Planspiele am Dorfbach: Entwicklungsstudie zeigt 1400 neue Wohnungen STADTGEPLAUDER | 23.10.2017

Das Potenzial ist enorm: Das Freiburger Baudezernat um Bürgermeister Martin Haag arbeitet derzeit an der Grundlage für 1400 neue Wohnungen im Stadtteil Zähringen. Die dreieckige Entwicklungsfläche umfasst rechts und links der Gundelfinger Straße insgesamt 36 Hektar, 20 – oder 30 Fußballfelder – könnten bebaut werden. Wenn diese 20 den Besitzer wechseln und die Wohnungen im Schnitt 70 Quadratmeter groß würden, würde die Entwicklung nach chilli-Berechnungen 450 bis 500 Millionen Euro kosten.

Der mit Bäumen gesäumte Dorfbach soll das verbindende Element des Quartiers bilden.

Vier Architektenbüros nebst Freiraumplanern hatten beim vom Rathaus ausgelobten Wettbewerb mitgemacht. Die Jury um den Vorsitzenden Rudolf Scheuvens, Professor für örtliche Raumplanung und Stadtentwicklung an der Technischen Universität in Wien, stimmte am Ende unisono für das Konzept von Teleinternetcafe und Treibhaus Landschaftsarchitektur aus Berlin. Deren „sehr, sehr guter Entwurf“ (Haag) würde stolze 1400 – statt der bisher gedachten 800 – Wohnungen ermöglichen. Und er löse die „anspruchsvolle Aufgabe“ am besten, sagte Scheuvens.

Weil er eine Adresse ausbilde, den Schallschutz zwischen dem Zubringer Nord und der Bahnstrecke gut bearbeitet habe, das Gewerbe nicht ganz verbanne, vor allem aber den Dorfbach als Grünzug durch ein neues, urbanes Quartier gestalte und zu diesem hin auch qualitätsvolle Freiräume konzipiere.

Die geplanten Wohnblöcke sind rechts von der Straße viergeschossig zur Kleingartenanlage und dem Hang hin, links der Achse auch mal sechs- oder siebengeschossig. „Eine angemessene Verdichtung“, findet Scheuvens.

Was möglich wäre, ist nunmehr klar. Was machbar ist, das müssen vor allem die Verhandlungen mit den vier privaten Eigentümern zeigen, denen das benötigte Bauland gehört. „Wir müssen uns nicht mit allen gleichzeitig einigen, wir können auch modular entwickeln“, sagt Haag. Es gibt zudem auch städtische Flächen im Areal rund um den Real.

Der Planung weichen müsste das Mömax-Möbelhaus (mögliche Ersatzfläche: bei XXXLutz am Flugplatz) und mindestens verkleinern müsste sich der Real-Markt. Der könnte dann in einen Neubau ziehen, in dem über der Verkaufsfläche gewohnt werden würde. Die Planung sieht eine Car-Sharing-Station vor, einen Quartierstreff, Einzelhandels- und Büroflächen, zwei Kitas, ein Hotel, eine Radwerkstatt, Cafés, einen Biergarten, ein Wohnheim, Brücken und Sitzstufen am renaturierten Dorfbach. Es ist schwer, den Planern Nachlässigkeiten vorzuwerfen.

Die Stadt muss den Eigentümern ein Angebot machen, das sie nicht ablehnen können. Oder mit ihnen entwickeln und dann über städtebauliche Verträge den Wertzuwachs teilen.

Die Realisierung des Siegerentwurfs, der auch Beiträge interessierter Bürger aufgriff, würde den nördlichen Stadteingang von Freiburg nicht zuletzt städtebaulich deutlich aufwerten. Auch in dieser Hinsicht hat er enormes Potenzial.

Text: Lars Bargmann / Grafik: © Teleinternetcafe GbR