Im Mittelpunkt der Mensch: Peter Carps Plan für Freiburg STADTGEPLAUDER | 22.06.2017

Spannendes, verblüffendes und gutes Theater mit allen Ausdrucksformen steht auf dem Spielzeitprogramm des Freiburger Theaters für 2017/18. Das Team um den aus Oberhausen wechselnden Intendanten Peter Carp setzt auf internationale Regiehandschriften und die Vielfalt des Mehrspartenhauses.

„Menschen gehen wegen Menschen ins Theater.“ Mit diesem Satz eröffnete Peter Carp die Präsentation seiner ersten Spielzeit im Winterer-Foyer am 11. Mai. Der neue Intendant spricht von drei Aspekten, die beim Theatermachen wichtig seien: „Wir brauchen gute Darsteller auf der Bühne, wir brauchen gute Stoffe und neugierige Menschen, die sich das angucken.“

Der Theatermacher von Thomas Bernhard, Premiere: 10. November 2017 im Theater Freiburg.

Neben dem Menschen steht auch die Vielfalt der künstlerischen Ausdrucksformen des Mehrspartenhauses im Fokus des neuen Leitungsteams. Dabei bildet die spartenübergreifende Arbeitsweise einen Schwerpunkt.Im neuen Team gibt es keine Spartenleiter, sondern nur noch einen Chefdramaturgen. Rüdiger Bering, der bereits in Oberhausen bei Carp diese Funktion innehatte, will sich auch in Freiburg mit der Frage beschäftigen, was zwischen den Genres und Sparten möglich ist.

Dramaturgin im Musiktheater ist Tatjana Beyer. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, die Frage immer wieder über die Antwort zu stellen und somit die Grenzen des Musiktheaters zu anderen Sparten durchlässig zu machen. Als Dramaturg im Schauspiel möchte Michael Billenkamp Regisseuren aus dem Ausland eine Plattform bieten. Die neue Tanzkuratorin Adriana Almeida Pees stellt das Denken durch den Körper ins Zentrum ihrer Arbeit. Für Michael Kaiser, der als Künstlerischer Leiter weiterhin beim Jungen Theater tätig ist, steht das Mitmachen an erster Stelle. Vom Augsburger Theater kommt Georg Heckel als Künstle­r­ischer Betriebsdirektor nach Freiburg.

Wie schon während seiner Zeit in Oberhausen will Carp Regisseure aus anderen Ländern nach Freiburg einladen, um Produktionen mit seinem Ensemble einzuspielen. Direkt zu Beginn zeigt der gefeierte iranische Regisseur Amir Reza Koohestani am 20. Oktober seine eigene Sichtweise auf Anton Tschechows „Der Kirschgarten“. Den Zuschauer erwartet ein sensibles Theater, erzählt Carp. Einen Tag später wird es im Großen Haus dagegen lauter und greller. Der südafrikanische Regisseur Mpumelelo Paul Grootboom bringt mit der Uraufführung „Crudeland“ einen Politthriller im Stil des afrikanischen Straßentheaters auf die Bühne.

Neuer Intendant: Peter Carp kommt aus Oberhausen nach Freiburg.

Um der Herausforderung des Mehrspartenhauses gerecht zu werden, versetzt das französische Künstlerkollektiv „LE LAB“ das Musiktheater in die Gegenwart. Die Premiere „Hoffmanns Erzählungen“ am 22. Oktober im Großen Haus ist eine Oper über die Oper in der Oper – dabei wird die Künstlerpersönlichkeit um E.T.A. Hoffmann, Protagonist der Oper, in verschiedenen Facetten vorgestellt.

Obwohl das Theater Oberhausen ausschließlich Sprechtheater hat, sind spartenübergreifende Projekte kein Neuland für Carp. So machte er einige musikalische Produktionen mit Bands und mit Außenprojekten versuchte er verstärkt, neue Zuschauergruppen zu erreichen.

Das möchte er auch in Freiburg: „Wir müssen die Zuschauergruppen kennenlernen, um zu wissen, wer ist das Publikum aus dem Umland in der Zukunft und welchen Service zusätzlich zum künstlerischen Angebot brauchen sie.“ Mit der Produktion „Lulu. Eine Mörderballade“ von Stef Lernous, die am 26. Oktober Premiere feiert, will Carp auch ein jüngeres Publikum ins Theater locken. Menschen, die wegen Menschen ins Theater gehen.

Text: Valérie Baumanns / Fotos: © Birgit Hupfeld, Britt Schilling