Stadtbau hat neun Millionen Euro erwirtschaftet – ist das zu viel? STADTGEPLAUDER | 24.06.2016

Der Freiburger Stadtbau Verbund hat 2015 ordentlich Gewinne eingefahren: 13,2 Millionen Euro Jahresüberschuss hat Geschäftsführer Ralf Klausmann erwirtschaftet. Für die Freiburger Stadtbau GmbH (FSB) waren es 9,3 Millionen. Zwei Stadträte üben daran scharfe Kritik. Die Grünen halten dagegen.
 
5,2 Millionen Euro mehr als 2014 hat die FSB erwirtschaftet. Ein sattes Plus von 79 Prozent. „Der Gewinn ist ein Schluck aus der Pulle, wir sind darauf angewiesen“, betonte Klausmann bei der Vorstellung der Zahlen. „Nur mit Gewinnen können wir sozial wirtschaften.“ Das Geld verbleibe im Unternehmen und werde zur Stärkung des Eigenkapitals gebraucht. Damit werde gebaut und modernisiert. „Geförderter Mietwohnungsbau ist defizitär“, unterstrich der FSB-Chef. Zudem kämen hohe Instandhaltungskosten auf die FSB zu.
 
Nicht überall sorgen die Zahlen für Freudensprünge: Für Stadtrat Hendrijk Guzzoni (Linke Liste) werfen die Gewinne „massive politische Fragen auf“. „Worin unterscheidet sich die FSB von einem klassischen, kommerziellen Unternehmen?“, fragte er in einer öffentlichen Stellungnahme. Und weiter: „Womit sind jährliche Mieterhöhungen zu rechtfertigen bei einem Gewinn in zweistelliger Millionenhöhe?“ Guzzoni verwies auf den sozialen Auftrag der städtischen Tochtergesellschaft, günstigen Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Dieser Verantwortung komme die FSB nicht ausreichend nach.
 
Lange Linie: Stadtbau-Mietshäuser an der Berliner Allee.
 
Bei der Podiumsdiskussion „Für eine soziale Stadtbau!“ hagelte es kurz darauf weitere Kritik. Nicht nur Guzzoni, auch SPD-Stadtrat Walter Krögner warf der FSB vor, zu sehr auf Gewinne aus zu sein. Die Bedürfnisse der Mieter würden dabei vernachlässigt. Das fünfköpfige Podium bestand ausschließlich aus FSB-Kritikern.
 
Beanstandet wurden auch die Mietpreise. „Wohnen bei der FSB bleibt günstig!“, pries die Stadtbau in ihrer Bilanz an. Mit 6,27 Euro pro Quadratmeter liege die Durchschnittsmiete etwa 20 Prozent unter dem Freiburger Mittelwert von 7,75 Euro. Die Aussage ließ Ralf Müller, Mieterbeiratsvorsitzender der FSB, nicht gelten. Da würden Äpfel mit Birnen verglichen. Denn die FSB-Wohnungen lägen zumeist in preiswerteren Stadtvierteln und seien verhältnismäßig schlecht ausgestattet.
 
Die Podiumsdiskussion rief schließlich die Grünen-Fraktion auf den Plan. Dort sei „ideologischer Unsinn“ aufgetischt worden, polterten Fraktionsvorsitzende Maria Viethen und ihr Stellvertreter Gerhard Frey. Dass die FSB nur nach Eigenkapital und Rendite strebe, sei schlichtweg falsch. Das Geld werde komplett in die Sanierung und Modernisierung der eigenen Mietwohnungen und in den Neubau geförderter Sozialmietwohnungen reinvestiert, schrieben Viethen und Frey in ihrer Stellungnahme. „100 Prozent des Gewinnes verbleiben in der Gesellschaft selbst zur Erfüllung ihres kommunalpolitischen Auftrages.“
 
Text & Foto: Till Neumann