Sportfechten an der Uni Freiburg: Duell ohne Tote STADTGEPLAUDER | 16.10.2016

En garde! Im vielfältigen Freiburger Hochschulsportprogramm findet sich etwas auf den ersten Blick Althergebrachtes: Fechten. Dabei liegt hier nach einem Kampf niemand mehr blutend auf dem Boden. chilli-Autor Fabian Bornemann über einen sanften Kampfsport.

Fechten

Versiert: Daniel Berner war fast EM-Teilnehmer.

„Kling, kling … kling“ – das helle Klirren, wenn zwei Klingen aufeinanderprallen. Zwei Fechter stehen sich angespannt gegenüber, in zwei Schichten weiße Schutzkleidung gehüllt. Plötzlich eine schnelle Vorwärtsbewegung, die Klinge berührt die gegnerische Waffe, dann trifft die Spitze die gegnerische Brust. „Gut“, lobt Trainer Daniel Berner. Die Fechter nehmen ihre Masken ab, geben sich die Hände.

So freundschaftlich waren Fechtkämpfe nicht immer: Bis Anfang des 20. Jahrhunderts sind Männer in Europa in tödlichen Duellen gegeneinander angetreten. Mit Pistolen oder Säbeln haben sie versucht, ihre Ehre wiederherzustellen.

Daraus hat sich ein hochtechnisierter Wettkampfsport entwickelt. Blut fließt dabei keins mehr, nur noch Schweiß. Degen, Florett und Säbel sind stumpf. Die Verletzungsgefahr ist damit nicht höher als beim Fußball oder Tennis.

Zum Fechten mit scharfen Waffen, wie in manchen Studentenverbindungen, gibt’s einen großen Unterschied: „Da geht es wirklich darum, jemandem auf die Fresse zu geben und das ist absolut nicht die Absicht beim Sportfechten“, so Berner. „Wir entschuldigen uns nach jedem Treffer, der verletzt hat.“

Fechten

Lernfähig: Daniel Berner trainiert jetzt Studenten wie Verena Niebur.

Der 19-Jährige fängt 2005 beim SV Waldkirch mit Fechten an, fünf Jahre später geht es auf die deutschen Meisterschaften. Wenig später verpasst er knapp den Einzug ins EM-Turnier. Nach dieser Enttäuschung ist der Elan draußen. Berner wird Trainer und leitet seit dem Sommersemester das Anfänger- und Fortgeschrittenentraining.

Die Fortgeschrittenen kämpfen elektrisch – also mit Waffen, die über eine Kabelrolle mit einem Melder verbunden sind. Auf dem leuchtet eine Lampe auf, wenn die Klinge mit der Spitze den Körper des anderen berührt.

Doch zuerst die Beinarbeit: Schritte, Ausfälle und Sprünge. Der dumpfe Ton von 15 Paar Schuhen auf dem Hallenboden ertönt fast im Gleichschritt. Mit Fechtschritten geht es vor und zurück. Berner hebt den rechten Arm. Das Signal für »Schritt vor, Ausfall«. Jeder versucht, möglichst schnell zu reagieren. Angestrengtes Keuchen, nasse Shirts. Noch ein letzter Durchgang.

Text & Fotos: Fabian Bornemann

Hier lest ihr, wie Verena Niebur ihr erstes Fechttraining erlebt hat:

http://chilli-freiburg.de/02-freiburg/eine-studentin-versucht-sich-im-fechten-eine-heise-angelegenheit/