapes zu verbreiten, bei dem keine Gesprächsbereitschaft vor dem harten polizeilichen Vorgehen mehr angezeigt ist. „Mandy oh Mandy / Finger vom Handy“ Und weiter: „Jeder hat ein Handy Mandy hat zwei, Sie glaubt ohne Handy wär sie nicht dabei“ Dann die Krönung: „Finger vom Handy Mandy oh Mandy Finger vom Handy das tut ja so gut Mandy mit Handy War gestern sagt Mandy Finger am Handy das ist doch Ballast.“ Zu beachten für alle Abiturienten: „Mandy oh Mandy Finger vom Handy Finger vom Handy Mandy oh Mandy“

Literarisch gesehen, handelt es sich hier um eine simplifizierte Form des Chiasmus. Also eine X-Förmige Figur, in ähnlicher Wort- und Inhalts­reihenfolge. Eigentlich eine Figur zur Unterstreichung von Sinnzusammenhängen oder halb- ­ironischen Wiederlegungen. Hier eher Sättigungsbeilage.

Titel: Mandy oh Mandy Finger vom Handy
Urheber: Boh
Jahr: 2017

Wir müssen drangehen, für Ihre Geschmackspolizei Freiburg, Benno Burgey