Kaleidoskop der Kulturen: Die 30. IKF wird Holger Thiemanns Dernière STADTGEPLAUDER | 16.01.2018 | Lars Bargmann

Die 30. Kulturbörse wird seine finale sein: Holger Thiemann, 65, von Beginn an Chef der Internationalen Kulturbörse Freiburg, steht vor seinem großen Finale. Und es wird ein gewaltiges: Mit 350 Ausstellern ist die Messe ausgebucht. Mehr als 150 Künstler aus 25 Ländern geben sich bei rund 200 Live-Auftritten die Ehre. Südamerika und Japan, Israel und die USA, Afrika und Kanada, Guatemala, Syrien und das halbe Europa kommen vom 21. bis zum 24. Januar an die Freiburger Messe.

Vorhang auf: Auch die Band Federspiel spielt bei der Eröffnungsgala am 21. Januar im Theatersaal 1 (Tickets ab 23/18 €).

Auch die 30. Ausgabe – die Nummer 29 feierte mit 4500 Zuschauern einen Besucherrekord – wartet wieder mit ein paar Neuheiten auf: So gibt es eine fünfte Bühne für 400 Zuschauer, es gibt eine vierte Freiburger Leiter – der begehrte Förderpreis made in Freiburg ehrt erstmals auch als eigene Disziplin Walk-Acts –, es gibt am Eröffnungstag eine große Walk-Act-Parade und mit der Schweiz auch einen neuen Länderschwerpunkt. Die Börse bietet im deutschsprachigen Raum das vielfältigste und wichtigste Kulturprogramm. „Das wird nochmal eine Riesensache“, erzählt Thiemann beim Redaktionsbesuch.

Den Vorhang öffnen werden bei der traditionellen Gala E1NZ, Federspiel, Lara Stoll, Lukas & Aaron, Mick Holsbeke, Patti Basler, Bodo Wartke & Melanie Haupt, Georg Traber, Fanfare Les Traine-Savates und Mr. Skotty. Es moderiert Peter Spielbauer.

Am Montag hat der Poetry Slam seine eigene Bühne, am Dienstag spielen in der Music Hall die Echoes of Swing. Die vier Jazzer haben zahlreiche hochkarätige internationale Auszeichnungen erhalten. Parallel gibt es den Schweizer Abend, der unter der Regie von Rolf Corver – Mitbegründer des Casinotheater Winterthur – und Günther Baldauf den Satiriker Andreas Thiel mit Lapsus, Ursus & Nadeschkin, Uta Köbernick, Renato Kaiser, Martin O. sowie Knuth & Tucek zusammenführt. „Das Who-is-Who der Schweizer Szene kommt“, freut sich Thiemann.

Insgesamt 34 eidgenössische Artisten spielen in Freiburg auf, 20 Schweizer Kultureinrichtungen, Festivals und Locations stellen sich vor. Die Nachbarn haben zudem einen 100 Quadratmeter großen Stand auf der Messe. Ein aktueller Trend ist die Renaissance der Volksmusik. Der ehemalige Freiburger Kulturamtsleiter Johannes Rühl hat darüber übrigens mit Dieter Ringli ein Buch (Die Neue Volksmusik) geschrieben.

Den Schlussakkord setzt dann der Varietéabend, an dem das Duo Masawa (Tanzakrobatik), Fernando Pose (Ball-Jonglage), Geschwister Sprung (Schleuderbrett), Lazer Wizards (Lazershow), Maicol Gatto (Comedy), Unduzo & Linda Sander (Luftakrobatik/A-Capella), Xavier Mortimer (Magie), Lukas & Aaron (Schleuderbrett) und schließlich Linda Sander, die aus ihrer Waterbowl springt, die Besucher in Staunen versetzen wollen. Alles präsentiert vom Freiburger Leiter-Preisträger Sascha Korff.

Di., 23.1., 20 Uhr: Echoes of Swing in der Music Hall (Tickets ab 19/12 €)

Die Börse wagt an dem Abend auch einen Spagat von der Messe an den Bahnhof, denn im Jazzhaus spielen zeitgleich keine Geringeren als Stiller Has auf.

Aber auch wer ohne Karte auf die Börse kommt, wird einiges zu sehen haben: etwa die Cie Underclouds mit ihrer spektakulären Hochseilartistik in der großen Ausstellerhalle, die katalanische Gruppe Tombs Creatius mit ihrer irrwitzigen Reise in unbekannte Gefilde, das Kollektiv Hotel Regina mit seiner interaktiven Videoinstallationsperformance auf dem letzten fahrenden Flipperkasten der Schweiz (The Big Fat) oder auch den Niederländer Harold Hugenholtz, der als Smartphone-Karikaturist digitales Neuland betritt.

Im Foyer wird Georg Traber ein handbetriebenes Bewirtungskarussell aufbauen, das die Messe vermutlich als Kult-Theke wieder verlassen wird. Gerüchten zufolge soll auch ein Beerdigungswagen aufkreuzen, irgendjemand eine Rakete dabeihaben und ein kulturinteressierter Elefant sein Wesen zeigen.

Mi., 24.1., 20 Uhr: Varieté-Abend im Theatersaal 2 (Tickets ab 21 €) mit Linda Sander

„Wir haben wirklich viele großartige Kostbarkeiten gefunden“, sagt Thiemann. Um dieses Programm auf die Beine zu stellen, sichteten 15 Juroren mehr als 600 Bewerbungen. Auch das ein Rekord. Thiemann war zudem das ganze Jahr über unterwegs, besuchte Festivals in Bochum, Eindhoven, Arosa, Barcelona, Linz, Graz, Dresden, Thun oder auch in Bremen, wo er sich von den Echoes of Swing begeistern ließ.

Für das Lokalkolorit sorgen Günter Fortmeier, Oropax und die Indie-Rocker EMU, die den diesjährigen Freiburger-Rampe-Contest gewonnen haben. Es gibt viele bekannte Gesichter, aber auch viele Newcomer, elf Sonderschauen und ein ausgesuchtes Seminarprogramm. Und zum Finale gibt es irgendwann auch Gelegenheit, die vielen Freundschaften, die in 30 Jahren Kulturbörse entstanden sind, bei einem geistigen Getränk zu pflegen.

Wenn der Vorhang dann gefallen ist, wird sich Thiemann kurz zurücklehnen, bis das nächste Projekt für den 65-Jährigen ansteht: Der Mann soll das Freiburger Stadtjubiläum 2020 organisieren.

Fotos: © Maria Frodl; Michael Bahr; Sascha Kletzsch; Michael Schaer;ZVG