Kinostart: Vor der Morgenröte STADTGEPLAUDER | 02.06.2016

Der Titel von Maria Schraders Episodenfilm über die letzten Jahre von Stefan Zweig ist an seinen Abschiedsbrief an die Freunde angelehnt: Ihnen wünscht er, dass sie „die Morgenröte noch sehen mögen, nach der langen Nacht“.

 
Der Schriftsteller und Pazifist meinte damit nicht seine letzte Nacht. Er bezog sich vielmehr auf die finsteren politischen Verhältnisse in Deutschland, denen offenbar keine Sternstunde der Menschheit das Ende einleuchtete: Die Nazi-Herrschaft, die ihn zum Vertriebenen gemacht hatte, zum Getriebenen.

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Zweig, der sich einmal „Jude aus Zufall“ nannte, floh 1934 aus Deutschland – und wurde nirgendwo wirklich ansässig, sollte zeitlebens unter Heimweh und Heimatverlust leiden. Bis er sich, zermürbt vom „heimatlosen Wandern“, 1942 im brasilianischen Petrópolis das Leben nahm.

 
Dieser zermürbte Mensch wird im Film von einem überraschend einfühlsamen Josef Hader verkörpert. Meisterhaft.

Vor der Morgenröte
D/F/A 2016 | Regie: Maria Schrader
Mit: Josef Hader, Barbara Sukowa, Aenne Schwartz, u.a.
Verleih: X-Verleih | Laufzeit: 106 min | Start: ab 2. Juni 2016

Foto: X-Verleih