Johannes Flum: „Ich will Bundesliga spielen“ Sport | 23.11.2017 | Anton Moser

Ein Südbadener im Norden: Johannes Flum ist beim SC Freiburg Profi geworden. 2013 wechselte er zu Eintrach Frankfurt, seit Januar kickt der 29-Jährige beim 1. FC St. Pauli in der zweiten Liga. chilli-Autor Anton Moser hat ihn in Hamburg nach dem Training zum Interview getroffen. Flum erzählt von Christian Streich, ehemaligen Kollegen und einem möglichen Comeback beim Sportclub.  

chilli: Johannes, du kommst vom Oberrhein, hast zwölf Jahre in Freiburg gezockt. Wie heimatverbunden bist du noch?  
Flum: Schon noch sehr, auch wenn es weniger wird. Ich habe guten Kontakt zu Julian Schuster. Ich bin Patenonkel von seinem Kleinen. Sonst sind bei der SC-Profimannschaft nicht mehr so viel Spieler, mit denen ich gespielt habe. Eher im Betreuer- und Trainerteam. Ich bin nur noch ganz selten unten.  

chilli: Gibt es sonst Spieler aus der damaligen „Erfolgsjugend“, zu denen du Kontakt hast?  
Flum: Ja. Zu Olli Sorg, der mittlerweile in Hannover spielt. Ömer Toprak habe ich kurz gesehen in Hamburg, als Dortmund da war. Zu Daniel Schwaab habe ich noch einen Draht, der spielt in Eindhoven. Mittlerweile sind alle echt gut verstreut. Wenn man sich mal wieder sieht, freut man sich.

chilli: Du kennst den Norden und Süden der Republik. Wo liegen die Unterschiede?  
Flum: Wir haben im Süden die Berge, du hast hier dafür das Meer, ich find beides super. Ich sage den Jungs hier immer, dass sie mal zu mir runter kommen sollen. Dann wissen sie, was es bedeutet, wenn die Sonne scheint. Aber Hamburg ist eine Weltstadt, es ist sehr, sehr viel los.  

chilli: Du hast schon in der A-Jugend unter Christian Streich trainiert. Welchen Anteil hat er an deiner Profikarriere?  
Flum: Einen sehr großen. Er ist ein Mentor gewesen, ein Stück weit auch ein Ziehvater. Er hat mich von klein auf gekannt und gefördert – aber auch gefordert. Da bin ich ihm heute noch sehr dankbar. Er war sehr streng. Aber er hat mich auf und neben dem Platz geprägt.  

Eine Gefahr für den SC?

chilli: Andere Klubs kaufen Talente mittlerweile schon in der Jugend weg. Eine Gefahr für den SC?  
Flum: Das kann ich schwer beurteilen. Aber es stimmt schon: Die guten Jungs sind schon damals zum SC gegangen. Doch wenn sie dann richtig gut sind, gehen sie nach Hoffenheim, weil sie da wahrscheinlich mehr Geld bekommen. Es ist schwierig für einen kleineren Verein wie Freiburg. Mit dem neuen Stadion werden sie jetzt aber bestimmt was auf die Beine stellen.  

Wie ein Vater: Von SC-Coach Christian Streich hat Johannes Flum viel gelernt.

chilli: Du warst zwölf Jahre beim SC. Könntest du es dir vorstellen zurückzukehren?  
Flum: Klar, Familie und Freunde sind ja da. Ich bin aber aktuell total glücklich hier.  

chilli: Du kennst die erste und zweite Liga. Wo liegen die Unterschiede?  
Flum: In der Bundesliga ist das Tempo nochmal höher, die Spieler sind athletischer und abgezockter. Bei den einfachen Dingen werden weniger Fehler gemacht – und die entscheiden über Sieg oder Niederlage.  

chilli: Du hast sieben Jahre am Stück im Oberhaus gespielt. Wie groß ist der Wille, wieder ganz oben zu spielen?  
Flum: Ich will unbedingt nochmal Bundesliga spielen. Ich hab’s schon vor der Saison gesagt: am liebsten mit St. Pauli. Ich will mir oder uns aber keinen Druck machen. Wir haben Qualität und viel Potenzial. Du musst in so einer Saison über dich hinauswachsen. Wie damals mit Freiburg: Wir hatten eine sensationelle Runde.  

„Freiburg hat es vorgemacht“

chilli: St. Pauli und der Sportclub ähneln sich bei Grundgerüst und Finanzen. Können solche Clubs langfristig oben mitspielen?  
Flum: Freiburg hat es vorgemacht, wie man es mit kleinen Mitteln immer wieder schafft. Ich glaube schon, dass es möglich ist.  

chilli: Der Transfermarkt knackt Rekorde. Wie siehst du das?  
Flum: Wir Spieler können es nicht beeinflussen. Ein Neymar kann nichts dafür, dass er 222 Millionen kostet. Für ihn es ein brutaler Druck. Er spielt aber immer noch gleich Fußball und ist immer noch ein Mensch. Trotzdem ist es Wahnsinn, was da für Summen gezahlt werden. Im Endeffekt ändert es aber das Spiel nicht.  

chilli: Inwiefern tritt da eine Müdigkeit gegenüber dem Sport ein?  
Flum: Ich nehme die Summen wahr, aber das stört mich nicht. Ich will Fußball schauen, weil ich das Spiel liebe. Ich schaue Fußball, egal ob die Jungs 100 Millionen kosten oder 10. Ich schaue auch Spiele meinen Kumpels in der Bezirksliga an. Mich ermüdet es nicht, ich kann Leute aber verstehen, die sagen: Das ist Irrsinn, das schauen wir uns jetzt nicht mehr an.    

Fotos: © Anton Moser und Neithard Schleier