Otto Normal auf dem ZMF: Rap, Selfies und sprechende Hände STADTGEPLAUDER | 25.07.2017

Die Freiburger Urban-Pop-Band Otto Normal hat am Sonntag das Abschlusskonzert des 35. ZMF gespielt. Rapper Pete sprang in die Menge, lud ein ehemaliges Bandmitglied ein und ließ sich von einer Gebärdensprachdolmetscherin übersetzen. Ein berührendes und mitreißendes Konzert, findet chilli-Autorin Sarah Golombeck.

Rap und Gebärdensprache: vorne Rapper Pete, dahinter Dolmetscherin Bea Blumrich

Der Bass dröhnt, bringt die Körper zum Vibrieren. Geschlossene Augen, Hände in der Luft, eine pulsierende Menge. Mit dem Song „Der ich bin“ eröffnet Otto Normal das letzte Konzert des 35. Zeltmusikfestivals. Der Boden zittert, Spannung liegt in der Luft, als es im Spiegelzelt losgeht.

Mit einer halben Stunde Verzug (da auf das Ende von Herbie Hancocks Konzert gewartet werden muss) beginnt die Show. Gleich ist die Menge in Bewegung: Jüngere, Ältere, Rollstuhlfahrer, Gehörlose. Für Letztere gibt’s an dem Abend ein Special: Bea Blumrich übersetzt live auf der Bühne in Gebärdensprache. Ihre Hände machen aus Wörtern Zeichen („Eine große Chance“). Inmitten der Band steht sie und übersetzt. Das ist selten: „Wie viele haben schon mal eine Gebärdensprachdolmetscherin bei einem Konzert gesehen?“, fragt Pete in die Menge. Zwei Hände gehen hoch.

Otto Normal haben sich im Oktober 2010 gegründet und bestehen heute aus Peter Stöcklin am Gesang, Lukas Oberascher an den Keys, Emanuel Teschke am Bass, Sebastion Scheipers an der Gitarre und Anthony Gremiger an den Drums. „Wir sind sehr offen, etwas Neues auszuprobieren und dem Publikum nahe zu kommen“ erzählt Pete. Die Offenheit hört man, sie spiegelt sich in den Texten wieder.

Über Grenzen: Bei der Zugabe kommt der Jazzchor Junior auf die Bühne.

Pete gibt sich nahbar: Mehrmals springt er von der Bühne, singt inmitten seiner Fans und lässt Selfies mit sich machen. Das Zelt tobt. Er wird tanzend und lachend umringt. „Unsere Intention ist es, geile Musik zu machen. Diese soll berühren und knallen“, so der Frontsänger nach dem Konzert.

Ein Knaller ist auch der Gastauftritt von Patrick Heil, Mitglied der A-Capella-Band „Unduzo“. Patrick, besser bekannt als Pads, war lange Zeit Mitglied der „Ottos“, ist zudem Mitgründer der Band. Aufgrund der wachsenden Berühmtheit von „Unduzo“ stieg er zuletzt aus. „Um unsere gemeinsame Historie zu zelebrieren, haben wir Pads zu diesem wunderbaren ZMF-Konzert eingeladen“, erklärt Pete.

Als er zum gefühlvollen Song „Ich bin Meer“ ansetzt, springt „Malu“ mit auf die Bühne. Sie hört schlecht und hat den Auftritt von Gebärdensprachdolmetscherin Bea initiiert. Zusammen sie das nächste Lied. Stumme Wörter fliegen durch den Raum und lassen die Luft atmen.

Schweißüberströmt verlässt die Band am Ende die Bühne. Der Ruf nach mehr lockt sie wieder hinaus. Der Junior Jazz Chor aus Freiburg begleitet die erste Zugabe. Das kommt an: Hände singen mit, die ersten Reihen malen Wörter in die Luft.

chilli-Bildergalerie

Text und Bilder: Sarah Golombeck

http://chilli-freiburg.de/02-freiburg/eine-grose-chance-gebardendolmetscherin-ubersetzt-otto-normal-beim-zmf/