Schwarze Pfeile, bunte Botschaft: Mestizo-Truppe El Flecha Negra feiert die Vielfalt STADTGEPLAUDER | 08.02.2018 | Till Neumann

Tropikal Passport heißt das zweite Album von „El Flecha Negra“. Damit haben die fünf Jungs aus Chile, Peru, Spanien und Deutschland viele Freiburger ins Herz getroffen. Ihre Releaseparty im Januar war ausverkauft. Schon Tage vorher waren die Karten vergriffen. Mit dem Albumtitel erinnert die Multikulti-Band auch an ihren ehemaligen Bassisten.

Ein Sprung in die Luft, dabei einen lässigen Fußkick nach vorne. Den Tanzmoove fordern die Flecha Negras (schwarze Pfeile) gerne von ihrem Publikum. Auch bei der Releasefeier im Jazzhaus (siehe Bildergalerie unten). Frontmann Cristian Kata tanzt ekstatisch vor. Doch kaum einer kann ihm folgen. Zu dicht gedrängt stehen die Fans im Gewölbekeller. Der Laden ist rammelvoll. Platz für Fußkicks in die Luft ist beim besten Willen nicht.  

Gejubelt wird dafür umso lauter. Die Stimmung in den bunt gemischten Reihen ist ausgelassen. Mit breitem Grinsen und viel Energie geben die fünf Musiker den Takt an. Mal schallt Reggae aus den Boxen, dann Cumbia, dann peruanische Chicha-Sounds – die Bandbreite ist groß, das Tempo variabel. Mestizo-Sound könnte man das wohl am besten nennen. Traditioneller Latinosound trifft Rock und Reggae.  

An vorderster Front stehen die Sänger Cristian Kata und Tatán González Luis. Die beiden Chilenen singen, tanzen und spielen Trompete. Tatán hat zudem diverse Percussion-Instrumente dabei und liefert ein paar Rapeinlagen. Komplettiert werden sie von Schlagzeuger Denis Molina aus Spanien, dem deutsch-peruanischen Bassisten Christian Ovalle und dem einzigen Deutschen der Multi-Kulti-Truppe: Gitarrist Myron Manson, der mit bürgerlichem Namen Victor heißt, Dreadlocks trägt und optisch locker ebenso als Spanier durchgehen könnte.  

Zu dritt starteten Kata, Tatán und Lalo Abbadie aus Mexiko 2014 als Straßenmusiker. Mit Cajón, Kontrabass, Gitarre und dreistimmigem Gesang. Ein Jahr später erschien ihr Debütalbum „Schwarzwald“. „Freiburg ist einfach unglaublich“, finden die Jungs. Aus Liebe zur Region haben sie sich auch ihren Bandnamen gegeben: „Negra“ steht für den Schwarzwald, die Pfeile für ihre Musik. Das Ziel: ins Schwarze treffen.  

2015 gewannen sie mit einer mitreißenden Liveshow das Internationale Straßenmusikfestival in Ludwigsburg. Und spielten dort vor rund 10.000 Zuschauern. Spätestens da war den Berufsmusikern klar: Da geht was. 2016 folgte eine Tour durch Chile, insgesamt 200 Konzerte haben sie mittlerweile gespielt. Dazu unzählige Shows auf der Straße.  

Vorarbeit genug, um die zweite Scheibe größer zu planen: mehr Wumms, mehr Vielfalt, mehr Farbe. „Wir wollten den Sound wechseln, auch um in anderen Locations zu spielen“, sagt Kata bei einem Tee in der Pizzeria Picasso direkt über ihrem Proberaum in der Hummelstraße. Statt Cajón gibt’s jetzt Schlagzeug. Die Bläser bringen mehr Druck in den Sound. Die E-Gitarre macht ihn rockiger.  

 

Was ihre Platte auszeichnet? „Sie ist bunt, frisch und hat ein gewisses Bewusstsein“, erklärt Tatán. Ihnen ist wichtig, nicht nur Partytracks zu machen. So liefert der Albumopener „Welcome“ eine politische Botschaft in Zeiten von Flucht und Migration: Jeder ist willkommen. „Syrien, Mexiko, die Mauer von Trump – das ist sehr präsent bei uns“, sagt Tatán. Der Albumtitel Tropikal Passport (tropischer Reisepass) ist da kein Zufall. Bassist Lalo musste mitten in der Albumproduktion das Land verlassen, sein Visum war abgelaufen. Ein Schock für die Band, der auch musikalisch verarbeitet werden musste.  

Bassist Christian Ovalle hat sich dafür glänzend eingefügt. Der jüngste Flecha zeigt mit seinen 23 Jahren Entertainer-Qualitäten: Im Jazzhaus kommt er immer wieder vor zum Bühnenrand, um Stimmung zu machen. Für alle fünf ist die Band Hauptjob. Dass sie ambitioniert zur Sache gehen, hört man der Platte an. Ausgefeilter und reifer als der Vorgänger klingen die dreizehn Tracks.  

Ihre Liebe zur Stadt spiegelt sich auch in den Texten wider: Ein Reggaetrack heißt „Freiburg Girl“. Und in der ersten Single El Capitán Mantarraya erzählen sie von einem mexikanischen Kapitän, den sie einst in Freiburg kennengelernt haben. „Wir kamen gerade von einem Straßenkonzert, da hat er uns Spanisch reden hören“, erinnert sich Tatán. Spontan zogen sie mit ihm und seiner Tochter eine Nacht um die Häuser. Der Kapitän hatte Geburtstag.  

Feiern können die Jungs, daran gibt’s keinen Zweifel. „Otra, otra“, schallt es am Ende durchs Jazzhaus. „Noch eins“, rufen die Zuschauer. Gleich zwei Mal kommen die Schwarzen Pfeile für Zugaben zurück auf die Bühne. Da die Nachfrage fürs Konzert so groß war, spielen die Flechas am 27. April ein zweites Mal im Jazzhaus. Die Pfeile sind längst nicht verschossen. Die Freiburg Girls vielleicht schon.

Verlosung

Das chilli verlost 2×2 Karten für das Konzert von Flecha Negra am 27. April im Jazzhaus. Zu den zwei Karten gibt es jeweils ein Album obendrauf. Ihr wollt gewinnen? Schickt uns eine Mail mit eurem vollen Namen und dem Stichwort „Flecha Negra“ an die Adresse redaktion@chilli-freiburg.de. Einsendeschluss ist der 28. Februar. Die Gewinner werden bis zum 2. März per Mail benachrichtigt.

Fotos: Till Neumann