Liebe auf den zweiten Brunch: Freiburger starten Flirtevents für kleine Gruppen STADTGEPLAUDER | 21.05.2017

Tinder, Parship, ElitePartner. Flirtportale gibt es zuhauf. Jetzt auch eins im Breisgau. Caliope nennen drei Freiburger ihr Angebot. Auf ihrer Webseite kann man sich für Veranstaltungen anmelden: Bowling, Klettern, Kneipenabend … So trifft man fünf weitere Singles mit ähnlichen Interessen. Eine 50-jährige Akademikerin hat’s probiert und ist begeistert.

Verkuppler: Kurt Kiesewetter (links), Julia Jost und Firat Delipata haben Caliope entwickelt.

Stefanie Maier (Name geändert) ist gerade 50 geworden und frisch geschieden: „Mein Freundeskreis hat sich durch die Trennung verkleinert, das Leben komplett geändert.“ Ein neuer Partner wäre perfekt für den Neuanfang. Doch den zu finden, ist gar nicht so einfach. Maier ist berufstätig, Leute kennenzulernen ist deutlich schwieriger, als noch in der Studienzeit. „Ich bin ja jetzt auch nicht mehr taufrisch“, sagt sie und lacht.

Um Anschluss zu finden, hat sie es auf einschlägigen Partnerbörsen versucht – ohne Erfolg. „Das ist meist etwas einseitig. Die meisten Männer wollen einfach jemanden im Arm haben.“ Soll heißen: Sex. Sie möchte mehr: Eine Partnerschaft, langfristig, kein One-Night-Stand. Auch bei Vereinen hat sie sich umgeschaut, doch 100 Euro Jahresbeitrag waren ihr etwas viel, ohne sicher zu sein, auch regelmäßig mitzumachen.

Kürzlich entdeckte sie Caliope auf einem Plakat. „Ich find’s eine tolle Perspektive, dass da jemand meine Freizeit organisiert“, erzählt sie dem chilli. Vergleichbares kennt sie aus der Flirtbranche bisher nicht. Kurzerhand meldete sie sich für einen Brunch an. 15 Euro kosten die Events pro Person – ohne Eintrittspreise und Verpflegung. Mit einem Onlineformular meldet man sich an: Familienstand, Bildungsabschluss, Alter, Raucher, Kinderwunsch …

Online: Für Events wie Bowling oder Kneipenabend kann man sich anmelden.

Ausgedacht haben sich das drei Freiburger: Kurt Kiesewetter (65), Julia Jost (32) und Firat Delipata (30). Die drei Caliope-Macher stellen die Gruppen möglichst passend zusammen. Wichtig ist ihnen, dass die Teilnehmer sich vorher nicht kennen. „Die Leute sollen unvoreingenommen da rangehen“, sagt Jost. „Raus aus der digitalen Welt, rein ins echte Leben“, ergänzt Delipata. Bei anderen Plattformen verliere man zu viel Zeit mit dem Schreiben von Nachrichten. Enttäuschungen seien oft die Folge. Entscheidend ist dem Trio eine ungezwungene Atmosphäre in ausgewählten Locations. Jede einzelne schauen sie oder Freunde sich im Vorfeld an.

Stefanie Maier gefällt der ungezwungene Rahmen: „Das war nett und gut organisiert.“ Es seien auch 40-jährige Männer dabei gewesen, ein zehn Jahre jüngerer Partner würde sie jedoch nicht stören. „Wo die Liebe hinfällt“, sagt Maier. Sie mag, dass bei den Gruppenevents der Druck nicht so groß ist wie bei einem Zweierdate. Das wünschen sich auch die Veranstalter: Auch Freunde könne man so kennenlernen.

Wie bei Tinder gibt’s auch bei Caliope Matches: Nach jeder Veranstaltung können die Teilnehmer online Personen anklicken, mit denen sie in Kontakt treten wollen. Wählen sich zwei Singles gegenseitig aus, gibt’s ein Match. Caliope stellt dann den Kontakt zwischen beiden her. Falls nicht schon Nummern getauscht wurden.

Rund 130 Singles haben im März mitgemacht. Ebenso viele im April. Ein guter Start, finden die Macher. Die meisten seien Anfang 30, einige auch älter. Der Großteil der Teilnehmer ist aus Freiburg. Auch in Städten wie Karlsruhe, Berlin oder Frankfurt werden die Events angeboten. Um die Gruppen besser zusammenstellen zu können, wären weitere Singles gut. Vom ersten Caliope-Paar können Kiesewetter, Jost und Delipata noch nicht berichten.

Auch Stefanie Maier hat ihren Traumprinzen beim Brunch nicht gefunden. Sie hat dafür eine Frau kennengelernt, mit der sie Kontakt hält. Gemeinsam wollen sie sich in Kürze fürs nächste Event anmelden.

www.caliope.de

Text und Foto: Till Neumann