Prepper-Trainer Lars Konarek: Wir werden belogen STADTGEPLAUDER | 08.11.2016

Jeder Deutsche soll Vorräte für zehn Tage anlegen, heißt es im neuen Zivilschutzkonzept der Bundesregierung. Für Prepper nichts Neues, sie bereiten sich intensiv auf Katastrophen vor, sind „prepared“. Einer davon ist Lars Konarek. Der 39-jährige Freiburger bildet sogar Prepper aus. „Wir werden belogen“, sagt Konarek im Interview mit chilli-Redakteur Till Neumann. Die beiden haben sich am Mooswald getroffen – und „Hammerzeug“ entdeckt. 

Prepper Lars Konarek

In seinem Element: Lars Konarek ist aufs Überleben im Wald spezialisiert.

chilli: Herr Konarek, die Regierung hat im Sommer empfohlen, Vorräte zu bunkern. Wie haben Sie darauf reagiert?

Konarek: Ich war geschockt über die Formulierungen. Man hat ja dort Szenarien beschrieben und verschönert von „hybriden Konflikten“ gesprochen. In der Militärfachsprache steht das für Guerillakrieg, bei dem alles erlaubt ist. Das spricht dafür, dass die Regierung damit rechnet, dass terroristische Anschläge drohen.

chilli: In einem Video sagen Sie es ist 5 vor 12. Wie kommen Sie darauf?

Konarek: Ich habe durch meine Kunden beste Quellen in viele Bereiche. Da bekomme ich täglich grenzwertige Informationen. Die Sicherheit, in der wir uns wiegen, ist nicht vorhanden. Mich stört, dass wir so gezielt von oben belogen werden. Was dem Volk verkauft wird, ist nicht der Ist-Zustand. Das bestätigen einem die meisten Polizisten, die meisten Soldaten, der Katastrophenschutz.

chilli: Wo genau klemmt es?

Konarek: Es wird uns verkauft, das Finanzsystem sei sicher. Das ist eine große Lüge. Ich habe Kunden aus der Führungsriege einer Schweizer Großbank. Die erzählen mir gruselige Sachen. Wenn so eine Bank kollabiert, haben wir den Supergau. Es wird uns auch verkauft, die innere Sicherheit sei nicht gefährdet. Auch das ist eine große Lüge. In München hält ein Mann 2000 Polizisten in Schach. Was ist das für ein Blödsinn? Wenn wirklich etwas passieren würde, würde die Bevölkerung alt aussehen. Das ist Fakt.

chilli: Warum droht bei einem Bankencrash der Notstand?

Konarek: Am Geldautomaten bekommst du kein Geld mehr. Kaum jemand hat Bargeld zu Hause. Stell dir vor, du hast keine Möglichkeit, Waren zu erwerben: Nahrung, Trinken oder sonst irgendwas. Lidl wird dich nicht beschenken, Aldi wird dich nicht beschenken. Du wirst ohne Geld nicht mehr tanken oder heizen können. Es wird nichts mehr funktionieren. Dann folgt der Supergau. Die Leute hungern und und werden ungemütlich. Falls die Regierung das nicht mehr hinbiegen könnte, müssten wir flüchten.

chilli: In Freiburg käme es zu Übergriffen?

Konarek: Man sieht im normalen Leben wie Leute sich berauben, wenn es um nichts geht. Im Katastrophenfall geht es ums Überleben. Dann sieht die Welt ganz anders aus. Das haben sämtliche Naturkatastrophen gezeigt. New Orleans zum Beispiel. Da wurde geplündert ohne Ende. Du siehst, wie sich die Leute morgens in einem Aldimarkt verhalten, wenn da irgendwelche Schnäppchen liegen. Und es geht um nix. Da kann man schon sagen, dass wir schlimme Zustände kriegen könnten, wenn die Kacke am Dampfen ist.

chilli: Auf solche Situationen bereiten sich Prepper vor?

Konarek: Genau. Schon seit letztem Jahr steigt die Nachfrage für die Trainingscamps deutlich wegen der Flüchtlinge. Die Leute fühlen sich nicht mehr sicher in ihrem Land. Prepper werden ja häufig als doof dargestellt. Das sind aber sehr bewusste Menschen. Vernünftige und humorvolle Leute, die sich intensiv mit Fachthemen befassen. Manche sind medizinisch hervorragend ausgebildet. Manche sind handwerklich sehr begabt. Gute Prepper erweitern ihr Wissen täglich, um vorbereitet zu sein.

Vorbereitet: In der Natur kennen gute Prepper sich aus.

Vorbereitet: Prepper wissen, welche Pflanzen sie essen können und welche nicht.

chilli: Wie lange könnten wir beiden uns hier im Wald durchschlagen?

Konarek: Gerade ist noch eine ergiebige Zeit. Wir könnten ein paar Wochen überleben. Wir könnten Feuer machen, Nahrung finden. Die Nüsse sind bald reif, wir könnten uns da dick und dämlich fressen. Auch Wasser würden wir finden, wir müssten es nur vorher reinigen.

chilli: Was war die längste Zeit, die Sie bisher im Wald verbracht haben?

Konarek: Ich war 14 Tage am Stück alleine im Wald, um persönliche Skills zu testen. Im Ernstfall ist es aber besser, in der Gruppe loszugehen. So hast du mehr Manpower hast und einen größeren Wissenspool. Einer hat Jagderfahrung, ein anderer ist Koch …

chilli: Ist es im Notfall nicht besser zu Hause zu bleiben?

Konarek: Wenn du ausgerüstet bist, ja. Normalerweise ist zu Hause der sicherste Platz. Vertraute Umgebung, Dach über dem Kopf, Freunde, Nachbarn. Aber wenn es gefährlich werden sollte, musst du in die Natur. Dafür solltest du vorbereitet sein. Du brauchst Skills und Ausrüstung.

chilli: Machen mich zehn Dosen Ravioli zum Prepper?

Konarek: Das muss jeder selbst definieren. Prepper ist ein neuer Begriff für Leute, die sich auf Krisen vorbereiten. Oma und Opa haben das auch getan. Die hatten Vorräte im Keller, haben Gemüse eingemacht. Das waren letztendlich Prepper. Nur die wurden nicht belächelt. Heute wo wir Sachen just in time einkaufen, sind wir verrückt, wenn wir mal ein bisschen horten – obwohl es der Gesetzgeber empfiehlt.

chilli: Wie viele Dosen Ravioli haben Sie im Keller?

Konarek: (Lacht) Zu Hause habe ich keine Vorräte, das wäre zu unsicher. Ich habe das extern ausgelagert. Sinnvolle Mengen – Sachen, dir mir schmecken und möglichst lange haltbar sind.

chilli: Was braucht man alles?

Konarek: Lebensmittel – lang haltbar und trocken. Wasser. Energie, also Batterien oder ein Solargerät. Medikamente. Am allerwichtigsten ist aber eine Möglichkeit zu heizen. Die meisten fangen in der Natur mit Nahrungssuche an. Dabei ist die Kälte das größte Problem. Man kann schon bei 15 Grad, nasser Kleidung und 50 Stundenkilometer Wind sterben.

chilli: Hier am Waldrand sind Brennnesseln. Hilfreich?

Konarek: Weltklasse. Das sind Eisenbomben, sie enthalten Kohlenhydrate und wichtige Fette zum Überleben. Das ist die Tausendsassapflanze. Wir können uns daraus sogar Seile fertigen, Schnürsenkel, Bogensehnen. Ein Hammerzeug.

chilli: Hätten Sie drei Tipps für uns, um für den Tag x vorbereitet zu sein?

Konarek: Drei Dinge sollte jeder zu Hause haben: Bargeld, Nahrung, Trinkwasser.

https://www.youtube.com/watch?v=QUpGo1xh7Qw

Interview: Till Neumann; Fotos: Till Neumann & S.-Thomas_pixelio.de