Schmitz Katze macht weiter bis Silvester – länger wohl nicht STADTGEPLAUDER | 16.09.2016

Im Juli hat der Club Schmitz Katze Insolvenz angemeldet. Seitdem versucht der Freiburger Rechtsanwalt Harald E. Manias zu retten, was zu retten ist. Bis Ende September sei der Betrieb gesichert, hieß es zunächst vom Insolvenzverwalter. Nun teilt er mit: Schmitz Katze wird bis Silvester weitergeführt. Auch Verpächter Christian Pertschy von den Jazz- und Rockschulen Freiburg bestätigt die Info. Dass der Club auch 2017 besteht, hält Pertschy für „sehr unwahrscheinlich“.

Sieben Leben: Noch wird in Schmitz Katze gefeiert.

Sieben Leben: Noch wird in Schmitz Katze gefeiert.

Die Katze ist tot. Die Katze lebt. Vieles wurde zuletzt über den Club in der Haslacher Straße 43 geschrieben. Auch von den Machern selbst: „Katzen haben sieben Leben!“, steht auf deren Facebookseite. Dass der Betrieb vorerst weiterläuft, verrät ein Blick auf den Veranstaltungskalender des Clubs. Der geht bis Ende Dezember. Back to the 90s, Improtheater oder Lindy Hop stehen auf dem Programm.

Dass im zahlungsunfähigen Club bis zum Jahresende weitergefeiert werden kann, bestätigt Insolvenzverwalter Harald E. Manias dem chilli telefonisch: „Wir haben eine Einigung mit den Vermietern, dass es vorläufig weitergeht. Bis zum 31. Dezember werden wir das fortführen“, sagt Manias. Die Zukunft der Katze hänge insbesondere von der Umsatzentwicklung ab. Diese sei derzeit positiv: „Wir schreiben erstmal schwarze Zahlen“, berichtet Manias.

Über die Zukunft des Clubs entscheiden schließlich die Gläubiger. Diese wird Manias bei einer Versammlung informieren. Der Termin hierfür ist wohl im November. „Zum 1. Oktober wird das Insolvenzverfahren eröffnet“, sagt Manias. Vier bis sechs Wochen später sei die Versammlung. Sicher sei Stand heute zumindest eins: Der ehemalige Betreiber der Katze, Gerrit Kossmann, mischt nicht mehr mit.

„Wir haben nun zwei Optionen: Liquidation oder eine übertragene Sanierung“, so der Rechtsanwalt. Soll heißen: Entweder wird der Laden geräumt oder man findet jemanden, der Schmitz Katze weiterführt. „Zwei Parteien haben ernsthaftes Interesse daran“, sagt Manias. Welche das sind, verrät er nicht.

Hochzeiten: Roger & Schu rocken in Schmitz Katze.

Da lief’s noch: Roger & Schu von Blumentopf rocken in Schmitz Katze.

Der Insolvenzverwalter klingt optimistisch: „Es ist ganz gut angelaufen. Wir sind froh, dass wir den Betrieb aufrecht erhalten können.“ Um genügend Einnahmen zu erzielen, müsse es auch Veranstaltungen unter der Woche geben. Nicht nur Partys am Wochenende wie das andere Clubs machen. Ob es Grund zu hoffen gebe? „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagt Manias.

Christian Pertschy

Schmitz-Katze-Vermieter Christian Pertschy

Wenig optimistisch ist dafür Christian Pertschy, Leiter der Jazz- und Rockschule (JRS). Diese ist Vermieter von Bar und Auditorium in Schmitz Katze und einer der Gläubiger im Verfahren. „Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass es über Silvester hinaus mit Schmitz Katze weitergeht“, sagt Christian Pertschy dem chilli. Die aufgelaufenen Verpflichtungen seien sehr hoch. Im Klartext: Schmitz Katze ist stark verschuldet. „Da müsste jemand schon ein sehr dickes Brett bohren, nach Adam Riese wird das schwierig“, betont Pertschy. Er sagt aber auch: „Erst nach der Gläubigerversammlung können wir eine solide Entscheidung treffen.“

Über die Fristverlängerung bis Ende 2016 ist er froh. So könnten sich die Mitarbeiter orientieren, wie es beruflich weitergehe. Und der Druck sei nicht so hoch. Auch für die JRS sei die Insolvenz schwierig. „Die Bauchlandung von Schmitz Katze tut auch uns weh. Wir haben vieles probiert mit Gerrit Kossmann, um das Ruder rumzureißen.“ Es habe aber nicht funktioniert.

Seit der Verkündung der Pleite haben sich zahlreiche Interessenten bei Pertschy gemeldet, um den Club weiterzuführen, berichtet er. Viele davon seien jedoch Trittbrettfahrer und keine Profis im Bereich Event und Gastronomie. „Das stellt man sich so leicht vor. Aber das ist ein schwieriges Geschäft“, sagt Pertschy. Schmitz Katze sei kein beliebiges Objekt. In dem kreativen Umfeld müsse man vieles absprechen, damit alle glücklich sind. Er wolle sich gut überlegen, ob Schmitz Katze ein Club bleibt oder zu etwas anderem umfunktioniert werde.

Auf seiner Liste der ernsthaften Anwärter seien zwei, drei Kandidaten, sagt Pertschy. „Profis, die eine Idee verwirklichen wollen, die gut in den Hof passt.“ Ein Kandidat sei das Jugendkulturzentrum Artik, das derzeit eine Übergangsbleibe im alten ADAC-Gebäude am Karlsplatz hat.

Warum Schmitz Katze trotz vieler Bemühungen pleite ist, kann Pertschy nicht abschließend beantworten. „Ich habe das Gefühl, das hat sich von einem anfangs sehr szenigen Laden zu etwas Strukturierterem entwickelt mit einem konservativeren Konzept.“ Das sei am Ende nicht aufgegangen.

Text: Till Neumann; Fotos: Till Neumann, Laura Wolfert & privat

chilli-Hintergrund

http://chilli-freiburg.de/02-freiburg/ausgefeiert-club-kultur-in-freiburg-am-ende/