Gwen Weisser und Patrick Allgaier stellen ihren Film über eine ungewöhnliche Weltreise vor Kinonews | 26.03.2017

Vor genau vier Jahren begannen zwei junge Freiburger, einen lange gehegten Plan in die Tat umzusetzen: An einem schönen Tag im März 2013 machten sich die damals 20-jährige Gwen Weisser und der neun Jahre ältere Patrick Allgaier per Anhalter auf den Weg nach Osten – mit dem Ziel, so lange in diese Himmelsrichtung zu trampen, zu gehen, per Zug oder Schiff zu fahren, bis sie irgendwann, aus dem Westen kommend, wieder in Freiburg sein würden. Dreieinhalb Jahre dauerte das Abenteuer, zu dem sie zu zweit aufbrachen – und zu dritt zurückkehrten. Im Herbst 2016 waren sie, ohne auch nur ein einziges Mal ein Flugzeug zu besteigen, nach 97000 zurückgelegten Kilometern wieder daheim – zusammen mit ihrem Sohn Bruno, der in Mexico auf die Welt gekommen war. Im dritten Jahr ihrer Reise.

Da die beiden begeisterte Filmemacher sind – Allgaier hat vor der Reise als Kameramann gearbeitet und Weisser hat sich während ihrer Schulzeit bei der Jugend-Filmgruppe „Blackwood Film“ engagiert – hatten sie natürlich auch eine Kamera im ziemlich voluminösen Gepäck, in dem gerade das Nötigste untergebracht war. Neben ihrer Neugier und ihrem Zelt war diese Kamera der engste Begleiter der beiden: Mit ihr machten sie die Aufnahmen für den Film, mit dem sie nun auf Deutschland-Tour gehen – nach den Premiereveranstaltungen am 27., 29. & 31. März sowie am 2. April im Freiburger Kino Friedrichsbau.

„Eigentlich“ stellt Gwen Weisser irgendwann im Film fest, „ist es gar keine Reise. Sondern ein Lebensabschnitt.“ Ein sehr wichtiger sogar: Sie lernten nicht nur, mit wenig Geld auszukommen – sie hatten sich vorgenommen, pro Person am Tag nicht mehr als 5 Euro auszugeben. Um so zu lernen, was Verzicht bedeutet und was Genuss heißt. Sie lernten darüber hinaus auch Grenzen kennen, ihre eigenen und politische, staatliche: Immer wieder mussten sie, um weiterreisen zu können, Visumsanträge stellen und abwarten. Manchmal mussten sie, weil die Einreise verweigert wurde, eine andere Route wählen, um zum angestrebten Ziel zu gelangen. So, wie es vielen Menschen auf der Welt geht. Vor allem aber lernten sie Menschen kennen, denen sie „nie begegnet wären“ hätten sie sich bei ihrem Weg um die Welt einfach öfters in ein Flugzeug gesetzt. Doch das wollten sie nie: Der ständige Kontakt zur Erde, das Gefühl für die Strecke war ihnen ganz wichtig.

Und eben der Kontakt zu den Menschen, mit denen sie beim Trampen, beim Couch-Surfing ein Stück ihrer Strecke teilten. Auf der sie, wie der Film sehr eindrücklich zeigt, in unzählige beglückende, aber auch in so manche frustrierenden Situationen gerieten. Etwa dann, wenn sie auf der Höhenstraße im Pamir-Gebirge einen Tag lang warten müssen, bis überhaupt ein Auto kommt. Oder dann, wenn sie dort, wo, wie ein Einheimischer sagt, „Sommer ist, wenn kein Schnee liegt“, im vermeintlichen Sommer nur mit Esel und Zelt losziehen – und dann doch eingeschneit werden – im Juni, an Patricks 30. Geburtstag. Den sie, welches Glück, dann doch in einer Hütte feiern, die sie finden, als sie Schutz vor der Kälte suchen.

Am besten, sagen sie, hat es ihnen auf ihrem Landweg von Freiburg durch den Balkan, Moskau, Zentralasien, Iran, Pakistan, Indien, Nepal, China und die Mongolei nach Japan in Georgien gefallen, dort sind sie nach der Überfahrt über das Kaspische Meer ein paar Wochen geblieben, haben sich „in die Leute und ihre Musik verliebt“, haben Freundschaften geschlossen, in einer Hütte im Wald gelebt. Und ganz besonders ist ihnen Pakistan in Erinnerung, das Land, das als gefährlichstes der Welt gilt und bei dem sie sich „sehr lange überlegt haben“, ob sie wagen sollten, es zu bereisen. Sie taten es – und sind froh darüber, denn sie trafen „so viele gute Menschen“, haben auch die Seiten gesehen, „über die nicht so viel berichtet wird“.

Viele Begegnungen, viele Momente und, natürlich, immer wieder atemberaubende Landschaften, haben Gwen Weisser und Patrick Allgaier in wunderbaren Bildern festgehalten. Sehr anschaulich vermitteln sie die Gefühle, die die beiden Globetrotter unterwegs hatten – und übermannten, als sie unverhofft feststellten, dass sie Eltern werden würden. Was zu Folge hatte, dass sie ihre Route, ihre Pläne änderten: Statt von Wladiwostok nach Kanada und von dort durch Amerika, überquerten sie mit einem Frachtschiff den Pazifik von Japan nach Mexico, wo sie erst einmal vorübergehend sesshaft wurden, nach Brunos Geburt jedoch mit einem alten VW-Bus namens Carlos noch ein Jahr lang Reisen in und durch verschiedene Länder Mittelamerikas unternahmen.

Ganz zum Schluss kommt dann Freiburg und das Dreisamtal ins Bild: Dann nämlich, als sie nach der Überfahrt über den Atlantik von Barcelona aus die 1200 Kilometer bis nach Hause zu Fuß zurücklegen – und kurz vor der Ankunft die Kamera noch einmal mitlaufen lassen. Sehr schön. Der Film gehört zu denen, die zu sehen man nicht versäumen sollte.

Text: Erika Weisser / Bilder: © Patrick Allgaier, Gwendolin Weisser

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Weit. Die Geschichte von einem Weg um die Welt
Ein Film von Gwen Weisser und Patrick Allgaier
Freiburg 2017
Laufzeit: 120 Minuten
Premierenveranstaltungen in Freiburg: 27., 29. & 31. März jeweils 19 Uhr ,sowie 2. April, 11 Uhr im Kino Friedrichsbau
Weitere Vorstellungen: ab Donnerstag, 30. März eine Woche lang jeden Tag um 16.30 und 19 Uhr; ab dann immer montags und mittwochs für mindestens 3 Wochen jeweils um 19 Uhr im Friedrichsbau
Infos: www.weitumdiewelt.de