"Schuld ist Siedler": Zwei Freiburger planen Spielecafé STADTGEPLAUDER | 13.04.2017

Spiele ausprobieren, Spiele leihen, Spiele kaufen. Mit Beratung aus erster Hand. Das wollen Thomas Krohn (35) und Florian Högner (29) in Freiburg jetzt möglich machen. Denn derzeit gibt’s in der Stadt keinen Fachhandel für Gesellschafts- oder Kartenspiele. Die zwei betrieben dafür den Spieleverleih Freispiel. „Schuld daran ist „Siedler von Catan“, sagen sie und zeigen auf ihr randvolles Spieleregal.

Spielecracks: Thomas Krohn und Florian Högner tragen Freispiel-Shirts mit der 1995 vorne drauf. Eine Würdigung an das Brettspiel „Siedler von Catan“.

Rund 750 Spiele haben Florian Högner und Thomas Krohn derzeit im Verleih. Für drei Euro kann man eins bei ihnen leihen: Dominion, Escape Games oder Aquasphere. Geld verdienen die beiden mit Freispiel kaum. „Eine Handvoll Kunden im Monat haben wir“, erzählen Krohn und Högner in ihrem Wohnzimmer. An der Wand steht ein Regal – randvoll mit Spielen. Nur ein Bruchteil ihres Repertoires. Was nicht hier ist, steht im Keller.

Die Initialzündung zum Zocken war für beide „Siedler von Catan“. Als Reminiszenz ans Brettspiel tragen sie blau-schwarze Freispiel-Shirts. Vorne drauf ein Sechseck und die Zahl 1995. In dem Jahr kam „Siedler“ raus, das Spiel mit den sechseckigen Feldern. „Ohne Siedler wären wir nicht zum Spielen gekommen“, sagen sie.

Die Spielecracks kennen sich vom Eiscafé Lazzarin. In dem Laden am Münsterplatz gab’s früher im Sommer Eis, im Winter einen Spieleverleih. Dort arbeiteten sie – bis das Spieleangebot eingestellt 2015 wurde. Seitdem gibt’s Spiele nur noch im Kaufhaus. „Die Leute dort tun mir leid, sie kaufen für 40 Euro die Katze im Sack“, sagt Krohn. Es fehle die Fachberatung. Die wollen sie anbieten. Den Überblick zu bewahren sei schließlich wichtig – 1500 Neuerscheinungen gibt’s jährlich, der Markt boomt. Monopoly oder Risiko seien längst überholt.

Daniel Theuerkaufer

Dass mehr Expertise gebraucht wird, bestätigt auch Daniel Theuerkaufer. Der Freiburger Spielelektor von Board Game Circus hat zuletzt das aufwendige Gesellschaftsspiel Heldentaufe mitentwickelt. Gerne würde er es auch in Freiburg anbieten und Probespielen lassen – dafür bräuchte es den Fachhandel. Denn von einem Verlag wird Heldentaufe bisher nicht angeboten. Und was nicht im Verlag ist, gibt’s auch nicht bei Müller, Kaufhof und Co..

Krohn und Högner betreiben Freispiel aus Liebe zum Zocken – und um Werbung zu machen für ihr geplantes Geschäft. Das jedoch eher wie ein Café aussehen soll: Gruppen können dort einen Tisch mieten, mit Freunden spielen, dabei was trinken. Wem das Spiel gefällt, der kann es leihen oder kaufen.

Der Plan steht seit 2015. Da gewann das Duo den Businessplan-Wettbewerb Startinsland. Seitdem sind sie auf Raumsuche. Kein leichtes Unterfangen: „Wir warten auf die passende Immobilie“, sagt Thomas Krohn . Eine Option gab’s zuletzt in den Westarkaden. Sie entschieden sich dagegen – nicht zentral genug. Auch in der Moltkestraße schauten sie sich was an – zu teuer. Dort ist nun der Unverpackt-Supermarkt Glaskiste.

Aktuell haben sie zwei Eisen im Feuer: eins am Karlsplatz, eins in der Lehener Straße. „Wenn alles klappt, geht’s im Sommer los“, sagen die beiden. Ihre derzeitigen Jobs im Baugewerbe und als Verkäufer würden sie dafür aufgeben. Rund 30.000 Euro Startkapital haben sie bereits zusammen. Weitere 15.000 fehlen noch. Die wollen sie über Crowdfunding sammeln, wenn der Standort klar ist.

www.freispiel-freiburg.de

Text & Bilder: Till Neumann

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