Sozialer Sprengstoff voraus – Bauverein bilanziert robust und kritisiert Habeck Immobilien | 24.07.2023 | Lars Bargmann

örg Straub, Martin Behrens (Aufsichtsratsvorsitzender) und Marc Ullrich (v. l.) Die drei von der Kommando- brücke: Jörg Straub, Martin Behrens (Aufsichtsratsvorsitzender) und Marc Ullrich (v. l.)

Das vergangene Jahr hat die Wohnungswirtschaft in einen Krisenmodus versetzt. Nach jahrzehntelangem Aufwärtstrend befindet sie sich aktuell in einer Zeitenwende. „Ohne verbesserte Rahmenbedingungen und politische Unterstützung wird sich der Wohnungsmarkt in der Region noch weiter verschärfen. Wir sehen sozialen Sprengstoff“, erklärten Marc Ullrich und Jörg Straub, die beiden Vorstände der Genossenschaft Bauverein Breisgau (BVB), bei der Bekanntgabe der Bilanz für 2022. Die war indes alles andere als explosiv.

48,3 Millionen Euro haben die Genossen mit 120 Beschäftigten eingenommen, gut 4,5 Millionen mehr als im Vorjahr. Rund 17 Millionen wurden in neue und alte Wohnungen investiert. In den letzten 20 Jahren sogar insgesamt eine halbe Milliarde Euro, betonte Ullrich. Unterm Strich blieben 7,5 Millionen Euro Gewinn, eine weniger als 2021. Das Eigenkapital liegt mittlerweile bei 125 Millionen.

Ob es bei den aktuell „toxischen Rahmenbedingungen“ in diesem und in den nächsten Jahren mit der Neubautätigkeit so weitergeht, ist aber sehr fraglich. Ullrich und Straub kritisieren nicht zuletzt Robert Habecks „Hickhack um die Dekarbonisierung der Wohnungsbestände“. Das sei, so Straub, „Gift für eine strukturierte Investitionsplanung“. Das Duo rechnet allein für den eigenen Bestand mit einem zusätzlichen Investitionsbedarf von bis zu 100 Millionen Euro.

Und der Vorstand geht auch davon aus, dass die Grundsteuerreform, steigende Energiekosten und die Kerninflation zu steigenden Nebenkosten führen werden. Mit einer durchschnittlichen Miete von 7,17 Euro wohnen die Menschen beim BVB derzeit weit unterhalb des Marktniveaus – und haben dabei ein lebenslanges Nutzungsrecht. Mit knapp 25.000 Mitgliedern ist der Bauverein, der aktuell 5104 eigene Wohnungen in Freiburg und dem Umland hat, der größte in Südbaden und auch bundesweit einer der größten.

Dass der BVB beim Bauen nicht nur auf preisgünstige Mieten achtet, beweisen die Projekte Uni-Carré und Carl-Sieder-Hof: Beide werden im Juli von der Architektenkammer Baden-Württemberg mit der Plakette für „Beispielhaftes Bauen in Freiburg“ ausgezeichnet.

Foto: © Bauverein Breisgau