Reifen statt Röllchen: Hula-Hoop-Kurse in Freiburg sind Trend STADTGEPLAUDER | 29.06.2017

Fitness mit Plastikreifen – geht das? Ende der 1950er Jahre eroberte der Hula Hoop die Herzen von Kindern, heute erobert er die Fitnesskurse. Auch Freiburg ist diesem Trend verfallen. Seit März bietet Barbara Müller bei der Volkshochschule (VHS) HoopFitness- und HoopDance-Kurse an. Mit dem Hula Hoop an den Hüften hat sich chilli-Volontärin Isabel Barquero an die neue Sportart gewagt.

Mit Schwung: Barbara Müller kreist den Hula Hoop nicht nur um die Hüften.

Hula Hoop? Das kann jeder. Zumindest dachte ich das, als ich im VHS-Raum ankomme. Eilig laufe ich zu den Reifen. Bei der Wahl bin ich kritisch, schließlich sollte er perfekt zu mir passen. Ich nehme einen blau-schwarz-lila gestreiften mit Glitzer. Die Reifen haben einen Durchmesser von etwa einem Meter und sind schwerer und größer als die Kindermodelle. Barbara Müller bastelt sie selbst: „Ich stecke PE-Rohr aus dem Baumarkt mit Verbindungsstücken zusammen und verziere sie mit buntem Tape.“

Erinnerungen an meine Schulzeit überkommen mich. Das Reifenschwingen war in den Pausen jahrelang Pflichtprogramm. Genutzt habe ich seitdem keinen mehr. Schließlich ist das Kinderkram. Doch Müller wird mich eines Besseren belehren.

Sie hat vor etwa acht Jahren die bunten Plastikreifen für sich entdeckt. Die 32-Jährige besuchte bei einem Festival einen Hula-Hoop-Workshop und kaufte sich anschließend einen richtigen Reifen. Sie konnte gar nicht mehr aufhören mit dem Üben: „Auf YouTube gibt es Unmengen von Tutorials, in denen Hoopies ihre Tricks präsentieren.“

Der Trend breitet sich seit der Jahrtausendwende, von den USA kommend, nach und nach auch in Deutschland aus. Seit vergangenem Jahr gibt es HoopFitness in Freiburg. Hier werden Arme, Beine, Bauch und Po gezielt trainiert. Seit 2013 unterrichtet Müller zusätzlich HoopDance. Dabei ist der ganze Körper im Einsatz, auch der Hals. Man wechselt zwischen verschiedenen Tricks und Bewegungsmustern fließend durch.

Neun Teilnehmerinnen aus allen Altersklassen fangen an, die Reifen um ihre Hüften zu kreisen. Bei mir klappt es auf Anhieb. Der Lärmpegel ist hoch, im Sekundentakt knallen Reifen auf den Holzboden. Die nächste Aufgabe ist anspruchsvoller – Richtungswechsel. Ich stelle fest: Beim Reifenkreisen ist es genauso wie beim Schreiben – es gibt eine Lieblingsseite. Und die ist bei mir linksdrehend.

Auch Isabel Barquero kann den Reifen um die Hand schwingen.

Je länger ich das Ding kreisen lasse, desto stärker merke ich: Das wird anstrengend und es tut weh. Rote Striemen bilden sich am Bauch. Beim Hula Hoop werden nicht nur Muskeln beansprucht, sondern auch die Beweglichkeit an der Hüfte, die Körperhaltung und das Körpergefühl verbessert, erzählt die gelernte Diplom-Pädagogin. Das einfache Um-die-Hüfte-Kreisen verbrennt viele Kalorien. „Aus meinen Fettpölsterchen wird mit der Zeit Muskelmasse“, stellt Müller fest.

Jetzt sind Koordination und Konzentration gefragt: Während wir den Reifen kreisen, verlangt Müller von uns gleichzeitig zu laufen. Vorwärts klappt gut, schlecht sieht es rückwärts aus. Ein Rat der Trainerin: „Wenn der Reifen abhaut, einfach schneller schwingen, dann kommt er wieder hoch.“ Gesagt, getan – und es klappt. Und meine Hüften werden lockerer. Müller ergänzt: „Man wird in der Mitte stabiler, es ist ein guter Ausgleich für den stressigen Sitzalltag im Büro.“

Die letzte Übung steht an: Viel Platz ist erforderlich. Wir lassen den Reifen um die Hände kreisen. Erst links, dann rechts, dann mit einem fließenden Übergang. Und schwups, schon fliegt er weg. Einige Teilnehmerinnen hauen sich die Plastikreifen sogar gegenseitig ins Gesicht. Bei mir funktioniert alles gut, doch so elegant wie bei der Trainerin sieht es nicht aus. Kurz gesagt: Mein Reifen wackelt, ihrer gleitet.

„Es hat mir viel Spaß gemacht. Ich komme wieder“, sagt eine Teilnehmerin bei der letzten Dehnübung. Ich stimme zu. Wir wissen jetzt: Hula Hoop kann nicht jeder. Aber jeder kann es lernen.

Text: Isabel Barquero / Fotos: © Katharina Schoenpflug, Barbara Müller

Info: Im aktuellen Kurs sind alle Plätze belegt. Durch die wachsende Nachfrage plant Müller im September weitere Kurse. Anmeldung unter www.hoopanddance.de