Komik nur mit Tragik: Jess Jochimsen feiert Bühnenjubiläum und legt Abschlussball vor STADTGEPLAUDER | 11.05.2017

In diesen Tagen ist Jess Jochimsen in Berlin und Chemnitz unterwegs, wo er beim Volland & Quist Literatursalon aus seinem neuen Buch liest: „Abschlussball“. Im Buchhandel ist der zweite Roman des Freiburger Kabarettisten und Autors erst ab dem 9. Juni zu haben, im Gespräch mit der cultur.zeit verrät er jedoch, dass es „ein Buch über Beerdigungsmusik ist, ein Abenteuerroman, ein Krimi, die Geschichte einer ausgewachsenen Depression, eine Auseinandersetzung mit dem Tod, eine Biografie des Lesens, Literatur in der Literatur“.

„Unglaublich lange“, vier Jahre, hat Jochimsen an dem Roman gearbeitet, dessen Handlung er nach München verlegte – in seine Geburtsstadt, in der er sich „halt besser auskennt als anderswo“. Im Laufe seiner Recherchen und während des Schreibens war er immer wieder für mehrere Tage dort, hat die Orte, an denen er seine Protagonisten wohnen und unterwegs sein lässt, bis ins kleinste Detail erkundet. Dabei hat er viel Überraschendes entdeckt – etwa ein Herrenbekleidungsgeschäft, das es eigentlich gar nicht mehr gibt. Dabei hat er aber auch Altbekanntes unter neuen Gesichtspunkten betrachtet und Unerwartetes erlebt – etwa auf dem Münchener Nordfriedhof, wo er viel Zeit verbrachte.

Dort kam er mit Trauermusikern ins Gespräch, die auf „diesem hochliterarischen Friedhof“ Begräbnisse begleiten. Dort lernte er Menschen kennen, die diese Friedhöfe bevölkern. Einige von ihnen sind als literarische Figuren in sein Buch eingegangen, machen den Roman über weite Strecken nachgerade zu einer philosophischen Betrachtung über die Bedeutung der Zeremonien des Abschieds, über die Würde, die das von Musik begleitete „Gehen im Dreivierteltakt“ einem Verstorbenen auf dessen letztem Weg verleiht.

Doch Jochimsen wäre nicht Jochimsen, wenn es bei diesen Begegnungen mit dem Tod nicht auch ausgesprochen heiter zugehen würde: „Komik ist ohne Tragik nicht möglich“, findet der Satiriker, der behauptet, „eigentlich ein melancholischer Mensch“ zu sein.

Am 4. August hat „Abschlussball“ Freiburg-Premiere: Beim Auftakt der vom Vorderhaus veranstalteten Reihe „Unter Sternen“ in der Spechtpassage trägt Jochimsen ausgewählte Passagen vor, in denen es sicher nicht nur um Friedhöfe geht.

Vielleicht gibt es am Samstag, 13. Mai, auch ein paar Sätze zu hören; denn an dem Tag feiert Jochimsen 25 Jahre auf der Bühne: Sein Debüt als Kabarettist hatte er im Mai 1992, im Theater am Eck in Freiburg, wohin es ihn vor bald 30 Jahren zum Studium der Germanistik, Philosophie und Politikwissenschaft verschlug. Da das Theater an der Ecke Basler- und Reiterstraße aber schon vor Jahren dicht machte, wird eben im Vorderhaus jubiliert.

Text: Erika Weisser / Foto: © Britt Schilling

Abschlussball
von Jess Jochimsen
Verlag: Deutscher Taschenbuchverlag 2017
310 Seiten, gebunden
Preis: 20 Euro
Ab 9. Juni im Buchhandel