Neues Konzept, kleines Jubiläum: Die "Glaskiste" sucht Kistenmieter STADTGEPLAUDER | 02.10.2017

Einkaufengehen und dabei keinen Müll produzieren: der Supermarkt „Glaskiste – natürlich unverpackt“ macht das seit April 2017 möglich. Neben Lebensmitteln, Kosmetika und Zahnbürsten kann man nun auch selbstgemachte Dinge aus Holzkisten kaufen. Was ist da drin? Und wie sieht das neue Konzept „deine Kiste“ aus? Außerdem wird der etwas andere Supermarkt nächste Woche ein halbes Jahr alt. Wir haben nachgefragt, wie es bisher so läuft.

Veronika Wendt und Leonie Culmann testen, ob ihre Adventskalender in die Holzkisten passen.

Das verpackungslose Konzept der Glaskiste komme in Freiburg gut an, finden die Inhaber. „Pro Tag kaufen im Schnitt zwischen 180 und 280 Personen in der Glaskiste ein“, sagt Lisa Schaierer, eine der drei Glaskiste-Gründer. Der Supermarkt schreibe schwarze Zahlen, die Kunden seien zufrieden. Besonders die Nudeln und der Reis seien beliebt – getrocknete Bohnen dafür eher weniger. „Der Mensch kauft meist nur das, was er kennt“, erklärt Lisa Schairer. Auch frisches Obst und Gemüse laufe nur zaghaft, da das oft auf dem Markt gekauft werde.

Lisa Schairer ist Mitgründerin der Glaskiste.

Viele Kunden sind fasziniert vom umweltschonenden Konzept, berichtet Lisa Schairer. Doch sie muss noch immer skeptische Fragen zur Hygiene beantworten: „Die meisten Menschen sind eher den konventionellen Supermarkt gewöhnt“, erklärt sie.

Im Einzelhandel mit Lebensmitteln und besonders für Bioläden sei es schwer, großen Gewinn zu erzielen, erklärt Schairer. Dennoch beschäftige das junge Team mittlerweile vier weitere Mitarbeiter. Sie würden gerne noch mehr im Marketingbereich tätig sein, doch leider fehlt ihnen die Zeit dafür. Der Supermarkt nimmt viel davon in Anspruch.

Eine Plattform für Selbstgemachtes

Die drei Gründer Lisa Schairer, Adrian Dell‘ Aquila und Björn Zacharias stehen mit Herzblut hinter ihrem Konzept – und wollen es erweitern. So wollen sie auch anderen die Möglichkeit geben, ihre Dinge verpackungsfrei zu verkaufen. In an einer Wand aufgereihten Holzkisten ist neuerdings Platz für deren Selbstgemachtes. „Ich kenne viele Leute in Freiburg, die handwerklich begabt sind, aber für die es keine passende Plattform gibt“, sagt Lisa Schairer. Genau diese Plattform möchten sie nun bieten.

Im hinteren Teil des Ladens ist die Wand mit den aufgereihten Kisten.

Seit zwei Wochen läuft „deine Kiste“, drei Kisten sind bisher belegt. In der einen werden Ketten mit Holzanhängern und Filzgegenstände, wie Tasche und Schuhe, verkauft. In einer mit blauem Stoff ausgelegten Kiste baumeln Perlenketten von der Innenwand. Die Dritte beinhaltet Skulpturen, Vasen und Behälter. „Bisher wurden nur ein paar Perlenketten verkauft“, sagt Lisa Schairer

„Die Kiste ist eine kleine Wohnung“

Für 2,50 Euro pro Tag, also 15 Euro die Woche, kann so eine Kiste gemietet werden. Sie muss für mindestens eine Woche genutzt werden. Die Gestaltung der Holzplattform liegt ganz beim Mieter: außer bepinseln ist alles erlaubt. Um die Kiste muss sich jeder selbst kümmern. „Die Kiste ist dann wie eine kleine Wohnung, um die sich der Mieter kümmern muss“, erklärt Lisa Schairer. Kostenlos dazu kann ein Facebook-Post über die eigene Kiste auf der Seite der Glaskiste veröffentlicht werden. Der Erlös gehe am Ende des Monats an den Kisten-Besitzer, sagt Schairer.

Einmal 24 Saatgut-Boxen, bitte

Ab Dienstag, 3. Oktober, ist eine weitere Holzkiste befüllt: Veronika Wendt und Leonie Culmann verkaufen ihre eigens gefertigten Adventskalender. Hinter jedem Türchen befindet sich eine Box mit Kräuter- oder Gemüsesaatgut. Bereits letztes Jahr verkauften sie ihre Adventskalender übers Internet, nun möchten sie einen anderen Weg testen. Vorerst mieten die beiden eine Kiste für zwei Wochen – wenn sie gut ankommt, vielleicht noch länger.

Wendt und Culmann finden die Glaskiste super: „Weniger Verpackungsmüll zu produzieren ist ein logischer Ansatz, um unsere Umwelt zu schützen“, sagt Wendt. Vielen würde es allerdings noch schwer fallen, das in ihren Alltag zu integrieren. Selbst erwische sie sich immer wieder dabei, wie sie in einem konventionellen Supermarkt einkaufen gehe. Das Problem sei, dass sie oft spontan einkaufe und dann keine Behälter dabei habe. Denn ohne diese kommt man im verpackungslosen Supermarkt nicht weit.

Jubiläum zum halbjährigen Bestehen

Die „Glaskiste – natürlich unverpackt“ öffnet am Samstag, 7. Oktober, ab voraussichtlich 14 Uhr ihre Türen. Gefeiert wird das Halbjährige-Bestehen des Supermarkts. Geplant sind Musik, verschiedene Aktionen mit Verlosungen und kleine Spiele, wie beispielsweise die Anzahl von Nüssen in einem Glas schätzen.

Weitere Infos auf: glaskiste.com/supermarkt

Bildergalerie

So sieht es in der Glaskiste aus

Text: Jasmin / Fotos: Jasmin Bergmann