Naturbad versinkt im Finanzloch – Zeichen für ein Freibad West stehen schlecht STADTGEPLAUDER | 17.02.2017

Es ist der Dauerbrenner des Beteiligungshaushalts: die Neueröffnung des Außenbeckens des Freiburger Westbads. Mit 308 Zustimmungen ist das Freibad in diesem Jahr die zweithäufigste Forderung. Doch die Verwaltung hat dafür im noch zu verabschiedenden Doppelhaushalt 2017/2018 kein Geld eingestellt. Ob die nötigen Anträge aus dem Gemeinderat folgen werden, ist fraglich – die Fraktionen zeigen sich verhalten. Bei den Mitgliedern des Freundeskreis Freibad West ist die Empörung groß: Sie wollen das Argument der „leeren Kasse“ nicht gelten lassen.

Eigentlich sah es ganz gut aus für all die Rundenzieher und Beckenplantscher im Freiburger Westen: Vor rund einem Jahr stellte Regio-Bäder-Chef Oliver Heintz eine Machbarkeitsstudie für ein Naturbad vor. Rund 50.000 Euro hatte sich die Stadt diese Studie kosten lassen. Das Ergebnis war durchaus positiv: Ein Naturbad sei nicht nur machbar, sondern mit Baukosten von 2,6 Millionen Euro auch deutlich günstiger als ein konventionelles Freibad. Auch der Betrieb sei mit rund 210.000 Euro jährlich nicht einmal halb so teuer.

Für die Verwaltung trotzdem ein zu großer Brocken in einem engen Haushalt: Aufgrund der stadtweit guten Versorgungslage mit Bädern und der nach jetzigem Entwurf bereits einzuplanenden Neuverschuldung von 40 Millionen Euro pro Haushaltsjahr habe das Freibad keine Priorität, so Rathaussprecher Toni Klein.

Freibad

„Seit 14 Jahren, so lange schiebt die Stadt ja den Sanierungsfall Freibad West jetzt schon vor sich her, wird das Argument der leeren Kasse bemüht“, empört sich Joachim Kerrmann, zweiter Vorsitzender des Freundeskreis Freibad West. Er ist das Warten leid: „Der Gemeinderat hat diese aufwändige Machbarkeitsstudie ja nicht aus Jux und Tollerei gefordert, sondern, damit auf der Grundlage belastbarer Zahlen eine Entscheidung getroffen werden kann.“

Diese steht im Gemeinderat noch aus. Posten, die die Verwaltung nicht einbringt, können bis zum 24. Februar von den Fraktionen beantragt werden. Doch auch hier ist man noch zurückhaltend. Bei den Grünen ist die Entscheidung getroffen: „Wir müssen leider wieder einmal die Befürworter dieses Projekts auf den nächsten Doppelhaushalt vertrösten“, sagt Fraktionsvorstand Gerhard Frey mit Verweis auf das Haushaltsloch.

Ähnliche Töne sind aus der FL/FF-Fraktion zu hören. Zwar befürworte man „unbedingt“ ein Freibad West und werde möglicherweise auch einen Antrag stellen, „allerdings ohne Chance auf Verwirklichung“, zeigt sich Fraktionsvorsitzender Wolf-Dieter Winkler wenig optimistisch. Auch Lukas Mörchen, Stadtrat für Junges Freiburg, schätzt die Chancen gering: „Im Augenblick sehe ich nicht die finanziellen Möglichkeiten, den Bau voranzutreiben.“

Einen Versuch will die SPD wagen. Bei der ersten Klausur zum Thema Doppelhaushalt habe die Fraktion entschieden, eine Planungsrate für ein Freibecken im Westbad zu beantragen, so der Vize-Fraktionsvorsitzende Stefan Schillinger.

Gespalten ist der Gemeinderat auch noch in der Frage, in welcher Form ein Freibad kommen könnte. Während sich Grüne und SPD für ein Naturbad aussprechen, zeigen sich die Unabhängigen Listen und FL/FF offen für beide Varianten. Die CDU-Fraktion sei hingegen von der Naturbadvariante „nicht überzeugt“, so Fraktionsgeschäftsführerin Saskia Tröndle. Ein Beratungsbüro hatte im Rahmen der Machbarkeitsstudie angemerkt, dass bei einem Naturbad an besonders heißen Tagen eventuell die biologische Reinigung nicht mehr hinterherkäme.

Für den Freundeskreis ist die Marschrichtung hingegen klar: ein Naturbad – und zwar jetzt. „Eine marode Infrastruktur ist für die kommenden Generationen eine mindestens genau- so große Bürde wie ein überschuldetes Gemeinwesen“, so Kerrmann. „Wir hoffen und erwarten auch, dass die politisch Verantwortlichen in Freiburg die Konsequenzen aus dieser Erkenntnis ziehen und den Bau eines Naturbads als Projekt im nächsten Haushalt verankern.“

Text: Tanja Bruckert / Bild: Eko-Plant