Muggel-Quidditch: Power-Probetraining bei den Bowtruckles STADTGEPLAUDER | 18.09.2017

Harry Potter feiert gerade 20-jähriges Jubiläum. Höchste Zeit, sich den beliebten Zaubersport Quidditch einmal selbst ­anzuschauen. chilli-Autorin Annike Allinger hat beim Training der Freiburger Quidditchmannschaft Black Forest Bowtruckles mitgemacht. Vor lauter Magie kam sie ganz schön ins Schwitzen.

Intensiv: Beim Quidditch-Training am Seepark geht’s zur Sache.

Eigentlich kennt man den Zauberersport Quidditch aus den Büchern von J.K. Rowling so: Sieben Spieler aus jeder Mannschaft fliegen auf ihren Besen über das Quidditchfeld. Sie versuchen bei Wind und Wetter als Jäger und Hüter die Quaffel-Bälle durch einen der drei Torringe zu werfen. Gleichzeitig müssen sie die Bälle der Gegner abwehren und andere Spieler mit dem „Klatscher“-Ball abwerfen. Zudem können sie als Sucher den goldenen, walnussgroßen Schnatz ergattern. So gibt’s 150 Punkte und das Spiel ist beendet.

Und bei den Muggeln (Nicht-Magiern)? Ich bin ganz schön aufgeregt, als ich am Sonntag den Bolzplatz in Freiburg-Littenweiler betrete. Mein erstes Training. Sechs Spieler sind da, normalerweise tummeln sich bis zu 20 Quidditch-Begeisterte von 18 bis 30 Jahren auf dem Feld. In der Sommer- und Klausurenzeit ist die Gruppe allerdings erheblich kleiner.

Wir üben Ausdauer, Sprint und die richtige Technik, um gegnerische Spieler zu Boden zu bringen. Schon nach wenigen Minuten fließt der Schweiß. Ein Spaziergänger scherzt: „Das ist doch von Harry Potter.“ Für die Spieler ist das nervig. Die meisten kennen zwar die Bücher und Filme, sind aber nicht deswegen da. „Bei uns steht der Sport im Vordergrund“, betont Katrin Stock (23). Ihr Team spielt in der Baden-Württemberg-Liga, nimmt bei internationalen Meisterschaften teil und trainiert dreimal die Woche.

Die meisten wurden von Freunden zum Training gebracht. Katharina Häberle (21) ging’s anders: „Das ist so bescheuert. Das muss ich ausprobieren“, dachte sie und fand Spaß am etwas anderen Sport. Ihr Kollege Adrian Schleeh (26) ist sogar Ex-Kapitän der deutschen Nationalmannschaft. Die Gemeinschaft ist für ihn das Wichtigste. Katrin stimmt ihm zu. Sich auf Wettkämpfen und Turnieren mit Gleichgesinnten auszutauschen, findet sie klasse.

Die Gemeinde wächst: Mehr als 500 Teams in 27 Ländern sind weltweit aktiv. Die Freiburger Mannschaft gibt’s seit 2014. „Es gibt keine Rivalitäten“, sagt Adrian. Obwohl Quidditch ein Vollkontaktsport ist und es während der Spiele grob zugehen kann, verstünden sich alle nach dem Spiel wieder.

Anstrengend ist das in jeder Hinsicht. Man muss je nach Position Wurf, Sprint, Ausdauer und Techniken des Fallens und Wegdrückens gegnerischer Spieler beherrschen. Schwierig ist auch, den Überblick über das Spielfeld zu behalten. Alles geht rasend schnell. Und dazu der Körperkontakt. Gefährlich ist das nicht, sagt Trainer Wolfgang Schönberg: „Wenn man alles richtig macht, verletzt man weder den Gegner noch sich selbst.“

Kurze Zeit später renne ich mit einer Stange zwischen den Beinen auf eine Matte zu. Das Ding klemmt zwischen meinen Oberschenkeln. Ein Punkt, in dem sich das Muggel-Quidditch von dem aus den Büchern unterscheidet. Außerdem zählt der Schnatz nur 30 Punkte und darf erst nach 18 Minuten aufs Feld. Außerdem gibt es Schiedsrichter mit Karten, ähnlich wie beim Fußball. So vereint Quidditch viele Disziplinen. „Jeder bringt seine Erfahrungen aus anderen Sportarten mit, so helfen wir uns gegenseitig“, sagt Coach Wolfgang.

Nach drei Stunden Training weiß ich, dass man Quidditch nicht belächeln sollte. Ich habe blaue Flecken und drei Tage lang Muskelkater. Bei Harry Potter sah das so leicht aus.

Text: Annike Allinger / Fotos: © Till Neumann

Quidditch

Austauschstudenten aus Amerika und Kanada haben den Sport nach Deutschland gebracht. Mehr als 40 Mannschaften gibt es mittlerweile in Deutschland. Die größten Erfolge der Frei­burger Bowtruckles sind der deutsche Vizemeistertitel 2015 und die Teilnahme am International Quidditch Association Cup. Wer mitttrainieren will, kann sich auf Facebook beim Team melden. Trainiert wird dienstags, donnerstags und sonntags. ­

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